• Die Meldung freier Plätze an die Servicestelle der GKV existiert bereits. Allerdings gibt es diese Plätze meistens nicht.
  • Die Deutsche Psychotherapeuten-Vereinigung hat Bedenken, die Terminvergabe an fachfremdes Personal zu übertragen.
  • Die Kassenärztliche Vereinigung hat als Lösung zwei Therapeuten in der Servicestelle eingestellt.

Der Plan des GKV-Spitzenverbandes klingt logisch: Die Psychotherapeuten geben die Hälfte ihrer Behandlungsplätze in die Hände der Terminservicestellen der Kassenärztlichen Vereinigungen – und die übernehmen die Vergabe.

Bislang vermitteln diese Servicestellen nur die freien Termine und Plätze, die ihnen gemeldet werden. Das sind aber zuletzt so wenige gewesen, dass über die Hälfte der Anfragen durch Betroffene nicht oder nicht rechtzeitig vermittelt werden konnten. "Rechtzeitig" bedeutet: Innerhalb der gesetzlichen Frist von vier Wochen.

Keine freien Termine: Meldung an Servicestelle bleibt aus

Das liege nicht daran, dass seine Kolleginnen und Kollegen nicht mehr anbieten wollten, sagt Sven Quilitzsch, stellvertretender Landeschef der Deutschen Psychotherapeuten-Vereinigung in Sachsen: "Die Verpflichtung, für die Terminservicestelle freie Kapazitäten zu melden, die gibt es bereits, die läuft schon seit Langem. Es werden nur keine Termine gemeldet, weil halt keine freien Kapazitäten in einzelnen Praxen bestehen."

Expertise der Therapeuten bei Terminvergabe nicht ersetzbar

Also die Steuerung der Hälfte der Behandlungsplätze aus der Hand geben? Quilitzschs Verbandskollegin und Landesvorsitzende in Sachsen-Anhalt, Lisa Marie Hubbe hält davon wenig: "Das halte ich für einen sehr, sehr bedenklichen Ansatz. Letztendlich sind wir ja als Psychotherapeutinnen dafür ausgebildet, genau einzuschätzen, wer eine psychotherapeutische Behandlung braucht und wer nicht. Und sollten das andere – ich sage jetzt mal Sachbearbeiter – oder dergleichen in den Terminservicestellen übernehmen, dann vermute ich, wird das eine ganz, ganz, ganz große Katastrophe werden."

So drastisch formuliert es Gregor Peikert nicht. Der Präsident der Ostdeutschen Psychotherapeutenkammer findet aber ebenfalls klare Worte: "Das Gegenteil von gut ist gut gemeint. Die Idee dahinter ist, dass man mit mehr Bürokratie und mehr Kontrolle bessere Behandlung machen könnte. Das hat noch nie funktioniert."

Der GKV-Spitzenverband wisse selbst, dass es einen hohen Bedarf an Versorgung bei Menschen mit psychischen Problemen gebe: "Und gleichzeitig sagt er dann, die Behandlungskapazitäten werden irgendwie falsch genutzt. Für diese Thesen bleibt er jeden Beweis schuldig."

KV Sachsen: Verpflichtung zur Meldung wenig sinnvoll

Auch bei der Kassenärztlichen Vereinigung in Sachsen sieht man den GKV-Vorstoß kritisch. Vorstandschef Stefan Windau hält es zwar für nötig, die Termin- und Behandlungsplatzvergabe besser zu strukturieren.

Er schränkt aber ein: "Ich glaube, eine Verpflichtung zur Meldung von Terminen bringt insoweit relativ wenig, weil diese Termine, die dann gemeldet werden, für die Regelversorgung innerhalb der Praxis zur freien Verfügung eben nicht mehr da sind. Wenn wir sie als KV über die Terminservicestelle vergeben, sind sie vergeben. Aber der Psychotherapeut kann in seiner Praxis dann eben sozusagen einen Termin weniger vergeben. Das ist, wenn sie so wollen, ein Hin- und Herschieben."

Lösungsvorschlag: Einstellung von Therapeuten in Servicestelle

Die KV Sachsen habe einen eigenen Ansatz gewählt, um Wartezeiten zu verringern. Man habe zwei Psychotherapeuten in der Terminservicestelle angestellt, um die wenigen Termine sinnvoll zu vermitteln, so Windau. "Wir versuchen, damit zu prüfen, welche Patienten brauchen wirklich eine Psychotherapie, welches Verfahren und wem sie dann zugeleitet werden können."

Trotzdem werde ein Engpass bleiben, so Windau. Denn der Bedarf sei eben groß.

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