Für den am Mikrofon manchmal etwas kühl wirkenden Bastian Schweinsteiger war die Halbzeitanalyse eine regelrecht wütende Abrechnung. Die Leistung der deutschen Mannschaft sei „viel zu wenig gewesen“, die Pausenführung der Slowakei „hochverdient“ und „überfällig“ gewesen, das Verhalten der deutschen Abwehr beim Gegentor durch David Hancko (42. Minute) hätte „nichts mit verteidigen zu tun“ gehabt.

Es war ein erschreckendes Bild, das die deutsche Nationalmannschaft am Donnerstagabend in Bratislava abgegeben hat. Und eines, das auch nach dem 0:1-Pausenrückstand nicht besser wurde. Der Auftakt in die WM-Qualifikation ist völlig missraten, 0:2 hieß es am Ende völlig verdient.

Jonathan Tah zeigte sich am ARD-Mikrofon im Anschluss völlig bedient. „Wir haben verdient verloren, das kann man auf keinen Fall leugnen. Es war ein sehr schwaches Spiel von uns“, sagte der Verteidiger des FC Bayern. „Es war für uns alle überraschend, dass das Spiel so gelaufen ist. Das ist nicht unser eigener Anspruch.“ Unterschätzt hätte man den Gegner aber nicht, sagte Tah. Man sei darauf eingestellt gewesen, dass die Slowakei der schwierigste Gegner der Gruppe sein.

Schweinsteiger zweifelt an WM-Qualifikation

Auch Bundestrainer Julian Nagelsmann fand deutliche Worte. Er wolle zwar niemanden im TV zerlegen, das mache er intern. Dennoch redete sich Nagelsmann in Rage: „Die ersten fünf, sechs Minuten der zweiten Halbzeit waren ein bisschen heller, der Rest war sehr dunkel.“

Nagelsmann kritisierte vor allem die fehlende Emotionalität seiner Mannschaft. Die Slowakei sei in diesem Bereich „meilenweit überlegen“ gewesen. Eine Erklärung, warum diese Tugend beim deutschen Team fehlte, hatte Nagelsmann nicht wirklich. „Vielleicht müssen wir auf weniger Qualität setzen und nur auf Spieler, die alles reinwerfen. Das hätte heute zu einem besseren Ergebnis geführt. Das ist amtlich.“

Auch TV-Experte Schweinsteiger legte nach dem Spiel nach. Er zweifelt nach der Leistung sogar an einer Qualifikation für die Weltmeisterschaft in den USA, Kanada und Mexiko. „Tut mir leid, aber so musst du froh sein, wenn du dich für die WM qualifizierst“, sagte ein sichtlich konsternierter Ex-Profi. „Wenn wir so spielen wie heute, weiß ich nicht, ob wir zur WM kommen.“ Und selbst bei erfolgreicher Qualifikation komme man bei der Endrunde „nicht weit“. Nagelsmann konnte die Sichtweise Schweinsteigers durchaus verstehen. Auch Kapitän Joshua Kimmich stimmte zu: „Wenn wir so auftreten wie heute, wird das nichts mit der Qualifikation.“

Viel Zeit zur Korrektur bleibt den Verlierern nicht. Schon am Sonntag (20.45 Uhr/RTL) geht es in Köln gegen Nordirland. Dann braucht es eine grundlegend andere Einstellung der deutschen Mannschaft. Sonst könnte es wahrlich eng werden.

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