Diesmal blieb der Blick geschärft, der Fokus klar. Ricardo Pietreczko war mit einem guten Gefühl auf die Bühne gekommen. Ohne ausreichende Fitness wäre sein Zweitrundenmatch bei der Darts-Weltmeisterschaft gegen Dave Chisnall auch nicht durchzustehen gewesen.

Während seines Auftakts gegen den Portugiesen Jose De Sousa war die deutsche Nummer zwei nur deshalb in Schweierigkeiten geraten, weil sein Kreislauf schlapp gemacht hatte. Er habe beinahe den „Klappmann“ gemacht, erzählte er später. Ihm sei schwarz vor Augen geworden.

Diesmal stimmten Ergebnis und Blutzucker. 3:2 hieß es am Ende eines Matches, das einer Achterbahnfahrt geglichen hatte. Chisnall schied somit wie schon bei der WM 2025 in Runde zwei aus. Und Parallelen zur vergangenen Weltmeisterschaft sind auch bei „Pikachu“ zu erkennen.

Zwar ist bei einem Average von 88,49 Punkten noch Luft nach oben, aber das Wichtigste: Wie im Vorjahr steht er in der dritten Runde, damals war es sogar bis ins Achtelfinale gegangen. Nach den Weihnachtsfeiertagen trifft er auf Andreas Harrysson.

Pietreczo mit 2:0-Satzführung

Gegen Chisnall, Nummer 21 der Setzliste, war der 31-Jährige gleich voll da und checkte im ersten Leg 120 Punkte zum Break. Der Satz ging mit 3:1 nach Deutschland.

In Durchgang zwei kassierte er nach einer verpassten Doppel-16 zwar das Break. Da er nach einem knapp verfehlten 122er-Finish aber weitere Möglichkeiten von seinem Gegner erhielt, wurde der Aufschlagverlust schnell repariert. Chisnall schlug sich verärgert an den Kopf.

Die Unterschiede zwischen den beiden wurden nun immer deutlicher: Während „Chizzy“ reihenweise an den Doppeln vorbei warf, stimmte beim Deutschen die Präzision. Nach zwei Sätzen hatte der 45-Jährige nur zwei von 14 Würfen auf die Doppel getroffen, Pietreczko verwandelte erneut mit dem ersten zum 2:0. 50 Prozent seiner Versuche fanden bis dahin ins Ziel.

Dann aber folgte der Bruch – bei beiden. Der Wahl-Hannoveraner verpasste die nächste 120 zum 2:1 in Satz drei, während Chisnall nun neben den Triplefeldern plötzlich auch beim Checkout erfolgreich war und sich seinen Anwurfsatz mit 3:1 sicherte.

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Und so ging es weiter: „Pikachu“ verpasste 141 zum 1:0, sein Gegner breakte in 11 Darts auf Tops. Kein gutes Zeichen für den Deutschen: Chisnall brauchte dafür erneut nur noch einen Versuch. Er hatte jetzt seine Sicherheit gefunden. Im Scoring war er ohnehin eine Klasse besser als der Deutsche. 11:0 hieß es am Ende in der 180er-Wertung.

Die Fehler beim Checkout durchzogen nun das Spiel Pietreczkos, während sich Chisnall in einen Rausch spielte, den Satzausgleich schaffte und unaufhaltsam schien. Der Glaube an eine zweite Wende im Match fiel schwer.

Als Chisnall auf 1:0 im fünften Satz stellte, hatte er sechs Legs in Folge gewonnen. Immerhin gelang der direkte Ausgleich. Er schien den Trend vielleicht tatsächlich noch umkehren zu können, stand bei Chisnalls Anwurf bei 40 Punkten zum Break bereit. Doch der Engländer, das Publikum auf seiner Seite, nahm 113 Punkte zum 2:1 raus und benötigte nur noch ein Leg zum Sieg.

Es hätte zu dem Gefühlsspieler gepasst, wenn es am Ende die 143 Punkte zum Match geworden wären, doch er verpasste das Highfinish knapp. „Er hatte einen Matchdart?“, frage Pietreczko verdutzt nach dem Spiel. Er hatte den finalen Charakter der Situation gar nicht realisiert, nutzte anschließend aber seine kleine Chance und traf mit dem letzten Dart nervenstark auf der Doppel-16 zum 2:2. Es ging in die Verlängerung.

Chisnall wackelte nun wieder, verpasste das 3:2 auf Tops und Doppel-10. Pietreczko hingegen war zur Stelle und holte sich das Break. Eindrucksvoll.

Am Ende bedurfte es aber auch noch einmal gegnerischen Entgegenkommens, um den Sieg vor der Weihnachtspause einzupacken. Im sechsten Leg schien das Scoring des Deutschen komplett ausgefallen. Nach zwölf Darts stand er immer noch bei 184 Punkten, erhielt aber die Möglichkeit zum Sieg. Auf der Doppel-16 verwandelte er mit dem ersten Matchdart.

Darts-WM 2026, Ergebnisse, 2. Runde

  • Ryan Searle (ENG/20) – Brendan Dolan (NIR) 3:0 (3:1, 3:0, 3:1)
  • Andreas Harrysson (SWE) – Motomu Sakai (JPN) 3:0 (3:2, 3.1, 3:2)
  • Dirk van Duijvenbode (NED/29) – James Hurrell (ENG) 2:3 (3:1, 0:3, 1:3, 3:1, 1:3)
  • Dave Chisnall (ENG/21) – Ricardo Pietreczko (D) 2:3 n.V. (1:3, 1:3, 3:1, 3:0, 2:4)

ab 20.15 Uhr:

  • Michael Smith (ENG/28) – Niels Zonneveld (NED)
  • Chris Dobey (ENG/8) – Andrew Gilding (ENG)
  • Stephen Bunting (ENG/4) – Nitin Kumar (IND)

Wenn Lutz Wöckener nicht gerade irgendeinen Sport im Selbstversuch ausprobiert, schreibt er über Darts und Sportpolitik, manchmal aber auch über Abseitiges wie Fußball.

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