Nach Kritik an Talentförderung – Eberl macht Druck auf Kompany
Max Eberl hat in diesen Tagen viel zu tun. Zahlreiche Besprechungen und Telefonate stehen auf dem Programm, der Sportvorstand des FC Bayern treibt die Planungen für die neue Saison voran.
Nach dem Einkauf von Offensivstar Luis Díaz soll es weitere Zu- und Abgänge beim deutschen Fußball-Rekordmeister geben. Trainer Vincent Kompany hat mit der Mannschaft in dieser Woche die Vorbereitung auf die neue Spielzeit begonnen, welche die Münchner am 22. August mit dem Spiel gegen RB Leipzig eröffnen.
In der neuen Saison sollen es endlich mehr Talente in die Profi-Mannschaft der Münchner schaffen. Donnerstagnachmittag präsentiere Eberl auf einer Pressekonferenz den 28-jährigen Díaz, der für bis zu 75 Millionen Euro vom FC Liverpool kam. Dort machte Eberl deutlich, dass sein Klub künftig bei Weitem nicht ausschließlich auf ältere Stars setzen will.
Nach der Kritik an der Talentförderung des FC Bayern positionierte sich Eberl auf der Veranstaltung klar. In den vergangenen Tagen und Wochen rumorte es bei den Bayern in der Beziehung zwischen dem Talente-Campus und der Profi-Mannschaft. Ein Vorwurf an Kompany: Er setze zu wenig auf den eigenen Nachwuchs, baue kaum Spieler aus der zweiten Mannschaften oder den Jugend-Mannschaften ein.
Vorstandschef Jan-Christian Dreesen hatte deutlich gesagt: „Natürlich, wir haben den Campus. Wir wollen eigene Spieler bei uns nicht nur ausbilden und dann abgeben, sondern wir wollen vor allem, und deswegen haben wir den Campus, eigene Spieler zu uns in die erste Mannschaft bringen. Das gelingt aber eben leider nicht so oft, wie wir uns das wünschen würden.“
Eberl sagte nun: „Ich habe die Berichterstattung nicht so sehr verfolgt. Es ist mir aber nicht verborgen geblieben, dass ein Sommerloch gefüllt werden musste. Mit Josip Stanisic, Aleks Pavlovic und Jamal Musiala haben wir drei Stammspieler aus der eigenen Jugend. Das gibt es nicht so häufig. Wir versuchen immer, Spieler über Schritte zu entwickeln.“ Er sagte zudem: „Man kann immer das Glas halb voll und halb leer sehen. Für mich ist diese Diskussion nicht ganz richtig.“
Eberl betonte, dass man nicht nur auf die Spieler schauen dürfe, die es bei den Bayern-Profis schaffen. Viele würden bei anderen Klubs spielen. „Wir haben mit dem Campus zahlreiche Profi-Spieler entwickelt. Ich sehe das positiv“, sagte der 51-Jährige. Der FC Bayern Campus im Norden der Stadt ist die Ausbildungsstätte des Meisters.
„Wir wollen junge Spieler entwickeln“, sagt Eberl
„Wir haben jetzt auch Spieler, die eine richtige Perspektive haben. Das heißt noch nicht, dass sie Stammspieler in der ersten Mannschaft werden“, betonte Eberl. „Sie werden über das Training ihre Leistung bringen müssen, um dann die Einsätze zu bekommen. Erfolge stehen beim FC Bayern über allem. Trotzdem wollen wir junge Spieler entwickeln. Auch ein Paul Wanner hat jetzt eine große Möglichkeit.“
Wanner war zuletzt ein Jahr an den 1. FC Heidenheim ausgeliehen. Wegen der Verletzung Jamal Musialas, der den Bayern lange fehlen wird, hat der 19-Jährige die Chance, sich in München zu empfehlen. Dort gilt der Vertrag des Offensivspielers bis Mitte 2027.
Zuletzt hatte Adam Aznou den FC Bayern verlassen, war zum englischen Erstligaklub FC Everton gewechselt. Der Linksverteidiger hatte auf seine Chance gehofft, weil mit Alphonso Davies und Hiroki Ito gleich zwei Profis für die linke Seite länger ausfallen. Bayern soll neun Millionen Euro plus Boni (bis zu 12 Millionen Euro) für Aznou erhalten.
„Jetzt, wo der nächste Schritt gekommen wäre aus unserer Wahrnehmung, hat er gesagt, er möchte es nicht mehr, er möchte was anderes machen“, sagte Eberl. „Unser Präsident hat einen schönen Spruch: Man kann keinen Hund zum Jagen tragen.“ Wenn man die Chance nicht nutzen wolle, müsse man als Klub Entscheidungen treffen.
Ein anderes Talent könnte bald eine große Chance bekommen: „Bild“ berichtet, dass die Bayern Lennart Karl ist als erstes „Backup“ für Michael Olise auf der rechten Außenbahn etablieren wollen. Das würde es für Serge Gnabry noch schwieriger machen – der 30-Jährige wäre eigentlich das Backup für Olise. Gnabry kann allerdings auch auf anderen Positionen spielen.
Karl ist seit Sommer 2022 am Bayern-Campus, hat für die U17 und U19 gespielt. Zwischen August und November 2024 gelangen ihm in nur 14 Spielen 23 Tore und 10 Vorlagen. Bei der Klub-WM ließ Kompany das Offensiv-Talent in der ersten Gruppenpartie gegen Auckland City 45 Minuten spielen. Karl lässt sich von Michael Ballack beraten, einstiger Star des FC Bayern und lange Kapitän der Nationalmannschaft.
Julien Wolff ist Sportredakteur. Er berichtet für WELT seit vielen Jahren aus München über den FC Bayern und die Nationalmannschaft sowie über Fitness-Themen. Er war schon oft auf dem Campus des FC Bayern.
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