Auf dem Weg nach Altenberg im Erzgebirge kommt man durch Liebenau, ein eingemeindetes Dorf zwischen Hügeln und Feldern. Doch Plakate am Straßenrand zeigen: Die Idylle ist gestört. "Nein zum Kita-Aus". "Keine Windräder in Liebenau". Und: "Keine Lithium-Aufbereitungsanlage und Abraumhalde". Zumindest eines der Probleme werde sich lösen, sagt Altenbergs stellvertretender Bürgermeister André Barth (AfD): Es kommt entweder eine Abraumhalde oder es kämen Windräder, weil beides auf der gleichen Fläche stattfinden soll.

Tourismus vs. Bergbau

Barth, der auch für die AfD im Landtag sitzt, sieht den Lithiumabbau differenziert. Es gäbe Gewinner und Verlierer: "Es gibt eine Zahl von 2,3 Milliarden Euro Gewerbesteuereinnahmen, die uns zufließen könnte, wenn das Unternehmen 30 bis 40 Jahre hier kontinuierlich abbauen würde", sagt Barth. Für die hochverschuldete Stadt Altenberg wäre das ein guter Weg zur Entschuldung.

Uns könnten 2,3 Milliarden Euro an Gewerbesteuereinnahmen zufließen.

André Barth (AfD)Stellvertretender Bürgermeister Altenberg

Doch Barth sagt auch: die Region lebe vom Tourismus. Wenn der Bergbau komme, dann würde ein Tourist, der im Winter nach Altenberg zum Skilaufen fährt, von Dresden über die Autobahn kommend, direkt an einer entstehenden Abraumhalde vorbeifahren.

Ob das eine ordentliche Visitenkarte für ein Naherholungsgebiet ist, darüber kann man sich trefflich streiten. Die Menschen in Liebenau sehen das eher eindeutig: "Wir haben hier so viel schöne Natur und dann kommt diese Riesenhalde dorthin, schwierig", sagen die einen. Andere meinen: "Wir sind älter, uns betrifft das nicht, sondern eher die nächsten Generationen. Ich will mich nicht mehr aufregen."

Unmut über Bürgerbeteiligung in den Ferien

"Das Erzgebirge ist durch den Bergbau geprägt. Uns geht es um die Art und Weise, wie der Bergbau betrieben wird", sagt Christian Lehnert, der sich in einer Bürgerinitiative engagiert. Die Planungen, das Gestein über Förderbänder entlang von Naturschutzgebieten zu transportieren und auf großen Halden zu lagern, entstamme aus dem vorvorigen Jahrhundert, sagt er. Denkbar wäre ein Konzept, was den Landverbrauch deutlich reduziert oder den Abraum direkt weiterverarbeitet oder abtransportiert.

Uns geht es um die Art und Weise, wie der Bergbau betrieben wird.

Christian LehnertMitglied Bürgerinitiative

Aber auch die Terminierung der Öffentlichkeitsbeteiligung wirft für Lehnert Fragen auf: Von den acht Wochen, die das Zeitfenster der öffentlichen Beteiligung hat, sind sechs Wochen durch die sächsischen Ferien belegt. "Wenn man seitens des Unternehmens wirklich will, dass man gemeinsam ein Projekt entwickelt, dass man gemeinsam mit Menschen darüber nachdenkt, dann macht man sowas nicht."

Verwaltung soll schnell entscheiden

Das Bergbauunternehmen Zinnwald Lithium will das Verfahren nicht bewerten. Sprecher Benjamin Fröbe weist darauf hin, dass die Frist für Stellungnahmen von einem Monat auf zwei Monate verlängert wurde: "Ich denke, jede Rückmeldung trägt dazu bei, das Projekt besser zu machen. Dass die Landesdirektion auf Anregung reagiert, und den Zeitraum verlängert hat, das halten wir für richtig."

Denn die Frist setzt die Landesdirektion Sachsen nach Eingang aller Unterlagen. Deren Präsident Bela Belafi sagt, der Wunsch nach längerer Beteiligungszeit sei verständlich, aber: "Die Raumverträglichkeitsprüfung setzt eben gerade bei dem Prinzip an, dass wir als Verwaltung schnell entscheiden sollen. Deswegen gibt es da eine Frist von sechs Monaten für uns."

Darum geht es: Lithium-Erz, das für den Bau von beispielsweise Batterien gebraucht wird.Bildrechte: picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild | Robert Michael

Oberbergamt trifft finale Entscheidung

Denn dann muss das Gutachten der Landesdirektion fürs Oberbergamt fertig sein. In diesem Gutachten werden die relevanten Einwände von Bürgern, Umweltverbänden, der Altenberger Stadtverwaltung und anderen Trägern sogenannter öffentlicher Belange gesammelt. Egal, ob es um die befürchteten Eingriffe in die Natur oder die wegbleibenden Touristen, notwendige Straßenbaumaßnahmen oder Auswirkungen auf die Trinkbrunnen geht.

Dann ist es an Zinnwald Lithium, darauf zu reagieren und Lösungen anzubieten. Die finale Entscheidung über eine Betriebserlaubnis trifft das Oberbergamt im Rahmen eines Planfeststellungsverfahrens.

MDR (sth/ben)

Weiterführende Links

  • 25. Juni 2025Prüfverfahren für Abbau von Lithium im Osterzgebirge läuft
  • 31. März 2025Abbau von Lithium in Zinnwald soll 2030 beginnenmit Audio

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