Die Ergebnisse zeigen: Die Mehrheit der Befragten erkennt die derzeitige Realität erstaunlich präzise – nämlich, dass wohlhabendere Bevölkerungsgruppen deutlich mehr CO2 ausstoßen als weniger vermögende. Besonders bemerkenswert ist jedoch, dass sich die befragten Personen umgekehrte Verhältnisse wünschen: Über alle Vermögensgruppen hinweg sprechen sie sich dafür aus, dass reiche Gruppen künftig eine deutlich emissionsärmere Klimabilanz aufweisen sollten. "Aus dem Kontrast zwischen wahrgenommener Realität und gewünschter Idealverteilung lässt sich ein klarer gesellschaftlicher Veränderungswunsch ablesen", erklärt Julia Koller, Gesundheitspsychologin an der Universität Konstanz und eine der beiden Erstautorinnen.

Grundlage war die Befragung von über 1.300 Teilnehmenden im Rahmen der Konstanzer Life-Studie, einer seit 2012 laufenden Langzeitstudie zu Gesundheit und nachhaltigem Verhalten. Dafür wurden die subjektiven Einschätzungen der Befragten mit objektiven Emissionsdaten verglichen, die von den Forschungspartnern in Paris bereitgestellt wurden.

Die persönliche Klima-Bilanz: Selbstwahrnehmung vs. Selbstüberschätzung

"Die Ungleichverteilung der Emissionen wird als gesellschaftliches Problem erkannt, und es gibt einen breiten Wunsch nach Veränderung – doch viele sehen sich persönlich bereits als Teil der Lösung", erklärt Psychologin und Co-Erstautorin Johanna Köchling. So gab die Mehrheit der Befragten ihren eigenen Anteil am CO2-Ausstoß als deutlich geringer an, als es bei der zugehörigen Vermögensgruppe im Schnitt der tatsächliche Fall ist. Daraus wird deutlich, dass sich eine spezifische Wahrnehmungslücke auftut, die von den Studienautorinnen als "Carbon Perception Gap" bezeichnet wird, also einer Diskrepanz zwischen dem vorherrschenden Status quo, dem angestrebten Ideal und der Selbstwahrnehmung.

Die Ergebnisse liefern wichtige Hinweise für die Klimapolitik, sowohl im Kommunizieren als auch im Handeln. "Der breite Konsens, dass sich etwas ändern muss, ist eine wichtige Grundlage für klimapolitische Maßnahmen", sagt Gesundheitspsychologin und Studienleiterin Britta Renner. "Da die Wahrnehmung einen großen Einfluss auf unser Handeln hat, ist es wichtig, diese Wahrnehmungslücke bei der Gestaltung klimapolitischer Maßnahmen zu adressieren, sodass sie als gerecht empfunden werden und folglich in der Bevölkerung breite Unterstützung finden", ergänzt Biopsychologe und Studienleiter Harald Schupp.

Links/Studien

Köchling, J., Koller, J. E., Straßheim, J. et al.: The carbon perception gap in actual and ideal carbon footprints across wealth groups. Nature Communications, 2025.

pm

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