Viele Beobachter hatten für den Freitagnachmittag die erste Überraschung der Darts-WM prophezeit. Es waren am Ende so viele, dass es schon gar kein klassischer Upset mehr gewesen wäre, hätte Rob Cross gegen den norwegischen WM-Debütanten Cor Dekker das Nachsehen gehabt.

Dem Weltmeister von 2018, immerhin noch an Position 17 gesetzt, war bei diesem Turnier nicht viel zugetraut worden. Doch die Top32 hielten sich auch in der zweiten Turniersession schadlos. Nachdem sich Ryan Searle mit 3:0 gegen den Niederländer Chris Landman durchgesetzt hatte, gewann auch Cross gegen den Polizeibeamten mit niederländischen Wurzeln glatt mit 3:0 und gab dabei nur zwei Legs ab.

Und als wären die Zahlen nicht eindrucksvoll genug, ließ der 35-Jährige in Richtung seiner Kritikerschar am Ende sicherheitshalber noch mal ein dickes Ausrufezeichen folgen: Cross beendete das Match mit einem 170er-Finish.

Angesichts von nur 90,84 Punkten im Average müffelte der „Big Fish“ zwar ein wenig, doch für Cross geht es angesichts der vergangenen Monate ohnehin nicht um das Wie, sondern nur um das Ob: Hauptsache weiter. „Ich hätte eigentlich gedacht, dass ich mehr als eine 91 spielen würde. Aber schön, durch und weiter Teil dieser WM zu sein.“

Rob Cross verpasste den Grand Slam

Nach seinem Zweitrundenaus bei der vergangenen WM hatte er bei den anschließenden sieben Major-Turnieren lediglich zweimal die erste Runde überstanden, für den Grand Slam war er, erstmals seit 2016, nicht qualifiziert.

„Das wird ihm den Glauben zurückgeben“, orakelte TV-Experte Glen Durrant nach dem Cross-Sieg im englischen TV, und der Spieler bestätigte die Einschätzung auf der Pressekonferenz umgehend.

„Ich habe das schon die ganze Woche gemacht“, sagte er über seine 170 zum Matchgewinn: „Ich bin wirklich sehr stolz auf mich. Ich fühle mich zurück. Und das Ende hat es ja bewiesen: Ich bin noch nicht fertig, wäre gern in 15 Jahren noch dabei.“

Entscheidenden Anteil an seiner Trendwende hätten die vergangenen drei Wochen gehabt. Er habe die drei Wochen einige Exhibitions gespielt und sich dabei verloren gegangenes Selbstvertrauen zurückgeholt. Er sei nun in einer anderen Stimmung, sagte Cross: „Hätte ich diese Mentalität vor sechs, sieben Monaten gehabt, wäre es ein anderes Jahr geworden. Niemand kümmert sich, wenn du unten bist. Du musst dich um dich selbst kümmern.“

Zu Beginn des Duells waren Cross Druck und Verunsicherung noch anzusehen. Seine erste 180 sorgte für Bestätigung und Erleichterung, Cross feierte sie mit großer Gestik und Emotion. Ja, es geht doch.

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„Ich liebe diesen Ort, ich liebe die Fans“, sprach Cross, der in der Euphorie des Sieges Großes ankündigte: „Ich habe hier eine gute Chance, weit zu kommen. Ich denke, ich werde wieder in die Top10 zurückkommen. Mindestens.“ Zweiflern empfiehlt er einen Blick in die Vergangenheit: „Ich habe Phil Taylor geschlagen, als er der Größte war. Wovor sollte ich Angst haben?“

Tatsächlich bietet ihm das Turniertableau einige Möglichkeiten. In Runde zwei wartet Ian White, in der dritten Runde könnte es zum Duell mit dem ebenfalls formschwachen Damon Heta kommen.

White setzte sich im Legenden-Duell knapp gegen einen kämpferischen Mervyn King durch. White führte bereits mit 2:0 Sätzen und 2:1, lag auch im vierten Satz 2:1 vorn und vergab einen Matchdart auf der Doppel-12, musste aber noch in den fünften Durchgang, den er dann glatt für sich entschied. Für das Erreichen der zweiten Runde genügte ihm ein Average von 81,13 Punkten. Cross dürfte das wohlwollend zur Kenntnis genommen haben.

Wenn Lutz Wöckener nicht gerade irgendeinen Sport im Selbstversuch ausprobiert, schreibt er über Darts und Sportpolitik, manchmal aber auch Abseitiges wie Fußball.

Darts-WM 2026, Ergebnisse, 1. Runde

  • Niels Zonneveld (NED) – Haupai Puha (NZL) 3:0 (3:2, 3:2, 3:0)
  • Ian White (ENG) – Mervyn King (ENG) 3:2 (3:1, 3:0, 2:3, 2:3, 3:0)
  • Ryan Searle (ENG/20) – Chris Landman (NED) 3:0 (3:0, 3:2, 3:1)
  • Rob Cross (ENG/17) – Cor Dekker (NOR) 3:0 (3:0, 3:2, 3:0)

ab 20 Uhr:

  • Ross Smith (ENG/12) – Andreas Harrysson (SWE)
  • Ricky Evans (ENG) – Man Lok Leung (HKG)
  • Gian van Veen (NED/10) – Cristo Reyes (ESP)
  • Damon Heta (AUS/16) – Steve Lennon (IRL)

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