„Wir brauchen Geduld bis in den April, bis in den Mai hinein“
An irgendwas muss sich der Hamburger SV nach dieser erneuten Abreibung in München ja klammern. Immerhin nur 0:5 verloren, könnten Zyniker bemerken. In den Gastspielen davor waren die Hanseaten ja schon mit 0:8 und 2:9 nach Hause geschickt worden. „Wir sind standhaft geblieben“, sagte Nicolai Remberg. Der frustrierte Mittelfeldspieler bezog sich dabei freilich nur auf die zweite Halbzeit eines ungleichen Duells, nach dem sich die Norddeutschen um Optimismus für die nächsten Aufgaben bemühten.
„Wenn du daraus lernst, dann war es heute nicht umsonst“, resümierte Sportvorstand Stefan Kuntz. Der Ex-Profi weiß, dass der Fußball-Rekordmeister, Titel-Topfavorit und Champions-League-Starter München nicht der Gradmesser sein kann für sein Team im ersten Jahr nach dem Wiederaufstieg. Als mildernde Umstände führte Kuntz zudem an, noch lange nicht eingespielt zu sei – gegen den Bayern-Supersturm etwa mussten zwei Abwehr-Debütanten ran.
Wichtig deshalb, weil die für den weiteren Saisonverlauf relevanteren Partien nun anstehen. Am Samstag (15.30 Uhr/Sky) empfangen die Hamburger den noch punktlosen 1. FC Heidenheim, es ist das Kellerduell Vorletzter gegen Letzter. Die schlechte Laune von München soll möglichst schnell vertrieben werden. „Das ist ein sehr wichtiges Spiel für uns und deshalb bringt es nichts, sich vier, fünf Tage darüber Gedanken zu machen“, betonte Remberg.
Vor 75.000 Zuschauern waren die Bayern schon in der Anfangsphase über völlig indisponierte und sichtlich eingeschüchterte Gäste hinweggefegt. Die Tore von Serge Gnabry (3. Minute), Aleksandar Pavlovic (9.), Harry Kane per Handelfmeter (26.) und Luis Díaz (29.) nach weniger als einer halben Stunde ließen die HSV-Anhänger noch viel Schlimmeres befürchten. Weil nach der Pause nur noch einmal Kane traf (62.), Bayern einige Stars auswechselte und Michael Olise kurz vor Schluss nur die Latte traf, blieb es bei fünf Gegentoren.
Abwehr-Neulinge zahlen Lehrgeld gegen Kane und Co.
„Wir werden daraus lernen“, sagte Trainer Melvin Polzin zu dem Auftritt. Vor allem mit der ersten Halbzeit und der fehlenden Aggressivität in den Zweikämpfen sei er nicht einverstanden gewesen, betonte er. Dazu kam, dass es der junge Abwehrchef Luka Vuskovic und daneben Aboubaka Soumahoro bei deren jeweiligen HSV-Debüts ausgerechnet mit blendend aufgelegten und torhungrigen Bayern-Stürmer zu tun bekamen, die sich warmschießen wollten für den Champions-League-Auftakt gegen Club-Weltmeister FC Chelsea.
Es war ein Klassenunterschied – und in der Pause wurde es entsprechend laut in der Hamburger Kabine. „Wir reißen uns den Arsch auf, wir lassen uns hier nicht abschlachten“, das hatten sich die Gäste laut Remberg geschworen. „Wir haben gesagt: Wir kommen raus, zeigen ein anderes Gesicht mit den Wechseln. Und ich glaube, dann hat man es von außen auch gesehen.“
Sportchef Kuntz mahnt zu Geduld
Dem stimmte Polzin zu – auch wenn er einräumte, dass „der FC Bayern einen Gang zurückgeschaltet hat“. Das aber soll das positive Gefühl nicht schmälern. Sportchef Kuntz lobte den Coach für das Wagnis, auf junge Profis zu setzen. Dass diese gegen Kane und Co. Lehrgeld bezahlen mussten, war eingepreist. Der Kampf um den Klassenverbleib dürfte eh ein langer werden. „Geduld heißt nicht: Wir brauchen Geduld bis nächste Woche“, stellte Kuntz am Sky-Mikrofon klar. „Wir brauchen Geduld bis in den April hinein, bis in den Mai hinein.“
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