Bei der vergangenen EM in der Schweiz hat der Frauenfußball neue Zuschauerrekorde gebrochen. Insgesamt rund 657.000 Zuschauer strömten in die Stadien, nur zwei Spiele waren nicht ausverkauft. Auch die Frauen-Bundesliga hat immer mehr Zuschauer.

Ein deutliches Anzeichen für die Professionalisierung der Frauen-Bundesliga sind die Klubs, die mittlerweile dort spielen. Waren es vor zehn Jahren noch Vereine wie Turbine Potsdam, der SC Sand oder der Herforder SV, die in der ersten Liga spielten, sind es heute vor allem die Frauenabteilungen großer Bundesliga-Klubs. Als Aufsteiger in dieser Saison neu dabei: Union Berlin. Sie schafften den Durchmarsch von der Regional- in die Bundesliga.

„Der gesamte Verein arbeitet hart, damit wir im Profisport erfolgreich sind. Unser Ziel ist es immer, in der höchstmöglichen Spielklasse zu sein“, sagte Unions Vereinspräsident Dirk Zingler im Gespräch mit dem „Tagesspiegel“ und macht dabei deutlich: Es geht ihm nicht nur um die Männermannschaft.

Die Frauen brauchen ein besseres Gehalt

„Wir fliegen im deutschen Frauenfußball völlig unter unseren Möglichkeiten. Wenn ich sehe, welche finanziellen Möglichkeiten wir im Profifußball haben, ist es beschämend, wie wenig bei den Frauen ankommt“, erklärt Zingler. In Köpenick hat man sich schon etwas angepasst. Die Spielerinnen haben alle einen Profivertrag, inklusive entsprechendem Gehalt. Ziel müsse es aber sein, dass die Frauen irgendwann mindestens 30.000 bis 50.000 Euro verdienen, ergänzt Zingler. Was immer noch wenig wäre, verglichen mit den Millionengehältern der großen Männerligen.

Während im Männerfußball selbst Nachwuchsspieler sich schon lange um nichts anderes als ihren Sport kümmern müssen, hatten die Spielerinnen oft noch einen Job, um über die Runden zu kommen. Für Zingler ist das ein Unding.

„Im Gegensatz zu vielen Vereinen sehen wir unsere Profimannschaften als eine Abteilung. Es gibt eine Kasse und wir als Verein entscheiden politisch, wofür das Geld ausgegeben wird“, erklärt Zingler den Union-Erfolg. Dass das funktioniert, zeigen die Erfolge des Vereins: 2019 stiegen die Männer in die Bundesliga auf, qualifizierten sich 2023 sogar erstmals für die Gruppenphase der Champions League. Gleichzeitig kamen die Erfolge bei den Frauen.

Werden die Frauen klein gehalten?

Könnte es überall so laufen? Frauenfußball hat Potenzial – das hat die jüngste Vergangenheit gezeigt. „Hier wird der Frauenfußball kleingehalten“, urteilt der Union-Präsident.

„Das können sich andere Vereine genauso leisten“, stellt Zingler klar. „Vereine sollten nicht von Professionalisierung reden, wenn sie diese nicht ernst nehmen. Einige Bundesligisten bezeichnen ihre Spielerinnen als Profis, aber bezahlen sie nicht so und spielen an Orten, die wenig attraktiv sind.“

Bei Union ist schon seit letzter Saison die Alte Försterei die Heimspielstätte der Frauenmannschaft. Ein weiteres Problem seien laut Zingler auch die Anstoßzeiten, die für die Frauen-Bundesliga festgelegt wurden. „Wir spielen am Sonntag um 18.30 Uhr. Bei uns kommen aber viele Kinder, und die müssen Montagfrüh in die Schule“, so Zingler.

Aber auch bei Union gibt es noch Handlungsbedarf. Fehler, die bei den Männern gemacht werden, wirken sich auf die Frauen aus. So habe Union zuletzt mehr für Trainer bezahlt, die längst nicht mehr da sind, als für die Frauenabteilung – da geht Zingler auch mit dem eigenen Verein hart ins Gericht.

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