Der Deutsche Feuerwehrverband (DFV) hat zur Bekämpfung von Waldbränden eine systematische Beseitigung von alten Munitionsresten angemahnt. "Polen hat es vorgemacht, Deutschland hinkt hier hinterher", kritisierte der Verbandsexperte für Waldbrände, Ulrich Cimolino, während die Waldbrände in der Gohrischheide loderten.

Landrat: Altmunition tief in Boden eingegraben

Laut Landrat des Landkreises Meißen, Ralf Hänsel (CDU), ist die Räumung aufgrund der langen militärischen Nutzung des Geländes problematisch. Demnach haben sich über mehr als 100 Jahre hinweg die Kampfmittel in den Heideboden eingearbeitet. Patronen seien teilweise im Wurzelwerk der Bäume verwachsen. Diese müssten metertief ausgegraben werden, so Hänsel mit Verweis auf seine Zeit als Bürgermeister von Zeithain. Dort liegt der frühere Truppenübungsplatz.

Über mehr als 100 Jahre hinweg haben sich die Kampfmittel in den Heideboden eingearbeitet.

Ralf HänselLandrat Kreis Meißen

Weniger als ein Prozent der Heide beräumt

In dem 2.800 Hektar großen Naturschutzgebiet wurde nur ein Hektar fachgerecht von Kampfmitteln beräumt. Das berichtete Zeithains Bürgermeister Mirko Pollmer (Bürgerinteressengemeinschaft Gemeindegebiet Zeithain e.V.) im Gespräch mit MDR SACHSEN. Die Beräumung und Sanierung hat Pollmer zufolge eine Million Euro gekostet. "Wer soll das bezahlen, wenn mehr als 2.000 Hektar bereinigt werden?"

Wie viel Kriegsmunition liegt in Gohrischheide?

Wie viel Munition genau in der Gohrischeide liegt, ist leider schwer schätzbar, sagte eine Sprecherin des Kampfmittelbeseitigungsdienstes Sachsen (KMBD) auf Anfrage von MDR SACHSEN. "Es sind keine Aufzeichnungen in der mittlerweile hundertjährigen militärischen Nutzung des Gebietes vorhanden." Laut KMBD wird das Gebiet jährlich regelmäßig beräumt. Die Beräumung sei jedoch abhängig von finanziellen Mitteln, welche durch den Staatsforst und die Naturschutzbehörde bereitgestellt werden.

Verschiedene Muster von Kampfmitteln stehen in einem Bunker auf dem Areal des Kampfmittelbeseitigungsdienstes der Polizei in Zeithain. Auf dem Areal wird Fundmunition aus ganz Sachsen vernichtet. (Archivbild)Bildrechte: picture alliance/dpa | Sebastian Kahnert

Innenministerium: Finanzielle Mittel reichen nicht aus

Doch die finanziellen Mittel reichen bei weitem nicht aus für eine komplette Beräumung. Wie ein Sprecher des Sächsischen Innenministeriums MDR SACHSEN sagte, hat das zuständige Polizeiverwaltungsamt für dieses Jahr insgesamt drei Millionen Euro aus Haushaltsmitteln erhalten - für die Kampfmittelberäumung im ganzen Freistaat.

"Die Gohrischheide wurde über mehrere Jahrhunderte als Truppenübungsplatz genutzt und ist aufgrund dessen in einer Intensität mit Munitionsresten belastet, die die Beräumung zur Daueraufgabe macht", so der Ministeriumssprecher.

Rücksicht auf Brutvögel geboten

Eine Räumung der Gohrischheide bedeutet laut Kampfmittelräumdienst einen enormen Aufwand und ist durch den Naturschutz eingeschränkt. Die Gohrischheide ist als Europäisches Vogelschutzgebiet ausgewiesen. Zu bestimmten Zeiten müsse deshalb auf brütende Vögel Rücksicht genommen werden.

MDR (wim/koh)

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