Gut möglich, dass einige abwinken und der Wahl keine große Bedeutung schenken, weil sie sich schon am Prozedere dieser stoßen. Was hat das denn für eine Aussagekraft, mag sich vielleicht der eine oder andere denken, wenn zehn Journalisten von „France Football“, einer Fußballfachzeitschrift aus Frankreich, jährlich entscheiden, welche 30 Spieler es auf die Shortlist für die Wahl zum Ballon d'Or schaffen. Einer Liste, aus der dann je ein ausgewählter Journalist aus den 100 Nationen, die in der Weltrangliste des Weltverbandes am höchsten platziert sind, Punkte für die Nominierten vergeben darf.

Welche Bedeutung indes diejenigen der Wahl beimessen, um die es geht, also die Spieler, ihre Vertrauten und ihre Arbeitgeber, zeigt sich fast Jahr für Jahr. Da fließen Tränen der Freude, da schieben Unterlegene Frust.

In diesem Jahr war es Lamine Yamal, der 18 Jahre alte Überflieger vom FC Barcelona. Er trug es – zumindest äußerlich – mit Fassung, dass Ousmane Dembélé, den Vorzug vor ihm erhielt, während sein Vater vom „größten moralischen Schaden gegenüber einem Menschen“ sprach. Oder nehmen wir das Jahr davor, als sie bei den Königlichen von Real Madrid davon ausgingen, dass kein Weg an Vinicius Jr. vorbeiführen dürfte. Führte er aber, und zwar zu Rodri, der die Wahl gewann, weshalb Real die Zeremonie – königlich beleidigt – boykottierte und ihr fernblieb.

Kane auf Rang 13, Wirtz auf 29

Es sind nur zwei kleine Geschichten, die aufzeigen, dass die Wahl zumindest in der Branche als sehr prestigeträchtig gilt und als wichtigste individuelle Auszeichnung für einen Fußballspieler wahrgenommen wird. Insofern muss dann eben auch mal der Blick auf den deutschen Fußball gerichtet werden.

Aus der Bundesliga landeten nur zwei Vertreter unter den Top 30. Auf Platz 13 rangiert Harry Kane, der englische Stürmerstar des FC Bayern – und auf Platz 29 Florian Wirtz, der mittlerweile beim FC Liverpool spielt. 2024, als Wirtz mit Bayer Leverkusen das historische Double aus Meisterschaft und Pokal gewann, wurde er Zwölfter.

Nur aus der Ferne schauen die deutsche Bundesliga und die deutschen Profis also zu, wenn es darum geht, die Besten zu küren. Das bestätigt einmal mehr, vor welchen Herausforderungen der deutsche Fußball steht, dessen Aushängeschild derzeit eine Schwächephase erlebt – die Nationalmannschaft ist nach der Niederlage in der Slowakei jüngst in der Weltrangliste auf Rang zwölf abgerutscht.

Fußball ist und bleibt am Ende ein Mannschaftssport, keine Frage. Ein Ousmane Dembélé wird wissen, dass ihm die Ehre vom Montagabend auch deshalb zuteilwurde, weil er in jedem seiner Spiele für Paris St. Germain umgeben ist von guten Fußballern, die ihren Teil dazu beitragen, dass er glänzen kann. Ganz zu schweigen von der Unterstützung seines Trainers Luis Enrique, der zum besten Coach gewählt wurde. Er wusste Dembélé zu nehmen und zu formen.

Sammers Generalkritik

Aber es sind eben auch die Fähigkeiten Dembélés, die ihn zum besten Fußballer haben aufsteigen lassen. Hier gilt es im deutschen Fußball anzusetzen. So wichtig am Ende die Mannschaft als großes Ganzes natürlich ist, so wichtig ist es mit Blick auf die Zukunft, in der Nachwuchsausbildung verstärkt die Entwicklung eines jeden einzelnen Spielers zu achten. Es bedarf keiner Gleichförmigkeit, es bedarf individueller Klasse, ob in der Abwehr, dem Mittelfeld oder dem Angriff. Trainer müssen die Stärken ihrer Spieler erkennen, sie fördern, formen – und ihren Fähigkeiten entsprechend einsetzen.

Knapp zehn Wochen ist es her, da hatte Matthias Sammer, Europameister von 1996, mit einer Generalkritik am deutschen Fußball für Aufsehen gesorgt. Er bemängelte die Selbstzufriedenheit und attestierte in einem „Kicker“-Interview, dass wir „im Schönreden immer noch stärker sind als in der kritischen Analyse. … Wir überhöhen das Gute und deuten das Schlechte allenfalls an“.

Matthias Sammer hat übrigens als bislang letzte Deutscher den Ballon d'Or gewonnen hat – vor 29 Jahren. Davor durften sich mit Gerd Müller (1970), Franz Beckenbauer (1972 und 1976), Karl-Heinz Rummenigge (1080 und 1981) und Lothar Matthäus (1990) noch vier weitere deutsche Profis über die Auszeichnung freuen.

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