Der bevorstehende Abschied von João Palhinha zeigt: Der FC Bayern München hat für seine Transfers keine langfristige Strategie. Sportvorstand Max Eberl könnte schon den nächsten Fehler begehen.

Was war das für ein Drama an der Säbener Straße: Im Sommer 2023 scheiterten die Münchner beim Versuch, João Palhinha zu verpflichten. Der Portugiese hatte den Medizincheck bereits bestanden, doch der Deal platzte am Deadline Day – quasi in letzter Sekunde – da der FC Fulham den Mittelfeldspieler nicht freigab.

Ein Jahr später gelang der Transfer im zweiten Anlauf. Der FC Bayern holte Palhinha für über 50 Millionen Euro aus der Premier League. Er galt als Wunschtransfer des damaligen Trainers Thomas Tuchel, der inbrünstig eine  "Holding Six" gefordert hatte – einen defensiven Mittelfeldspieler, der vor der Abwehr für Stabilität sorgt. Tuchels dringlichster Wunsch wurde erfüllt – und er selbst nach einer titellosen Saison noch im gleichen Jahr entlassen.

Ein Jahr später, im Sommer 2025, dürfte auch Palhinha wieder weg sein. Der 30-jährige Portugiese konnte die hohen Erwartungen nicht erfüllen. In der vergangenen Bundesliga-Saison lief er kaum von Beginn an auf. Jetzt steht offenbar eine Rückkehr in die Premier League bevor: Laut Medienberichten haben sich der FC Bayern und Tottenham Hotspur auf eine Leihe mit Kaufoption geeinigt. Die "Holding Six" will man beim Rekordmeister nicht mehr halten. Das teure Missverständnis steht sinnbildlich für eine verkorkste Transferpolitik.

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Reparaturarbeit statt Kaderplanung

Das Chaos um Palhinha ist kein Einzelfall in München. Ähnliche Fehler wurden in der Vergangenheit gemacht: Ex-Sportvorstand Hasan Salihamidžić investierte im Sommer 2022 ganze 137,5 Millionen Euro in die Spieler Sadio Mané, Matthijs de Ligt, Noussair Mazraoui, Ryan Gravenberch, Yann Sommer und Mathys Tel. Sie alle verließen den Rekordmeister innerhalb von zweieinhalb Jahren.

Der jetzige Sportvorstand Max Eberl plant offenbar, diese Tradition fortzusetzen, indem er Palhinha nach nur einem Jahr in München auf die Verkaufsliste setzt. Damit ist endgültig bewiesen: Das Transferkonzept des FC Bayern ist ein Trümmerhaufen – wenn man überhaupt von einem Konzept sprechen kann.

Eberl ist derzeit hauptsächlich damit beschäftigt, Lücken zu stopfen. Reparaturarbeit statt Kaderplanung. Den Abgang von Flügelspieler Leroy Sané zum türkischen Klub Galatasaray Istanbul kompensierte er durch den Kauf des Kolumbianers Luis Díaz – angeblich für satte 75 Millionen Euro. Mit diesem teuren Transfer geht Eberl ins Risiko, denn Díaz gilt als schwierig im Umgang.

Neuer Flügelspieler Bei Luis Diaz gehen die Bayern ins Risiko

Eigentlich braucht es auch noch Ersatz für Jamal Musiala. Der Mittelfeldspieler fällt nach seinem Wadenbeinbruch bei der Klub-WM monatelang aus. Sein kongenialer DFB-Buddy Florian Wirtz war mit einem Preis von 150 Millionen Euro zu teuer für die Münchner. Liverpool griff stattdessen zu. Eine interne Lösung könnte Serge Gnabry sein, doch der befindet sich permanent im Formtief.

Beim FC Bayern gibt es keine Strategie

In Nick Woltemade vom VfB Stuttgart haben die Münchner ihren agilen Offensivspieler fürs Zentrum schon gefunden – zumindest theoretisch. Praktisch schreckt das Preisschild des 23-Jährigen ab. Stuttgart soll deutlich mehr als 60 Millionen Euro fordern. Seit Wochen führen die Schwaben Max Eberl am Nasenring durch die Manege: Woltemade und der FC Bayern haben sich wohl längst auf einen Wechsel geeinigt, doch der VfB lehnte zwei Angebote des Rekordmeisters ab.

Eine höhere Offerte ist offenbar nicht geplant. Man hofft, dass die hartnäckigen Stuttgarter einlenken. Eberl droht im Poker um den Nationalspieler zu scheitern, der Druck auf ihn steigt. Laut einem Bericht der britischen "Sun" haben auch die Premier-League-Klubs Manchester United und Newcastle United Interesse an Woltemade. 

Der Sportvorstand kann einem schon fast leidtun. Es ist ihm kaum möglich, in Ruhe zu arbeiten. Auch, weil Ehrenpräsident Uli Hoeneß stets vom Rand kommentiert. "Der Fall Woltemade ist noch in der Schwebe", sagte Hoeneß kürzlich. "Ich halte ihn für einen sehr, sehr guten Spieler, der prima zu uns passen würde und ich würde es sehr begrüßen, wenn das dieses Jahr klappt – und wenn nicht, dann nächstes Jahr."

Woltemades Transfer zum FC Bayern ist längst nicht vom Tisch. Aber selbst, wenn der Deal am Ende doch noch klappen sollte, wäre er nicht sonderlich originell. Denn der 1,98 Meter große Hühne hat gerade einen Hype ausgelöst, weil er vergangene Saison eine starke Bundesliga-Rückrunde spielte. Vorher war es ruhig um ihn. Allzu lange kann man ihn in München also nicht auf dem Zettel gehabt haben. Dahinter steckt keine Strategie. Wie bei vielem, was der FC Bayern auf dem Transfermarkt macht.

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