Die Vertragsverlängerung mit Kompany bedient bei Bayern eine große Sehnsucht
Der FC Bayern setzt weiter auf Bewährtes. Der in dieser Saison noch ungeschlagene Tabellenführer der Bundesliga hat den Vertrag mit Trainer Vincent Kompany bis 2029 verlängert. Der ursprüngliche Kontrakt mit dem 39 Jahre alten Belgier lief bis 2027. Diese Entscheidung gab der Rekordmeister am Dienstagmittag bekannt.
„Ich bin dankbar, fühle mich geehrt und möchte dem FC Bayern für das Vertrauen und das Arbeitsumfeld danken, das er mir vom ersten Tag an geboten hat“, sagte Kompany: „Es fühlt sich für mich an, als ob ich schon viel länger hier wäre und dass ich den Verein gut verstehe. Bisher war es eine großartige Erfahrung, wir haben eine wunderbare Reise gestartet.“
Kompany habe „den Spaß zurückgebracht beim FC Bayern – und der Funke ist richtig übergesprungen“, sagte Bayerns Vorstandsvorsitzender Jan-Christian Dreesen. Unter Kompanys Führung sei „eine echte Mannschaft gewachsen, die dominanten und attraktiven Fußball spielt. Die Verlängerung ist auch ein Signal an unsere Spieler. Zudem schätze ich Vincents Besonnenheit: Er drängt sich nie in den Vordergrund und macht unsere Spieler mit seiner akribischen Arbeit besser“.
„Kompany ist eine Identifikationsfigur, die Spieler, Fans und alle im Klub vereint“
Voll des Lobes war auch Sportvorstand Max Eberl. „Als wir Vinny verpflichtet haben, hatten wir eine klare Vorstellung von unserem gemeinsamen Weg, und er hat schnell bewiesen, dass er den FC Bayern voranbringt – auf wie neben dem Platz“, sagte Eberl, der Kompany im Sommer 2024 nach zahlreichen Absagen verpflichtet hatte: „Er ist eine Identifikationsfigur, die Spieler, Fans und alle im Klub vereint, und wir wollen mit ihm langfristig etwas entwickeln.“
Als Nächstes steht für den Trainer ein Duell an, dessen besondere Bedeutung für ihn sein Kapitän Joshua Kimmich erklärte. In der Champions League treffen die Münchener am Mittwoch (21.00 Uhr, im Sport-Ticker der WELT) in der Allianz Arena auf den FC Brügge. „Und für den Trainer ist das ein sehr wichtiges Spiel. Dementsprechend müssen wir gewinnen“, berichtete Kimmich.
Als Kompany in Brügge „angewidert“ war
Im 63. Pflichtspiel als Bayern-Coach trifft Kompany erstmals auf einen Verein aus seiner Heimat. Und nicht auf irgendeinen Klub. Kompany war Spieler und Trainer beim RSC Anderlecht. Und zwischen dem Rekordmeister aus der Hauptstadt Brüssel und Rekord-Pokalsieger FC Brügge, dem „Stolz von Flandern“, herrscht die wohl größte Rivalität im belgischen Vereinsfußball.
Diese hat auch schon Grenzen überschritten. Als Anderlecht-Trainer erlebte Kompany im Dezember 2022 in Brügge einen üblen Abend. „Dieser Tag endet traurig, ich bin angewidert. Mein Staff und ich wurden während des gesamten Spiels beleidigt“, berichtete der damals 35-Jährige im Anschluss an das 2:2 in einem TV-Interview. Kompany sprach von „rassistischen Beleidigungen“, die nicht nur ihn, sondern auch mehrere seiner Spieler betroffen hätten.
Auch das gehört also zur Vorgeschichte einer Partie, in der es für den FC Bayern aber vor allem darum geht, nach den Auftakterfolgen gegen Klub-Weltmeister FC Chelsea (3:1) und den FC Pafos (5:1) den nächsten Erfolg einzufahren. Denn auf das Heimspiel gegen Brügge folgen im November zwei äußerst knifflige Auswärtsaufgaben beim Titelverteidiger Paris St. Germain und beim aktuellen Premier-League-Spitzenreiter FC Arsenal.
„Wir müssen in unserem Flow bleiben und jedes Spiel ernst nehmen“, mahnte Kapitän Manuel Neuer darum vor der Kraftprobe mit dem Team aus Brügge, das mit drei Punkten anreist. Auch Kompany geht es in erster Linie darum, im zwölften Pflichtspiel der Saison das Sieg-Dutzend vollzumachen. „Wir haben uns das Momentum verdient mit harter Arbeit. Und dieses Momentum wollen wir nicht verlieren“, sagte Kompany. Und das schon gar nicht gegen seinen persönlichen Erzrivalen FC Brügge mit dem deutschen U21-Nationalspieler Nicolo Tresoldi im Sturm.
Die aktuelle Münchener Fußball-Wertarbeit begründet sich natürlich auch in der herausragenden Verfassung von Torjäger Harry Kane. Aber als Motor gilt der Trainer. Sportvorstand Max Eberl bezeichnet Kompany erst vor dem Sieg gegen den BVB wieder als „einen extremen Glücksfall“ für den Rekordmeister.
Der einstige Top-Verteidiger Kompany, der bei einem Top-Klub wie Manchester City viel von einem Top-Trainer wie Pep Guardiola lernen konnte, hat in rund 17 Monaten in München eine stimmige, harmonierende Gruppe um die Anführer Neuer, Kane und Kimmich geschaffen. Kompanys Arbeit „fußt gerade in der Art und Weise, wie wir Fußball spielen“, erklärte Eberl: „Das Miteinander, diese Energie, diese Lust, gewinnen zu wollen. Das hat der Trainer den Spielern verinnerlicht. Das sieht sehr gut aus. Diese Welle wollen wir weiterreiten“.
Kompany könnte nach Guardiola erster Bayern-Trainer sein, der den Vertrag erfüllt
Die Welle weiterreiten – das meinte Eberl eher kurzfristig. Intern gab es da auch schon den langfristigen Blick auf den Trainer, seine Vertragsverlängerung. Denn die Bayern-Bosse sehnten sich nach Jahren des Heuerns und Feuerns nach Konstanz auf dem Trainer-Posten.
Kompany könnte der erste Bayern-Trainer seit Pep Guardiola (2013-2016) werden, der seinen Vertrag mal wieder erfüllt. Carlo Ancelotti, Niko Kovac, Julian Nagelsmann, Thomas Tuchel – mit keinem passte es danach auf Dauer. Auch Titelsammler Hansi Flick ging im Sommer 2021 vorzeitig. Er wollte damals unbedingt Bundestrainer werden, was er aber längst nicht mehr ist.
Bayern-Insider Nagelsmann erklärte am Rande des Topspiels gegen Dortmund bei Sky, was seinen Nach-Nachfolger Kompany auszeichnet: „Er strahlt eine angenehme Ruhe aus. Er lässt sich nicht anstecken von einem manchmal unruhigen Umfeld, sondern ist immer bei sich und der Mannschaft. Er stellt die Mannschaft immer in den Vordergrund und hat keine Befindlichkeiten.“ Im speziellen Spiel gegen Brügge könnte das ausnahmsweise anders sein.
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