Jürgen Klopp wirft deutschen Fußball-Fans Doppelmoral vor
Als Jürgen Klopp im vergangenen Herbst seinen Wechsel zu Red Bull verkündet, gibt es in Deutschland nicht nur Applaus. Die Trainer-Legende muss viel Kritik aushalten. In einem Interview in den USA äußert er sich nun zu der Kritik - und zu seiner Zukunft als Trainer.
Eins kann Jürgen Klopp besonders gut. Die deutsche Trainer-Ikone kann die Welt erklären - und wenn er das tut, hängen die Leute an seinen Lippen. Zumindest war das so bis zum Herbst 2024. Damals verkündete er vollkommen überraschend, von wo aus er ab Januar 2025 die Welt erklären würde: Red Bull. Das kam nicht überall gut an.
Die Wochen zuvor war Klopp zu den Orten seiner Karriere getingelt. Viele Orte waren es nicht. Klopp war immer ein Architekt mit einem Auftrag. Im Spätsommer 2024 besuchte er Mainz, dann besuchte er Dortmund, stand bei einem Abschiedsspiel sogar in BVB-Farben noch einmal vor der Trainerbank im Westfalenstadion, dann endete die Begeisterung. Er wurde Head of Global Soccer bei Red Bull. Er soll dem im Fußball strauchelnden Konzern mit seinen unterschiedlichen Klubs in aller Welt wieder auf die Beine helfen.
Mit seinem Wechsel zu Red Bull kappte Klopp schlagartig alle Verbindungen zu denen, die sich Fußball-Romantiker nennen. Die hielten ihm den Wechsel zum Systemfeind vor. Die Beziehung zwischen dem Marketing-Konzerns aus Fuschl am See in Österreich und der Fußball-Traditionalisten-Hochburg Deutschland muss als sehr kompliziert bezeichnet werden.
Was England von Deutschland unterscheidet
Die Liebe kehrte sich in Verachtung. Klopp sah sich Anfeindungen ausgesetzt. In einem Interview mit der US-Publikation "The Athletic" wirft er diesen deutschen Fans nun Doppelmoral vor. "Ich bin Deutscher. Ich weiß, was die Leute in Deutschland über das Engagement von Red Bull denken. Sie lieben Red Bull. In allen Bereichen. Aber im Fußball? Nein! Aber egal, sie wollen es so", sagte er. "Lustigerweise war die Reaktion nur in Deutschland so. Aber okay, kein Problem. Jeder kann denken, was er will. Sie müssen akzeptieren, dass ich tue, was ich will, solange ich niemanden verletze."
Bis zu seinem Umschwung war Klopp in Mainz und Dortmund vergöttert worden, die Fans beider Vereine hatten immer auf eine Rückkehr gehofft. Klopp aber glaubt, dass seine spezifischen Verdienste ohnehin in Vergessenheit geraten werden. "Ich erwarte nicht, dass die Leute sich erinnern, was ich für einen Verein geleistet habe. Die, die jetzt in Mainz im Stadion sind, waren noch kleine Kinder, als ich dort war", sagte er über seine Zeit in der Landeshaupt von Rheinland-Pfalz zwischen 1990 und 2008, erst als Spieler, dann als Trainer. "Ihre Eltern müssen ihnen sagen, wer ich war. So ist das und das ist okay für mich."
In England sei die Reaktion ganz anders gewesen, stellt er klar. "Ich brauch' nicht davon ausgehen, dass alle mögen, was ich mache. Ich muss es für die richtigen Gründe machen, es müssen meine Gründe sein", sagte er. "Übrigens: In Liverpool sind die Leute überglücklich mit dem, was ich mache, weil ich kein anderes Team trainiere."
Wie Klopp über eine Rückkehr auf die Trainerbank denkt
Ob er jemals wieder ein anderes Team trainieren werde, ließ er offen. Momentan glaube er daran, dass es vorbei sei. "Ich vermisse nichts", sagte er und hielt sich eine Hintertür offen: "Aber du weißt es nicht. Ich bin 58. Wenn ich mit 65 noch einmal anfangen würde, würden alle sagen: 'Du hast gesagt, du machst das nie wieder!'"
Als Ex-Trainer wolle er nun "nicht der Fußballpapst" sein und den Leuten sagen, "was sie zu tun haben. Zumindest nicht außerhalb der Red-Bull-Welt". In seiner neuen Rolle sieht er sich eher als Helfer und Ratgeber denn als Boss. "Ich will, wenn nötig, der Notruf der Trainer oder Sportdirektoren sein, derjenige, den sie anrufen, wenn sie nicht wissen, mit wem sie sprechen sollen", erklärte Klopp, der zuletzt mit einem Besuch in Leipzig nach der Auftaktniederlage beim FC Bayern für etwas Wirbel gesorgt hatte. Er hatte nach der Pleite mit dem Mannschaftsrat der Leipziger gesprochen, einige sahen das als Affront gegenüber dem neuen Trainer Ole Werner.
Neben RB Leipzig gehören die New York Red Bulls in den USA, RB Bragatino in Brasilien und RB Omiya Ardija in Japan zu den RB-Klubs weltweit. Bei Red Bull Salzburg ist das Unternehmen Hauptsponsor. Zudem hat Red Bull Minderheitsbeteiligungen bei Leeds United und dem französischen Aufsteiger FC Paris.
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