• Ein Teil einer der wichtigsten Verkehrsadern in Magdeburg ist auf unabsehbare Zeit gesperrt: die Brücke über den Damaschkeplatz.
  • Es gibt Einschränkungen für alle Verkehrsteilnehmerinnen und -teilnehmer.
  • Geplant ist eine Behelfsbrücke, die nach Angaben der Stadt bis zu den Sommerferien stehen könnte.

Die Brücke des Magdeburger Rings über den Damaschkeplatz ist seit Dienstag vollständig gesperrt. Das heißt, niemand darf mehr darüber oder darunter hindurch. Grund dafür sind laut Stadtverwaltung massive Schäden an der Brücke. Bei einer Sonderprüfung seien zahlreiche Risse an den Spanngliedern festgestellt worden, teils seien sie sogar bereits gebrochen, teilte die Stadtverwaltung am Montag mit.

Die festgestellten Schäden sind den Angaben zufolge so gravierend, dass eine Reparatur nicht mehr möglich ist – ein Abriss der Brücke gilt nach Einschätzung der Stadt als unausweichlich. Ein provisorischer Ersatzbau soll möglichst schnell entstehen.

Sperrung schränkt Autos, Straßenbahnen, Radfahrer und Fußgänger ein

Laut Stadtverwaltung kommt es wegen der Vollsperrung im Zentrum zu Einschränkungen im Verkehr für Autos, Straßenbahnen, Radfahrer und Fußgänger. Der Autoverkehr werde über die A14 umgeleitet, Radfahrer und Fußgänger könnten die Brücke in den Glacisanlagen oder die Albert-Vater-Straße nutzen.

Ausweichen können Fußgänger und Radfahrer über die Brücke in den Glacisanlagen.Bildrechte: MDR/Manuel Mohr

Wie MDR SACHSEN-ANHALT am Dienstagnachmittag jedoch beobachten konnte, ignorieren viele Radfahrer und Fußgänger die Sperrung auf dem Damaschkeplatz. Absperrgitter wurden an einigen Stellen geöffnet, Passanten gingen weiterhin unter der einsturzgefährdeten Brücke hindurch. Größere Staus im Autoverkehr blieben wegen der Osterferien im Stadtzentrum aber erst einmal aus, so die Polizei.

Karte zur Sperrung der Brücke am Damaschkeplatz: Das sind die Umleitungen

Diese Umleitung wird Autofahrerinnen und Autofahrern empfohlen

Die Stadtverwaltung empfiehlt für den Durchgangsverkehr eine großräumige Umleitung über die Autobahn 14. Die letzte Ausfahrt vom Magdeburger Ring in der nördlichen Fahrtrichtung ist die Abfahrt Liebknechtstraße, in der Gegenrichtung der Anschluss an die Bundesstraße 1/ Albert-Vater-Straße.

So leiten die MVB die Straßenbahnen um

Wie die Magdeburger Verkehrsbetriebe (MVB) mitteilten, fahren bereits seit Betriebsbeginn am Dienstag mehrere Straßenbahnen aufgrund der Sperrung anders. Das betrifft demnach die Linien 1, 3, 4, 5 und 6. Konkret sehen die Umleitungen wie folgt aus:

Auch der Straßenbahnverkehr am Kölner Platz ist gesperrt.Bildrechte: MDR/Sören Thümler

  • Die Straßenbahnlinie 1 ist zwischen Kannenstieg und Olvenstedter Platz über Leiterstraße, Hasselbachplatz, Südring, Westring und Damaschkeplatz unterwegs.
  • Die Straßenbahnlinie 3 ist zwischen Klinikum Olvenstedt und Diesdorf über Olvenstedter Platz, Damaschkeplatz und Westring im Einsatz. (ca. 20-Minuten-Takt)
  • Die Straßenbahnlinie 4 fährt zwischen Klinikum Olvenstedt und Cracau über Europaring, Westring, Südring, Hasselbachplatz, Verkehrsbetriebe und Hauptbahnhof/ Willy-Brandt-Platz.
  • Die Straßenbahnlinie 5 ist zwischen Diesdorf und Messegelände über Westring, Südring, Raiffeisenstraße und S-Bahnhof Buckau im Einsatz. (ca. 20-Minuten-Takt)
  • Die Straßenbahnlinie 6 fährt verkürzt nur zwischen Herrenkrug und Hauptbahnhof/ Willy-Brandt-Platz.

Die Haltestelle Hauptbahnhof / Kölner Platz entfällt demnach komplett. Fahrgäste sollen die Haltestelle Hauptbahnhof / Willy-Brandt-Platz nutzen.

