• In Deutschland arbeitet derzeit rund ein Viertel der Beschäftigten zumindest teilweise im Homeoffice.
  • Die Homeoffice-Regelungen fallen je nach Unternehmen sehr unterschiedlich aus.
  • Kürzungen beim mobilen Arbeiten kommen laut ifo-Forscher selten vor – und meist nicht ohne strategischen Hintergrund.

Jeder vierte arbeitet zumindest teilweise im Homeoffice

Call Center – das klingt nach Lärm. Doch wer Kai Zuchold bei der Leipziger TAS AG besucht, läuft durch fast stille Räume. Nur ein paar Leute telefonieren. Zuchold erzählt: Rund 200 seiner 600 Kundenberater arbeiten ausschließlich von zu Hause: "Das sind natürlich Mitarbeitende, die wohnen in Regionen wie München, Düsseldorf, Hamburg, wo vielleicht jeder sagen würde: Denen bieten sich ganz andere Jobchancen und vielleicht auch ganz andere Gehaltshöhen. Aber es gibt nicht so viele Unternehmen, die den Menschen diese Möglichkeit anbieten, zu 100 Prozent im Homeoffice tätig sein zu können."

100 Prozent Homeoffice – das ist drei Jahre nach der Pandemie selten geworden. Viele arbeiten aber noch ein paar Tage pro Woche von zu Hause, besonders Akademiker. Jean-Victor Alipour vom ifo-Institut hat Zahlen für alle Beschäftigten erhoben. "Aktuell arbeitet jeder vierte Beschäftigte in Deutschland zumindest teilweise von zu Hause. Interessant ist: Diese Quote ist seit dem Ende der Pandemie ziemlich konstant. Und auch wenn wir uns den Arbeitsumfang, der zu Hause ausgeübt wird, ansehen, sehen wir nicht wirklich große Veränderungen." Alipour resümiert, einen klaren Trend zurück ins Büro gebe es nicht.

Homeoffice-Regeln unterscheiden sich von Firma zu Firma

Nachgefragt bei großen Firmen in Sachsen: Beim Gasgroßhändler VNG, erzählt Personalchefin Lydia Schuster-Scholz, gilt noch immer die Homeoffice-Vereinbarung von 2020. Tatsächlich darf im Unternehmen demnach fünf Tage die Woche mobil gearbeitet werden. "Das erfolgt aber in Absprache mit der Führungskraft und dem Team entsprechend betrieblicher Notwendigkeit." Man lasse relativ lange Leine.

Nicht ganz so lang ist die Leine bei der Leipziger Messe. Dort, sagt Sprecher Andreas Knaut, dürften Beschäftigte bis zu drei Tage je Woche fernab des Büros arbeiten: "Das wird individuell geregelt, jeweils mit dem Vorgesetzten. Es besteht kein Rechtsanspruch auf mobiles Arbeiten, sondern das ist alles freiwillig." Die Absprache mit dem Vorgesetzten sei erforderlich.

Leipziger Firma setzt auf Vertrauen statt Kontrolle

Dann ist da noch ein Unternehmen, das mitten in der Pandemie neue Büros bauen ließ: Die Unite AG betreibt von Leipzig aus eine Handelsplattform für Unternehmen. Homeoffice war von Anfang an mit eingeplant.

Trotzdem erwarte Unite, dass die meisten Beschäftigten wenigstens zwei Tage je Woche ins Büro kommen, sagt Personal-Verantwortlicher Marcus Hendel: "Was es braucht für beide Seiten, sowohl für Arbeitnehmende als auch den Arbeitgeber, ist Vertrauen. Wir stehen jetzt nicht an der Tür und tracken, ob Max Mustermann oder Lieschen Müller entsprechend ihrer Smart-Work-Modelle auch im Büro sind." Die Erkenntnis, dass die Qualität des Arbeitens in einem Büro dann doch nochmal eine andere sei, müsse bei jedem selbst reifen.

Das klingt vernünftig und entspannt. Doch woher kommt dann der Eindruck, dass Homeoffice im großen Stil untersagt wird?

Warum manche Unternehmen Homeoffice bewusst kürzen

Ifo-Forscher Alipour spricht von prominenten Einzelfällen und vermutet: Hinter vielen öffentlich bekannt gewordenen Homeoffice-Kürzungen stecke auch Taktik. "Das kann natürlich auch strategisch eingesetzt werden von Unternehmen, die Stellenabbau planen. Wenn sie Homeoffice zurückfahren, macht man den Job auch etwas unattraktiver und erleichtert so gewissermaßen auch Kündigungen."

Wenn Beschäftigte wegen gestrichener Homeoffice-Regelungen selbst kündigen, sparen Unternehmen Abfindungen – so Alipours Fazit. In letzter Zeit seien es vor allem wirtschaftlich angeschlagene Firmen gewesen, die ihre Leute komplett zurück ins Büro geholt hätten. Langfristig aber, sagt der ifo-Forscher, werde Homeoffice eher zunehmen, weil die technischen Möglichkeiten immer besser würden.

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