Es hatte sich abzeichnet, doch dass es so schnell kam, überraschte doch ein wenig. Niko Kovac hat seinen Vertrag mit Borussia Dortmund frühzeitig um ein Jahr verlängert und bleibt bis 2027 Cheftrainer der Schwarz-Gelben. Für den BVB ist dies eine extrem wichtige Personalie.

„Niko hat sich seiner Aufgabe hier mit Haut und Haaren verschrieben. Er ist ein Fußballfachmann mit klaren Prinzipien, grundehrlich, geradeaus in seiner Kommunikation und belohnt Leistung“, sagte Lars Ricken, als die Nachricht der Ausweitung des Vertrages von Kovac, der bislang bis 2026 lief, bekannt gegeben wurde. „Unter seiner Leitung haben wir wieder in die Erfolgsspur gefunden, unsere Defensivarbeit stabilisiert, deutlich mehr Tore erzielt als zuvor und wieder attraktiven Fußball gespielt“, so Ricken.

Vor allem aber hatte es Kovac geschafft, dem Traditionsverein eine Zerreißprobe zu ersparen. Als er am 2. Februar gekommen war, standen die Dortmunder abgeschlagen auf dem 11. Tabellenplatz. Mit neun Siegen aus den verbleibenden 14 Bundesligaspielen gelang der Mannschaft dann doch noch eine Aufholjagd – an deren Ende die erneute Qualifikation für die Champions League stand. Nicht nur die damit verbundenen Zusatzeinnahmen sind von großer Bedeutung – es ging auch um die Strahlkraft des Klubs, der nach dem erneuten Einzug in die Königsklasse wichtige Sponsorendeals abschließen konnte. Der Vertrag mit Ausrüster Puma konnte zu deutlich besseren Konditionen verlängert, mit Vodafone ein neuer Hauptsponsor gewonnen werden.

Vor allem aber ließ die Mannschaft unter Kovac wieder eine klare Handschrift erkennen. Das war unter seinem Vorgänger Nuri Sahin nicht so – und in der vorletzten Saison unter Edin Terzic teils auch nicht mehr. „Wir haben in den vergangenen sechs Monaten gemeinsam viel erreicht und die Borussia wieder auf Kurs gebracht“, erklärte der Trainer. Die Gespräche, die der 53-Jährige in den vergangenen Wochen geführt hatte, hätten ihn darin bestärkt, dass die Chancen gut stehen, um „den eingeschlagenen Weg nachhaltig erfolgreich fortzusetzen.“ Mit „ehrlicher Arbeit, klaren Entscheidungen und großer Freude“ wolle er gemeinsam mit seinem Trainerteam dazu beitragen, dass die Borussia „zu alter Stärke“ zurückfindet. „Wir haben hier noch einiges vor“, so Kovac.

Die Voraussetzungen dafür haben sich jedenfalls erhöht. Am Montag wurde Carney Chukwumueka am Dortmunder Knappschaftskrankenhaus vorgefahren, um sich dort dem Medizincheck zu unterziehen – einige Stunden später landete Aaron Anselmino auf dem Düsseldorfer Flughafen. Die Transferreporter, die ihre Follower wochenlang mit Wasserstandmeldungen über Tendenzen bei den Bemühungen der Dortmunder um diese beiden Spieler langweilten, hatten endlich mal etwas halbwegs Konkretes zu vermelden: Kovac bekommt, sollten die Untersuchungen keine bösen Überraschungen zutage fördern, seine dringend benötigten Alternativen.

Die Situation des BVB auf dem Transfermarkt

Die Dortmunder hatten sich Zeit gelassen mit ihrer Suche nach Verstärkungen. Nicht, dass Unklarheit über den Bedarf geherrscht hätte: Kovac hatte intern schon vor Monaten klargemacht, dass er gern einen weiteren offensiven Mittelfeldspieler hätte – am liebsten Chukwuemeka, der bereits in der Rückrunde der vergangenen Saison von Chelsea an den BVB ausgeliehen war. Und spätestens seit sich mit Niklas Süle eine Woche vor dem Pflichtspielauftakt auch noch der dritte Innenverteidiger verletzt hatte, war klar, dass auch auf dieser Position etwas geschehen muss.

„Wir hätten auch gerne schon vorher etwas gemacht. Das lässt sich nicht immer realisieren“, sagte Ricken. Der Transfermarkt sei in diesem Sommer gerade für deutsche Klubs schwierig – selbst wenn sie, wie die Dortmunder, durch die Teilnahme an der Klub-WM, die über 50 Millionen Euro Zusatzeinnahmen in die Kasse spülten, durchaus solvent scheinen. Das Problem: Die Schere zwischen den Bundesligisten und den Vertretern der englischen Premier-League, die größtenteils mit Investoren-Geldern agieren, geht immer weiter auseinander. „Wenn Mannschaften dabei sind, die nicht europäisch spielen, keine Einnahmen aus Spielerverkäufen generieren und selbst dann 200, 250 Millionen ausgeben“ würden die Preise kaputt gemacht werden, klagte Ricken in der Sendung Sky90.

„Wir müssen mit dem Geld wirtschaften, weil wir keinen Staat oder irgendein amerikanisches Wirtschaftsunternehmen im Hintergrund haben, die das auffangen. Dann müssen wir uns vielleicht auch mal ein bisschen mehr Zeit nehmen“, erklärte Ricken. Es gebe schließlich auch so etwas wie „eine Unternehmensverantwortung, das Geld vernünftig einzusetzen.“

Dazu zählt das Kostenmanagement. Das Paket für Chukwuemeka, der fest verpflichtet werden soll, und Anselmino, der ausgeliehen wird, soll bei etwa 25 Millionen Euro inklusive Ablöse (bei Chukwuemeka) und Leihgebühr (für Anselmino) liegen. Damit würden die Dortmunder den selbst gesteckten Budgetrahmen von 30 Millionen Euro nicht sprengen. Möglicherweise wird mit Fábio Silva (Wolverhampton) noch ein Mittelstürmer kommen.

Die bedeutsamste Entscheidung im Hinblick auf die Zukunft des BVB ist jedoch das Commitment des Trainers. Die schwarz-gelbe Sehnsucht nach Kontinuität auf dem Trainerposten ist groß. Mit Kovac, so die Hoffnung, könnte die nun endlich wieder einziehen.

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