Brücke des Magdeburger Rings: Gefahr oberhalb und unterhalb des Bauwerks

Magdeburgs Baubeigeordneter Jörg Rehbaum (SPD) sagte MDR SACHSEN-ANHALT am Montag, das größte Risiko sei das Eigengewicht der Brücke selbst. Die darüber fahrenden Autos würden noch Zusatzgewicht bringen. Die Gefahr bestehe oberhalb und unterhalb der Brücke. Das Bild sei "relativ verheerend", so Rehbaum.

Das Bild, das wir haben, ist leider relativ verheerend. (...) Das heißt schlicht und ergreifend das, was wir am liebsten vermeiden wollten, aber was unvermeidbar ist: Wir müssen die Brücke sperren. Wir werden sie abreißen und neu aufbauen müssen.

Jörg Rehbaum, Baubeigeordneter Magdeburg

Magdeburger OB Borris bittet um Verständnis

Oberbürgermeisterin Simone Borris (parteilos) nannte die Lage im MDR-Interview am Dienstag "schockierend" und sprach von "erheblichen Herausforderungen". Sie bat die Magdeburgerinnen und Magdeburger um Verständnis. Wer nicht direkt in die Stadt müsse, werde gebeten, die Stadt zu umfahren.

In Richtung von Bund und Land appellierte Borris, die Stadt brauche finanzielle Unterstützung. Sollten alle maroden Brücken ertüchtigt werden, würden zwischen 100 und 150 Millionen Euro gebraucht – je nachdem, wann am Ende wirklich gebaut werde.

Borris zufolge ist der zeitliche Ablauf für Abriss und Co. noch offen. (Archivbild)Bildrechte: Sebastian Mantei /MDR

Behelfsbrücke bis zu den Sommerferien fertig?

Magdeburgs Baubeigeordneter Rehbaum sagte dem MDR am Dienstag, auf den Unterbau der jetzigen Brücke solle eine Behelfsbrücke aufgesetzt werden. Der Abriss der jetzigen Brücke solle "im Rahmen der Gefahrenabwehr" relativ zügig erfolgen. Damit könnte der Verkehr zumindest unter der Brücke in absehbarer Zeit wieder fließen.

Die Behelfsbrücken bekomme man relativ schnell geliefert, die Montage dauere dann rund zehn Wochen, sagte Rehbaum weiter. Man hoffe, dass der Magdeburger Ring mit den Behelfsbrücken bis zu den Sommerferien wieder hergestellt sei, erklärte der Baubeigeordnete.

Allein die Ausschreibung könnte Jahre dauern

Für den Bau der neuen Brücke ist Rehbaum zufolge ebenfalls noch kein genauer Zeitpunkt klar. So würden die Ausschreibungen derzeit zwischen fünfeinhalb bis 15 Jahren dauern. Die Stadt wolle das Verfahren auf dreieinhalb bis neun Jahre verkürzen. Den Worten von Rehbaum kann das allerdings auch nicht reichen, um die marode Infrastruktur zeitnah zu erneuern.

Oberbürgermeisterin Borris hatte zuvor erklärt, die Stadt werde "intensiv mit den Fachverantwortlichen besprechen, in welchem zeitlichen Ablauf wir das hinbekommen." Borris erklärte: "Wir müssen natürlich auch gucken, ob es vergaberechtliche Probleme gibt. Borris' Angaben zufolge soll auch geprüft werden, welche anderen Baustellen möglicherweise vorübergehend ruhen können, um einen Verkehrskollaps in Magdeburg zu verhindern.

Es führt sonst zum Verkehrskollaps – und das wollen wir alle nicht.

Simone Borris, Oberbürgermeisterin Magdeburg

Die Brücke ist irreparabel beschädigt.Bildrechte: MDR/Luca Deutschländer

Rettungsdienst prüft Auswirkungen auf Einsätze

Die Rettungskräfte in Magdeburg prüfen, welche Auswirkungen der Sperrung auf mögliche Einsätze hat. Frank Mehr, Leiter des Amtes für Brandschutz, Rettungsdienst und Katastrophenschutz in Magdeburg, sagte MDR SACHSEN-ANHALT, dass es am Dienstag (15.04) entsprechende Einsatzplanungen dafür gab. Das Ziel ist Mehrs Worten zufolge, trotz der Sperrung schnell zu Einsätzen in der Stadt zu kommen: "Darum sind wir bemüht und wir versuchen unsere Einheiten in der Stadt so zu stationieren, dass wir diese Hilfsfristen einhalten." Dazu bittet Mehr auch um Verständnis aus der Bevölkerung. Gerade in so einer Situation sei es wichtig, die Rettungsgassen freizuhalten.

