Natürlicher Kahlschlag: Blitzschlag als Brandstifter

Etwa 300 Millionen Blitze schlagen jedes Jahr auf der Erde ein. Sie können Einzelbäume direkt erwischen und ganze Waldbrände auslösen. Doch ihre Bedeutung für den Klimawandel wurde bislang noch nicht systematisch untersucht.

Gewaltige Entladung: Einem Blitzschlag ist kein Kraut gewachsenBildrechte: IMAGO / Jan Eifert

Forschende der Technischen Universität München haben mit einer Studie nun eine erste globale Schätzung vorgelegt: 320 Millionen Bäume werden jedes Jahr von Blitzen zerstört. Zwischen 770 und 1.090 Millionen Tonnen an CO2-Emissionen werden dadurch direkt ausgelöst. Fast zwei Prozent der weltweit abgestorbenen Biomasse gehen auf das Konto von Blitzen.

Ausgangspunkt Panama

Ihre Erkenntnisse stützen sich auf ein Forschungsprojekt aus Panama. In einem alten Tropenwald auf der Insel Barro Colorado haben Wissenschaftler 2017 den Effekt von Blitzschlägen untersucht: Blitze zerstören demnach nicht nur den Baum, in den sie einschlagen, sondern auch umliegende Bäume. Bis zu 45 Meter entfernt stehende Bäume können durch einen einzelnen Blitz erreicht werden.

In den Tropen schlagen Blitze aufgrund der Luftfeuchtigkeit besonders häufig ein.Bildrechte: imago images / blickwinkel

Im Durchschnitt hat ein Blitzschlag laut dieser Studie 3,5 Bäume getötet. Besonders alte und große Bäume mit einem Stamm-Durchmesser von mehr als 60 Zentimeter sind demnach ein häufiges Opfer von Blitzschlägen: Die Pflanzen also, die besonders viel CO2 speichern.

Da funkt es: Feldforschung trifft Computersimulation

Die Wissenschaftler der Technischen Universität München haben diese Daten nun in ein gängiges Computermodell einfließen lassen, mit dem der Kohlenstoff-Kreislauf in unterschiedlichen Vegetationen simuliert werden kann. Diese Modelle sind in den Klimawissenschaften wichtig, da sie zeigen, wie viel CO2 von Wäldern, Mooren und Co. gespeichert wird und wie hoch der globale Überschuss menschlicher Emissionen ist.

Die Variable Blitzschlag war in diesen Modellen bislang nicht repräsentiert. Die Ergebnisse aus ihrer Simulation haben die Forscher aus München dann wieder mit Feldforschungen aus aller Welt verglichen.

Donnernder Tod: Blitze killen die großen Bäume

50 Milliarden Bäume sterben jedes Jahr aus natürlichen Gründen. Blitze haben laut der aktuellen Studie daran nur einen kleinen Anteil mit schätzungsweise 301 bis 340 Millionen – also weniger als einem Prozent. Aber: Zwischen vier und sechs Prozent aller großen Bäume werden weltweit von Blitzen erschlagen.

Besonders viele Opfer fordern die Blitze in den tropischen Regionen, weil dort viele alte Bäume wachsen und besonders viele Blitze einschlagen. In einer Welt ohne Blitze – das haben die Forscher auch simuliert – gäbe es fast zwei Prozent mehr lebende Biomasse mit der Fähigkeit, CO2 zu speichern.

Gängige Klimamodelle gehen davon aus, dass die Zahl der Blitzschläge in Zukunft zunehmen wird: Steigende Temperaturen und die damit verbundene höhere Luftfeuchtigkeit begünstigen die Bildung von Gewitterwolken und deren Entladung. Laut den Forschern ist es daher umso wichtiger, den Einfluss von Blitzen auf das Baumsterben und den Klimawandel in den Modellen besser zu berücksichtigen.

Links/Studien

Die Studie Simulating Lightning‐Induced Tree Mortality in the Dynamic Global Vegetation Model LPJ‐GUESS der Technischen Universität München von Juli 2025 können Sie hier nachlesen.

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