„Bitter und erbärmlich“ – Machtkampf beim BVB wird schmutzig
Für Hans-Joachim Watzke war es ein besonderer Termin. Zum letzten Mal präsentierte der Vorsitzende der Geschäftsführung im Rahmen einer Bilanz-Pressekonferenz das Bilanz-Ergebnis des BVB. Dabei konnte er verkünden, dass der Bundesligist im Geschäftsjahr 2024/25 einen Umsatz von 526 Millionen Euro gemacht hat. Es ist das zweite Jahr in Folge, dass das börsennotierte Fußballunternehmen die Schallmauer von 500 Millionen Euro durchbrach. 2023/24 waren es 509 Millionen Euro Umsatz.
Doch es ging an diesem Freitag auch um mehr. Denn erstmals saß neben Watzke und Finanzgeschäftsführer Thomas Tress auch Marketing-Geschäftsführer Carsten Cramer mit auf dem Podium des Presseraums im Signal-Iduna-Park. Cramer wird spätestens nach dem Ausscheiden von Watzke im November eine wichtige Rolle im Hinblick auf die Gestaltung der Zukunft des BVB einnehmen.
„Wir sind gut beraten, Kontinuität walten zu lassen und den BVB auch weiter in ruhige und sichere Gewässer zu führen. Wir sind extrem gut aufgestellt“, sagte Cramer und machte kein Hehl daraus, dass dies im Wesentlichen Watzke zu verdanken ist. Entsprechend deutlich nahm er die Kritiker Watzkes aufs Korn. Es fange an, ihm „richtig auf den Keks zu gehen, wie versucht wird, an der Integrität von Watzke“ zu kratzen, erklärte er. Das sei „bitter und erbärmlich“. Cramer hoffe, dass „in den kommenden Wochen nichts mehr dazu beitragen wird, das Bild der Geschlossenheit des BVB zu torpedieren.“
Compliance-Vorwürfe gegen Watzke
Dies war mehr als nur eine Anspielung auf die Gegner von Watzke und deren Bestrebungen, den Entschluss von Watzke, sich nach dem Ausscheiden aus der Geschäftsführung in das Präsidentenamt wählen zu lassen, zu verhindern. Es war eigentlich so abgesprochen, dass Watzke auf der kommenden Mitgliederversammlung im November für den höchsten Posten im eingetragenen Verein kandidieren wird.
Doch dann hatte der bisherige Amtsinhaber Reinhold Lunow, der sich ursprünglich bereit erklärt hatte, sich in diesem Fall zurückziehen zu wollen, überraschend erklärt, doch noch einmal antreten zu wollen. Seitdem tobt ein Machtkampf beim BVB, der mitunter schmutzige Züge annimmt.
So gab es unter anderem Compliance-Vorwürfe gegen Watzke. Er solle angeblich private Flüge über den BVB abgerechnet haben, so ein anonymer Hinweisgeber. Die vorgesehenen Gremien prüften dies – und konnten kein Fehlverhalten Watzkes feststellen. Dennoch war der Vorwurf öffentlich geworden.
„Die Stärke der Marke Borussia Dortmund ist ihre Strahlkraft, Geschlossenheit, ihre Homogenität. Das, was wir momentan erleben, ist etwas anderes“, erklärte Cramer und führte aus: „Wenn Compliance-Verfahren und Dinge aus dem Tagesgeschäft in den Medien diskutiert werden, dann sind das Dinge, die ich als Vertreter des BVB nie für möglich gehalten hätte. Das kannte ich bislang von Konzernen und nicht von mittelständischen Familienunternehmen. Das sind Dinge, die ein Störgefühl bei uns hervorrufen. Das behindert die Arbeit und beeinträchtigt am Ende auch die Seriosität und Zuverlässigkeit von Borussia Dortmund.“ Mit anderen Worten: Der Machtkampf, den die Watzke-Gegner vom Zaun gebrochen haben, könne geschäftsschädigend sein.
Watzke selbst äußerte sich ebenfalls zu den Vorwürfen, die ihm zuletzt gemacht wurden. „Seit ein paar Wochen wird versucht, eine Karikatur von mir zu zeichnen. Mich wundert der zeitliche Zusammenhang“, sagte er.
Watzke blicke der Mitgliederversammlung dennoch entspannt entgegen: „Wenn der Wahlausschuss mich nominiert, dann stelle ich mich den Mitgliedern. Wenn Reinhold Lunow nominiert wird, ziehe ich meine Kandidatur zurück, gehe nach Hause und werde dem Verein als Fan die Daumen drücken.“
Laut den Statuten des Vereins schlägt ein Wahlausschuss der Mitgliederversammlung einen Kandidaten vor.
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