Land sagt Unterstützung zu – und sieht "ein echtes Problem"

Sachsen-Anhalts Infrastrukturministerium hat der Stadt Magdeburg indes Unterstützung bei der Bewältigung der Verkehrsprobleme zugesagt. Staatssekretär Sven Haller sagte dem MDR am Dienstag, die Brückensperrung an einer solch neuralgischen Stelle sei für die Landeshauptstadt "ein echtes Problem".

Deswegen sei auch das Land in der Verantwortung, zu helfen. So werde man Magdeburg jetzt bei der Erarbeitung eines Umleitungskonzepts unterstützen. Im nächsten Schritt geht es nach Hallers Worten um den Abriss und eine schnellstmögliche Behelfslösung. Beim Neubau der Brücke könne die Stadt dann auch auf Fördermittel des Landes für die Infrastruktur zurückgreifen.

Stichwort: Der Magdeburger Ring

Der Magdeburger Ring ist eine Schnellstraße, die durch die Stadt führt. Sie wird auch Tangente genannt und ist kein Ring im eigentlichen Sinne, sondern eine Nord-Süd-Verbindung. Der Bau begann 1970, mitsamt Autobahnanschluss wurde die Trasse 1975 fertiggestellt. Nach dem Einsturz der Dresdner Carolabrücke war in Magdeburg veranlasst worden, dass das Material an drei Spannbetonbrücken des Rings geprüft wird.

An den Brücken wurde laut Stadt sogenannter Hennigsdorfer Spannstahl verbaut, bei dem das Risiko einer sogenannten Spannungsrisskorrosion besteht. Dieser Spannstahl wurde auch an der Carolabrücke verbaut.

ADFC fordert kurze Umleitung für Radfahrer

Auch für Radfahrer und Fußgänger ist der Damaschkeplatz seit Dienstag tabu.Bildrechte: MDR/Manuel Mohr

Der ADFC Magdeburg forderte unterdessen eine schnelle und möglichst kurze Umleitung für den Fuß- und Radverkehr am Damaschkeplatz. Dies sei vor allem auch im Interesse des ÖPNV und des Autoverkehrs. Denn es komme nun darauf an, dass in den kommenden Monaten so viele Menschen wie möglich das Fahrrad nutzten. Es gehe darum, einen Zusammenbruch des Verkehrs zu verhindern und jene zu entlasten, die dringend auf das Auto angewiesen seien, schrieb der ADFC auf seiner Webseite.

Besonders eine gute fußläufige Anbindung an den Hauptbahnhof sei wichtig, um Fernpendler nicht unnötig zu belasten und für Fahrgäste der MVB eine schnelle "Umstiegsbrücke" zwischen dem ÖPNV in die Innenstadt und nach Stadtfeld, Diesdorf und Olvenstedt zu bieten. Der Fahrrad-Club hat bereits verschiedene Vorschläge für mögliche Umleitungen erarbeitet.

Auch anderen Brücken des Magdeburger Rings droht Sperrung

Wie es derweil mit den Brücken über die Halberstädter Straße und die Brenneckestraße weitergeht, ist offen. Auch an diesen Spannbetonbrücken entlang des Magdeburger Rings soll es nun weitergehende Untersuchungen geben. Stadtsprecher Michael Reif sagte MDR SACHSEN-ANHALT am Mittwoch, es sei nicht auszuschließen, dass auch diese Brücken voll gesperrt werden müssten. Auf den beiden Brücken gilt derzeit Tempo 30 und nur eine Spur kann genutzt werden. Einen genauen Zeitplan für die Überprüfungen gibt es Reif zufolge noch nicht.

Stefan Hörold, der Präsident der Landesstraßenbaubehörde, schloss weitere Brückensperrungen in Sachsen-Anhalt ebenfalls nicht aus. Hörold sagte am Dienstagabend im MDR-Interview, es gebe im Land noch verschiedene Bauwerke, in denen Hennigsdorfer Spannstahl verbaut sei. Hier gebe es regelmäßig Sonderprüfungen. Weitere Sperrungen lassen sich demnach "nie ganz ausschließen".

dpa, MDR (Linus-Benedikt Zosel, Maximilian Fürstenberg, Kalina Bunk) | Erstmals veröffentlicht am 14.04.2025

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