"Letzte Nation ohne Fußballteam" bestreitet historisches Debüt
Noch nie hat ein Team der Marshallinseln offiziell Fußball gespielt. Der Inselstaat bezeichnet sich selbst damit als Sonderling - gibt diesen Status nun aber auf. Das erste Länderspiel steht an. Schon die Anreise ist kompliziert.
"Die letzte Nation auf der Erde ohne Fußballmannschaft" macht Schlagzeilen: Denn die Marshallinseln haben seit zweieinhalb Jahren nicht nur ein Team, sondern werden nun sogar auch ihr erstes Fußballspiel bestreiten. Ein historischer Meilenstein für den Inselstaat im mittleren Ozeanien.
Bis 2020 hatte die Republik noch nicht einmal einen Fußballverband. Nur knapp 43.000 Einwohner hat die Inselkette mitten im Ozean, die mit einer Fläche von 181 Quadratkilometern als eine der kleinsten Staaten der Erde gelistet wird - zum Vergleich: Deutschland hat 357.592 Quadratkilometer Fläche. Bislang sind sie vor allem als ehemaliges US-Atomtestgelände aus der Zeit des Kalten Krieges bekannt. Nun wollen sie auch sportlich auffallen: Erst seit zweieinhalb Jahren existiert ein Team von Männern, die sich als Nationalmannschaft zusammengetan haben. Und nun werden sie zum ersten Mal ihr Land vertreten.
Erster Gegner der Marshallinseln in der Geschichte des Fußballs werden die Amerikanischen Jungferninseln aus der Karibik sein. Ein weiteres Spiel steht gegen die Turks- und Caicosinseln - nördlich der Dominikanischen Republik gelegen - an.
Trainer und technischer Direktor der Marshallinseln ist Lloyd Owers. Seit 2022 ist der Inhaber einer UEFA-Trainer-Lizenz im Amt, er lebt im englischen Oxfordshire. Er ist seit einer Woche in den SUA und sagte der BBC, er sei "nervös und gleichzeitig begeistert". Zu seinem Job kam er zufällig, laut BBC hat er Blogbeiträge zum Fußball geschrieben, die zu "zufälligen Gesprächen" mit dem Präsidenten des Verbandes führten. Als er vor drei Jahren antrat, gab es gar nichts, nicht einmal eine Grundausstattung. Inzwischen gibt es wöchentliche Trainingseinheiten, eine Trainerausbildungsstruktur und weltweit werden Spieler rekrutiert.
"Es ist so unwirklich, dass wir nicht glauben können, dass es tatsächlich passiert", sagte Co-Trainer Justin Walley dem irischen TV-Sender RTE vor der Partie. "Wir haben bereits mehrere Tage hart gearbeitet und geplant. Hoffentlich werden wir so gut wie möglich vorbereitet sein." Walley selbst konnte schon einmal einen Erfolg mit einem Exoten feiern: Matabeland, eine Region in Simbabwe, führte er 2018 zu einer Weltmeisterschaft für nicht der FIFA angeschlossene Mannschaften.
"Nervös und gleichzeitig begeistert"
Nun aber ist er bei den Marshallinseln, die das erste Mal ein Turnier initiieren konnten: den Outrigger Challenge Cup. Allzu viele Einheimische als Fans werden wohl nicht live dabei sein, denn er findet in Springdale im US-amerikanischen Bundesstaat Arkansas statt. Mehr als 10.000 Kilometer entfernt von den Marshallinseln, die seit 1990 völkerrechtlich unabhängig sind und 1991 als Mitglied in die Vereinten Nationen aufgenommen wurden. Springdale ist das Gebiet, das die höchste Bevölkerungsdichte von Marshallesen in den USA aufweist.
Und so leben einige Teammitglieder der Nationalmannschaft in den USA und spielen in College-Teams. Laut Vereinswebsite ist ihr Team in der Welt verstreut - vor allem wegen des Klimawandels hätten viele Marshallesen die Inseln bereits verlassen. Auf den Marshallinseln selbst gibt es keinen Vereinsfußball. Für einige der Spieler wird das Nationalmannschafts-Debüt noch ein weiteres Debüt: das erste Elf-gegen-Elf-Spiel ihres Lebens.
Komplizierte Anreise
Schon die Anreise zum Vierer-Turnier ist für einige Spieler aufwendig. Der größte Flughafen der Inseln liegt südwestlich der Hauptstadt Majuro, von dort aus gehen Flüge auf die kleineren Inseln der Republik - und sechsmal die Woche nach Honolulu auf Hawaii. Von dort aus geht es weiter aufs US-Festland. Walley sagte: "Die Jungs sind am Freitag und Samstag eingeflogen, die erste Trainingseinheit überhaupt war am Samstag. Wir versuchen, fünf Tage im Camp zu absolvieren, um bereit zu sein." Ihm zufolge ist es das erste Trainingslager, das die Nationalmannschaft durchführt. "Wir versuchen, so zu trainieren, wie wir es mit jeder normalen Vereinsmannschaft tun würden. Wir versuchen einfach, das, was wir haben, weiterzuentwickeln. Einige der Jungs spielen Vereinsfußball, andere haben noch nie in einer Elfer-Mannschaft gespielt. Sie haben Futsal gespielt."
Andere Sportarten haben auf den Inseln eine längere Tradition. Seit 2001 gibt es den Olympia-Verband, seit 2008 nehmen Sportlerinnen und Sportler an Olympischen Sommerspielen teil, bei den Winterspielen gab es bislang keinen Vertreter. Olympioniken von den Marshallinseln gibt es in den Sportarten Leichtathletik, Schwimmen, Taekwondo und Gewichtheben. Medaillen konnten sie bislang nicht gewinnen.
Aber zurück zum Fußball: Möglich geworden ist die historische Länderspiel-Premiere durch eine Crowdfunding-Kampagne, bei der etwa 25.000 Euro zusammenkamen, sowie durch Sponsorengelder und etwa 2000 verkaufte Trikots in den vergangenen Jahren. Wer nicht live in Springdale dabei sein kann, kann für fünf US-Dollar das Spiel über einen Livestream verfolgen.
Noch sind die Marshallinseln nicht von der FIFA anerkannt. Sie sind auch nicht Mitglied im Ozeanischen oder Asiatischen Fußballverband. Doch Walley hofft, dass sich das bis 2030 ändert. Erst einmal steht nun aber das Debüt an. Danach müssen sie ihre Website bearbeiten. Dort steht aktuell: "Das letzte Team der Erde ohne ein Fußballteam. Bis jetzt." Die letzte Nation ohne Länderspiel gibt diesen Status auf.
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