• Der anfängliche Hype um Wasserstoff hat sich wieder gelegt. Viele Investoren ziehen sich wieder aus geplanten Projekten zurück.
  • Wasserstoff wird jedoch weiterhin eine wichtige Rolle bei der Transformation der Wirtschaft spielen.
  • Die Industrie fordert von der Politik Anreize, um den Wasserstoff zu stabilen Konditionen herstellen und vertreiben zu können.

Manchmal gibt es in der Wasserstoff-Branche doch noch Grund zum Feiern. Zum Beispiel am 22. September. Dann startet in Chemnitz das nationale Wasserstoff-Innovationszentrum HIC – mit Gästen aus Wirtschaft und Politik. Der Staat fördert dort mit fast 85 Millionen Euro neue Labore und Teststrecken.

Firmen sollten am HIC künftig ihre Wasserstoff-Innovationen ausprobieren können, sagt Geschäftsführer Karl Lötsch: "Wir bauen auch nicht nur ein Gebäude neu, sondern wir legen auch heute schon los. Wir unterstützen Firmen im Bereich Recherchen, im Bereich Simulation, im Bereich Konstruktion schon aktiv. Und damit ist das HIC im Sommer 2025 bereits da. Der Neubau, natürlich, dauert noch ein kleines Stück."

Rückschläge: Zuletzt viele Wasserstoff-Projekte gescheitert

Abseits dieses Projekts gab es zuletzt viele Rückschläge. Die Energieriesen LEAG und Mibrag haben Wasserstoff-Investitionen zurückgestellt. EnviaM steigt aus dem Leitungsprojekt Green Bridge aus. Und der Großinvestor HH2E ist pleite.

Trotzdem bleibt Jörn-Heinrich Tobaben optimistisch. Er ist Vorstandsmitglied im mitteldeutschen Wasserstoffnetzwerk Hypos: "Wir waren ja in der Situation eines Wasserstoff-Hypes. Der Wasserstoff hatte kurzzeitig ja fast eine religiöse Funktion. Er konnte jedes Problem lösen."

Transformation der Wirtschaft: Wasserstoff bleibt wichtig

Inzwischen, sagt Tobaben, sei man in der Realität angekommen. Grüner Wasserstoff bleibe trotzdem wichtig: "Die Großindustrie ist auf dem Transformationspfad und geht ihn auch unbeirrt weiter. Und da spielt Wasserstoff zwar keine überragende aber doch eine essenzielle Rolle. Ich nenne die Raffinerie von Total Energies in Leuna, ich nenne das Leipziger BMW-Werk. Diese Projekte sind in Umsetzung und bleiben es auch."

Ein weiteres aktives Projekt ist der Energiepark Bad Lauchstädt. Dort entsteht einer der größten Elektrolyseure Deutschlands. Projektleiterin Cornelia Müller-Pagel sagt, man sei im Zeitplan: "Wir starten mit der Inbetriebnahme tatsächlich in diesem Jahr, mit den ersten Anlagen. Wir gehen davon aus, dass wir spätestens Anfang nächsten Jahres mit dem Regelbetrieb der Anlage rechnen können." Der Elektrolyseur ist angebunden an Windpark und Gasspeicher. Eine Wasserstoffleitung führt in den Chemiepark Leuna.

Wasserstoff: Industrie fordert mehr Anreize aus der Politik

Das Pilotprojekt funktioniert, weil Sonderregeln gelten. So ist der Elektrolyseur beim Stromkauf von den Netzentgelten befreit. Müller-Pagel meint, das Scheitern anderer Wasserstoff-Projekte liege auch an der Politik: "Was wir brauchen, ist ein stabiler Regulierungsrahmen, der Anreize auf der Kundenseite schafft, grünen Wasserstoff einzusetzen. Und auf der anderen Seite den Erzeugungsanlagen einen stabilen Rahmen gibt, der ihnen erlaubt, zu wirtschaftlichen Konditionen Wasserstoff zu produzieren und nicht künstlich zu verteuern."

Eine generelle Befreiung von den Stromnetz-Entgelten wäre aus Müller-Pagels Sicht ein wichtiger Schritt. Das könne die Wasserstoffproduktion in Deutschland um bis zu 2,50 Euro je Kilogramm günstiger machen.

Langfristig, sagt sie, werde das grüne Gas gebraucht. Denn wenn Deutschland wirklich aus Erdgas, Erdöl und Kohle aussteigen will, dann ist für viele Industrieanwendungen grüner Wasserstoff die einzige Alternative.

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