Immer schwieriger Altkleider weiter zu verwerten
- Gesammelt werden nur Alttextilien, die noch nutzbar sind.
- Der alte Putzlappen gehört weiterhin in den Restmüll. Hier gab es zur Gesetzesnovelle Verwirrung.
- Fünf bis sechs Prozent der gesammelten Kleider werden in Deutschland als Secondhand verkauft – durch Fast Fashion ein immer schwereres Geschäft.
Dass der MDR -AKTUELL-Hörer nichts bemerkt hat von Änderungen bei der Sammlung von Alttextilien – für Thomas Kügler, Abteilungsleiter Abfallwirtschaft/Stadtreinigung in Dresden, ist das ein gutes Zeichen. Dresden war auch vor der Gesetzesänderung schon sehr ordentlich aufgestellt: Acht Wertstoffhöfe, auf denen Alttextilien von Privatunternehmen erfasst und verwertet werden, dazu über die Stadt verteilte Altkleidercontainer, teils privatwirtschaftlich teils gemeinnützig betrieben – die einzige kleinere Änderung infolge der Gesetzesnovelle, sagt Kügler: "Wir haben ein Standortkonzept erstellt, eine Verlosung in zehn Gebietslosen vorgenommen (…) und demzufolge mussten Container und Altkleidersammler aus den alten Gebieten raus in andere Gebiete gehen".
Weshalb sich da und dort die vertrauten Container-Standorte vielleicht um ein, zwei Straßenecken verschoben haben. Auch nicht verändert, unterstreicht der Abfallwirtschaftler, hat sich das, was gesammelt werden soll, und dass, was nicht: "Alles was noch verwertbar ist, soll, darf und muss in den Altkleidercontainer, und alles was verschmutzt, verölt, verschimmelt ist an Alttextilien, die gehören in den Restmüll."
Gesetzesänderung sorgte für Verwirrung
Um die Gesetzesänderung habe es einiges an Verwirrung gegeben, so Thomas Ahlmann. Er ist Geschäftsführer von "FairWerter", einem Zusammenschluss von bundesweit über 150 gemeinnützigen Vereinen, die beim Alttextiliensammeln mittun. Auch in den Medien sei damals der Eindruck vermittelt worden, als gehöre mit Inkrafttreten der Getrenntsammelpflicht auch der letzte verölte Putzlappen in den Sammelcontainer. Überhaupt sei das mit der EU-Vorgabe so eine Sache, sagt Ahlmann: "Tatsächlich ist es so, dass wir in Deutschland ein flächendeckendes System der Sammlung hatten. Eine Million Tonnen Textilien landen in den Getrenntsammlungen. Das ist eine LKW-Schlange jedes Jahr von Dresden bis zum Kap Arcona auf Rügen und wieder zurück voll mit Alttextilien."
Fast Fashion verdrängt Second Hand
Fünf bis sechs Prozent davon ließen sich in der Bundesrepublik als Gebrauchtkleidung absetzen. Alles andere ginge ins Ausland. Nur, dort ist die Nachfrage eingebrochen. In Afrika wird Second Hand zusehends verdrängt von Fast Fashion, extrem billiger Bekleidung, wie sie auch bei uns in einschlägigen Ketten verkauft wird. Die Branche steckt in der Krise. Schon haben sich die ersten privaten Unternehmen aus dem Alttextiliengeschäft zurückgezogen. Anfang des Jahres schloss Europas größtes Sortieranlage in Bitterfeld-Wolfen.
"FairWerter" steht unter Druck
Und auch die gemeinnützigen Sammler unter dem Dach von "FairWerter" geraten unter Druck. Die Zukunft sei alles andere als rosig, so Geschäftsführer Ahlmann: "Tatsächlich droht uns der Kollaps eines eigentlich wirklich gut funktionierenden Systems und die Konsequenz wäre, dass erhebliche Anteile von Kleidung, die von privaten Haushalten aussortiert und eigentlich noch gut sind, in der Verbrennung landen."
Aufzuhalten sei dieser Kollaps nur, wenn wir unseren Textilkonsum überdenken "und dafür Sorge tragen, dass nur noch Textilien auf den Markt kommen, die langlebig sind, die qualitativ auch besser sind. Wir müssen die Textilien recyclingfähig machen, damit wir wirklich am Ende der Nutzungsdauer damit noch etwas nutzvolles tun können", so Ahlmann. Mit 5-Euro-T-Shirts aus Südasien ist das allerdings nicht zu machen.
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