Sieg in Unterzahl – St. Pauli feiert Ende der Horror-Serie
Am Ende hatte Alexander Blessin es eilig. Mit langen Schritten sprintete der Trainer des FC St. Pauli über den Rasen des Millerntor-Stadions, um auf der Tribüne seine Familie in den Arm zu schließen. Die Horror-Serie der Hamburger gehört nach dem 2:1 (1:0) in Unterzahl gegen den 1. FC Heidenheim endgültig der Vergangenheit an. Die große Erleichterung war Blessin deutlich anzumerken.
In der Analyse blieb der 52-Jährige dann gewohnt sachlich: „Die kleinen Schritte, die wir angefangen haben, zahlen sich jetzt aus. So muss es weitergehen.“ Offiziell war Blessin zwar auch nach den neun Niederlagen und einem Remis zuvor in der Fußball-Bundesliga nicht infrage gestellt worden. Der Erfolgsdruck und die ungeschriebenen Gesetze seiner Branche dürften aber auch den St.-Pauli-Coach belastet haben.
Wie bedeutsam der Erfolg war, beschrieb Doppeltorschütze Martijn Kaars. „Es war für uns ein „Do or die“-Spiel, und das haben wir auf dem Platz auch gezeigt“, sagte der Niederländer und ergänzte: „Es fühlt sich unglaublich an, weil es so wichtig war.“ Durch die drei Punkte zogen die Kiezkicker an den Heidenheimern vorbei und stehen nun wieder auf Relegationsplatz 16.
„Wo kommen wir denn hin...“
Besonders wichtig war, dass die Hanseaten es schafften, den Sieg auch mit nur zehn Spielern einzufahren. Nach der Roten Karte gegen Abwehrchef Eric Smith in der 45. Minute musste St. Pauli die zweite Hälfte der Partie in Unterzahl bestreiten.
Über den Platzverweis gegen den Schweden nach einer Aktion gegen Heidenheims Marvin Pieringer hatte Alexander Blessin seine eigene Meinung: „Es war ein Streicheln, es war kein Halten“, sagte er bei DAZN: „Wo kommen wir denn hin, wenn man beim Streicheln umfällt. Für mich war es keine Rote Karte.“
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Eine Rote Karte, die auch im Expertenkreis für viel Gesprächsstoff sorgte. „Verwunderlich ist, dass der VAR nicht eingegriffen hat. Denn das ist eine klare Fehlentscheidung“, sagte der langjährige Bundesliga-Schiedsrichter Manuel Gräfe, seit dieser Spielzeit auch Experte bei „Bild“, ist. „Er fiel aktiv, es war kein Kontakt im Fußbereich zu erkennen, und er hob mit beiden Beinen ab. Indiz dafür ist immer, wenn beide Beine und Arme gleichzeitig nach oben. gehen. Da müssen beim Schiedsrichter sofort alle Alarmglocken angehen – gingen sie aber leider nicht.“
Knackpunkt der Partie
Dank einer mutigen Defensivarbeit erarbeitete sich St. Pauli trotz numerischer Unterlegenheit das 2:0, das Kaars nach einem starken Konter erzielte. Für Heidenheims Trainer Frank Schmidt war das der Knackpunkt der Partie: „Das darf nicht passieren. Das tut weh.“
Für St. Paulis Kapitän Jackson Irvine war es dagegen die logische Konsequenz aus dem jüngsten Aufwärtstrend, der schon bei der späten 1:3-Niederlage bei Bayern München, dem 2:1 im DFB-Pokal bei Borussia Mönchengladbach und dem 1:1 beim 1. FC Köln sichtbar geworden war. „Wir wussten, dass wir nach der Pause unsere Chance bekommen und die nutzen müssen“, sagte der Australier.
Nach seiner Fußverletzung und dem Wirbel um seine auch innerhalb des Klubs umstrittene Haltung zum Nahost-Konflikt kommt der 32 Jahre alte Irvine immer besser in Tritt. Gemeinsam mit dem Amerikaner James Sands und dem Japaner Joel Fujita bildet er im Mittelfeld das Kraftzentrum der Hamburger. Gegen Heidenheim zeigte auch Fujita, wie wichtig er für den FC St. Pauli ist: Der 23-Jährige bereitete beide Tore vor. „Ich versuche immer, unsere Stürmer zu bedienen“, blieb Fujita nach dem Abpfiff dann gewohnt bescheiden.
Bei aller Freude über den Sieg wussten alle Spieler und Verantwortlichen der Hanseaten, dass es nur ein erster Schritt in Richtung Klassenerhalt war. Am nächsten Sonntag soll bei Schlusslicht 1. FSV Mainz 05 nachgelegt werden. Dann kann sich auch Alexander Blessin auf das freuen, was sich alle Menschen wünschen: ruhige und friedliche Weihnachten im Kreis der Familie.
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