Sollte Manuel Neuer in die Nationalmannschaft zurückkehren?
Pro: Manuel Neuer ist beim DFB die sicherste Option
Der Begriff "Torwartproblem" war beim DFB lange ein Fremdwort. Schenkt man den Aussagen von Julian Nagelsmann Glauben, ist das noch immer so. Der Bundestrainer reagierte vor dem WM-Qualifikationsspiel gegen Nordirland genervt auf Fragen von Reportern zur Keeper-Debatte. Sein Team habe aus seiner Sicht "kein Torwartthema". Die Frage ist, ob er sich das selbst glaubt.
Dafür, dass Nagelsmann angeblich so sicher ist, druckste er bei dem Thema ganz schön herum. Schließlich gestand der Bundestrainer: Er und Manuel Neuer hätten einen "sehr guten Draht" und stünden in Kontakt, dabei gehe es aber "nicht immer nur um Fußballspiele". Schon klar.
Sein Vorvorgänger Joachim Löw heizte die Keeper-Debatte zusätzlich an. Er sei sich sicher, dass Nagelsmann über Neuer nachdenke. Und: Ein Comeback der Torwartlegende nach deren Rücktritt im Sommer 2024 sei "auf keinen Fall ein Risiko".
Fakt ist: Manuel Neuer ist mit seinen 39 Jahren derzeit in Topform. In vier von sechs Bundesligaspielen ging der Routinier am Ende ohne Gegentor vom Platz. Damit hat er großen Anteil am Erfolg des FC Bayern, der mit 18 Punkten von der Tabellenspitze grüßt. Diese Leistung kann man nicht einfach wegignorieren.
Oliver Baumann, der beim DFB aktuell den verletzten Marc-André ter Stegen vertritt, spielte mit der TSG Hoffenheim bislang kein einziges Bundesligaspiel zu null. Baumann macht seine Sache in der Nationalmannschaft zwar gut, allerdings hat er mit seinen 35 Jahren keine Turniererfahrung. Nagelsmann muss also klar sein: Der Hoffenheimer ist keine Option für die Weltmeisterschaft in den USA im nächsten Jahr.

DFB-Team Warum Nagelsmann im deutschen Tor auf Oliver Baumann setzt
Unklar ist derzeit, wann Stammkeeper ter Stegen nach seiner Rücken-OP zurückkehrt – und in welcher Verfassung er sich dann befindet. Hinzu kommt, dass er beim FC Barcelona aus dem Tor verdrängt wurde und im Winter dringend den Verein wechseln muss, um überhaupt spielen zu können.
Dass ter Stegen nach seiner Rückkehr direkt wieder abliefert, ist also auf keinen Fall garantiert. Bei Manuel Neuer sieht es anders aus. Der Routinier würde im DFB-Tor auf Knopfdruck funktionieren. Zumal er einige Nationalspieler vom FC Bayern bestens kennt. Daher ist ein Neuer-Comeback die sicherste und beste Option.
Lennard Worobic
Contra: Der DFB braucht Neuer nicht, er hat andere sehr gute Optionen
Im Glossar der deutschen Nationalmannschaft sollte das "Comeback" einen eigenen Eintrag bekommen. Illustre Spieler haben nach ihrem vermeintlichen Karriereende in der Nationalmannschaft eine Rolle rückwärts gemacht, um wieder das deutsche Trikot überzustreifen: Paul Breitner, Rudi Völler, Toni Kroos – um nur ein paar zu nennen. Warum also nicht auch Manuel Neuer?
Sportlich gäbe es sehr gute Gründe dafür. Nach einem Leistungstal vor einigen Monaten, in dem es zu Recht Diskussionen darüber gegeben hatte, ob Neuer nicht auch beim FC Bayern kürzertreten sollte, hat sich der 39-Jährige wieder auf Normalnull hochgearbeitet und ist in München so unumstritten wie eh und je. Allerdings sind gerade alle Bayern unumstritten, im wackligen DFB-Team kann das ganz anders aussehen.
Außerdem: Für Neuers Rücktritt aus der Nationalmannschaft gab es Gründe, es war eine "bewusste Entscheidung", wie er selbst sagte. Ein Comeback schloss er zuletzt zumindest öffentlich rigoros aus, das Kapitel scheint für ihn abgehakt. Und so bietet sich ihm die Chance, als bester Keeper in Erinnerung zu bleiben, den die Nationalelf je hatte. Bei einer Rückkehr schwingt immer die Gefahr mit, sich sein eigenes Monument zu zerstören.

Pro & Contra Manuel Neuer ist zu alt für Spiele auf Topniveau – oder?
Bei der WM im kommenden Jahr wäre Neuer 40 Jahre alt. Für einen Torwart ist das zwar nicht dramatisch, bei den ersten ein, zwei Fehlern, die Neuer womöglich unterlaufen könnten, würden in Fußball-Deutschland aber sofort wieder die Diskussionen beginnen: "Das Alter …" Solche Sätze sind ihm nicht zu wünschen. Bayern-Trainer Vincent Kompany sagte kürzlich über die druckfreie Spätphase von Neuers Karriere: "Irgendwann ist das diese Sonne, in der du lebst. Und das ist im Moment bei Manu so." Etwas Besseres kann man sich als Fußballer nicht wünschen.
Für die Nationalmannschaft steckt darin auch eine Chance. Neuer und sein Nachfolger, der aktuell verletzte Marc-André ter Stegen, gehören seit vielen Jahren zum Team, langsam muss der DFB überlegen, wie es nach dieser Ära weitergeht. Auch die aktuelle Nummer eins, der seit Jahren starke Oliver Baumann, ist 35 Jahre alt. Gut für den Verband und Nationaltrainer Julian Nagelsmann ist, dass es unter anderem mit Noah Atubolu (23), Finn Dahmen (27) und Jonas Urbig (22) genügend potenzielle Nachfolger gibt. Der DFB sollte daraus schöpfen. Zumal bis zur WM noch etwas Zeit ist, um sie auf Wettkampfhärte zu bringen.
Denn das Hauptargument gegen ein Neuer-Comeback lautet: Ein Torwartproblem hat Deutschland nicht.
Gideon Ötinger
Mit Material der Agenturen.
- Manuel Neuer
- Nationalmannschaft
- DFB
- Comeback
- Julian Nagelsmann
- Oliver Baumann
- Marc-André ter Stegen
Haftungsausschluss: Das Urheberrecht dieses Artikels liegt bei seinem ursprünglichen Autor. Der Zweck dieses Artikels besteht in der erneuten Veröffentlichung zu ausschließlich Informationszwecken und stellt keine Anlageberatung dar. Sollten dennoch Verstöße vorliegen, nehmen Sie bitte umgehend Kontakt mit uns auf. Korrektur Oder wir werden Maßnahmen zur Löschung ergreifen. Danke