Gian van Veen knackt 24 Jahre alten Rekord-Average – und verliert Spektakel
Wie ein Boxer stand Luke Littler da. Sein Jubel: Ein Haken mit der Linken, einer mit der Rechten: Bumm, bumm. Ganz so, wie es in diesem denkwürdigen Erstrundenmatch beim World Grand Prix in Leicester zuvor zugegangen war.
Der 18 Jahre alte Weltmeister und sein fünf Jahre älterer Kontrahent Gian van Veen hatten sich einen der spektakulärsten Schlagabtausche der Turniergeschichte geliefert. Der Niederländer knackte dabei sogar den 24 Jahren alten Rekord-Average. Alan Warriner-Little, mittlerweile Präsident der Professional Darts Players Association (PDPA), hatte bei dem traditionell im Double In/Double Out-Format gespielten Event im Jahr 2001 einen Durchschnitt von 106,45 Punkten geworfen. Van Veen landete am Ende bei 106,47 – und gewann beim 0:2 (2:3, 0:3) nicht mal einen Satz.
Van Veen hatte das mit Spannung erwartete Duell mit einem 11-Darter eröffnet, Littler konterte mit 14 Darts zum 1:1. Und auch auf das 2:1 des ungewohnt emotionalen van Veens hatte der Weltmeister die passende Antwort: ein 151er-Checkout.
Im entscheidenden Leg dann brillantes Timing vom Teenager. Littler stellte sich mit seiner ersten 180 auf 86 Rest. Da van Veen sich mit einer 140 nur auf 8 Punkte herunterspielen konnte, checkte Littler auf der Doppel-16 zum Gewinn des ersten Satzes.
Obwohl van Veen, der auf eine positive Gesamtbilanz gegen Littler verweisen kann und die letzten drei Duelle allesamt gewann, weiter konsequent auf der Triple-20 trommelte, hatte Littler stets die Antwort. Als der Engländer im zweiten Durchgang auf 2:0 stellte, konnte sich der Niederländer ein ungläubiges Lachen nicht mehr verkneifen und zuckte ratlos mit den Schultern.
Wenig später checkte Littler 144 Punkte zum Sieg. Sein Average: 105,58. „Das war eine der besten Leistungen überhaupt“, kommentierte Stuart Pyke im britischen TV: „van Veen hat das Beste gezeigt, doch Luke Littler hat etwas sehr, sehr, sehr Spezielles gemacht.“
Schindler knapp vor van Veen
Ein Duell, das es bereits vor zwei Jahren im Finale der Junioren-WM gab und in den kommenden Jahren noch viel häufiger geben wird – wenn auch nicht mehr in der ersten Runde. Van Veen hat den Sprung unter die Top16 gerade vollzogen, allerdings erst wenige Tage nach dem Cut-off für den World Grand Prix. Den letzten Platz auf der Setzliste hatte ihm Martin Schindler mit hauchdünnem Vorsprung weggeschnappt.
„Es fühlte sich sehr gut an. Ich habe sicherlich besser als letztes Jahr abgeliefert. Gian hat ein brillantes Spiel gespielt“, sagte Littler, der im vergangenen Jahr überraschend an Rob Cross gescheitert war. Er trifft im Achtelfinale am Donnerstag auf Titelverteidiger Mike De Decker.
Der Belgier setzte sich 2:1 gegen Peter Wright durch. Neben dem Schotten erwischte es am zweiten Turnierspieltag einige weitere gesetzte Spieler. Damon Heta unterlag Luke Woodhouse im Decider des entscheidenden dritten Satzes trotz 270 Punkten Vorsprungs, Ross Smith war gegen Daryl Gurney chancenlos. Und Michael van Gerwen scheiterte 0:2 an Dirk van Duijvenbode.
Mit Schindler, Chris Dobey und James Wade waren bereits zum Auftakt am Montagabend drei gesetzte Spieler ausgeschieden.
Ergebnisse, World Grand Prix, 1. Runde
Damon Heta (AUS/11) – Luke Woodhouse (ENG) 1:2 (0:3, 3:0, 2:3)
Ross Smith (14) – Daryl Gurney (NIR) 0:2 (0:3, 1:3)
Jonny Clayton (WAL/6) – Andrew Gilding (ENG) 2:0 (3:1, 3:2)
Gerwyn Price (WAL/7) – Ryan Searle (ENG) 2:1 (0:3, 3:2, 3:1)
Luke Littler (ENG/2) – Gian van Veen (NED) 2:0 (3:2, 3:0)
Michael van Gerwen (3) – Dirk van Duijvenbode (NED) 0:2 (0:3, 2:3)
Peter Wright (SCO/15) – Mike De Decker (BEL) 1:2 (3:1, 1:3, 1:3)
Josh Rock (NIR/10) – Ryan Joyce (ENG)
Spielplan, World Grand Prix, Achtelfinale
Mittwoch (20.15 Uhr, DAZN und Sport1 live):
Rob Cross (ENG/9) – Cameron Menzies (SCO)
Stephen Bunting (ENG/4) – Danny Noppert (NED/13)
Luke Humphries (ENG/1) – Krzysztof Ratajski (POL)
Gary Anderson (SCO/12) – Joe Cullen (ENG)
Turnierbaum World Grand Prix
- Obere Hälfte 1
Luke Humphries (ENG/1) – Nathan Aspinall (ENG)
Martin Schindler (D/16) – Krzysztof Ratajski (POL)
Chris Dobey (ENG/8) – Cameron Menzies (SCO)
Rob Cross (ENG/9) – Wessel Nijman (NED)
- Obere Hälfte 2
Stephen Bunting (ENG/4) – Niko Springer (D)
Danny Noppert (NED/13) – Jermaine Wattimena (NED)
James Wade (ENG/5) – Joe Cullen (ENG)
Gary Anderson (SCO/12) – Raymond van Barneveld (NED)
- Untere Hälfte 1
Luke Littler (ENG/2) – Gian van Veen (NED)
Peter Wright (SCO/15) – Mike De Decker (BEL)
Gerwyn Price (WAL/7) – Ryan Searle (ENG)
Josh Rock (NIR/10) – Ryan Joyce (ENG)
- Untere Hälfte 2
Michael van Gerwen (3) – Dirk van Duijvenbode (NED)
Ross Smith (14) – Daryl Gurney (NIR)
Jonny Clayton (WAL/6) – Andrew Gilding (ENG)
Damon Heta (AUS/11) – Luke Woodhouse (ENG)
Wenn Lutz Wöckener nicht gerade irgendeinen Sport im Selbstversuch ausprobiert, schreibt er über Darts und Sportpolitik, manchmal aber auch Abseitiges wie Fußball.
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