Selbst der Caller und Schiedsrichter hatte genug. Kirk Bevins schritt zu Beginn des vierten Satzes ein und suchte den Dialog. „Er sagte zu mir, dass ich so nicht jubeln dürfe. Nicht nach jedem Leg. Er sagte mir auch noch, bis wohin ich laufen dürfe“, erklärte Mensur Suljovic nach dem brisanten Duell der zweiten Runde bei der Darts-WM.

Der Österreicher hatte das Match gegen Joe Cullen überraschend mit 3:1 für sich entschieden, dabei aber mit seinem provozierenden Verhalten Ärger verursacht. Suljovic verzögerte permanent das Spiel, ließ sich extrem viel Zeit. Nach nahezu jedem gewonnen Leg wählte er zudem den Weg ans Ende der Bühne und feierte aufreizend in Richtung seines Anhangs.

Er habe das nicht bewusst getan, beteuerte er: „Ich bin immer ein ehrlicher Mensch und eine ehrliche Haut. Ich verstehe auch nicht, weshalb ich das nicht tun darf. Ich bin so aufgewachsen.“

Seine Worte auf der Medienkonferenz wirkten wirr und phasenweise zusammenhangslos. Permanent unterbrach er seine Ausführungen, um seine Familie zu grüßen und nette Worte in Richtung seines nicht anwesenden Gegners zu sagen. „Respekt für Joe Cullen. Ich mag ihn. Der Junge ist sehr nett. Er ist ein Freund von mir.“

Der an Position 32 gesetzte Engländer sah das anders. Auf der Bühne fehlte nicht viel, dass es handgreiflich geworden wäre. Cullen, der den ersten Satz 3:0 gewonnen hatte und in den Durchgängen drei und vier jeweils zwei Setdarts vergab, reagierte auf das Verhalten seines Gegners schon während des Spiels mit permanentem Kopfschütteln und abfälligen Gesten, beschwerte sich über die Psychospielchen.

„Wenn das Darts ist, möchte ich keinen Teil davon. (...) Der alte Recke wird sagen, dass so etwas dazugehört, aber wie auch immer ihr es nennt: Es ist Schummeln“, schrieb Cullen später in den Sozialen Medien.

Der 53-jährige Täter gab den Ahnungslosen. „Ich würde nie so etwas tun“, insistierte Suljovic: „Ich weiß nicht, was sein Problem ist. Ich habe noch nie etwas Unerlaubtes getan.“ Die Experten sahen dies anders. „Mensur hat Joe Cullens Gehirn gebrochen“, sagte Dan Dawson im britischen TV. DAZN-Experte Tim Wolters wurde noch deutlicher: „Ich finde das Verhalten von Mensur echt grenzwärtig.“

Bei Cullen hatte sich am Ende derart viel Unmut angestaut, dass er seinen Abgang von der Bühne unterbrach und sich noch mal in Richtung des posenden Suljovic umdrehte. Der Sieger ging daraufhin langsam auf den Engländer zu, schlackerte mit den Armen. Es war der Moment, in dem kurz die Eskalation drohte, doch Cullen hatte sich gerade noch so im Griff, drehte sich um und ging.

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Suljovic genügten ein um fünf Punkte schlechter Average von 81,95 und 24 Prozent auf den Doppelfeldern zum Sieg. Cullen hatte 44 Prozent seiner Versuche getroffen.

„The Gentle“ (sic!) steht damit nach drei Jahren wieder in der dritten Runde und trifft dort voraussichtlich auf den Titelverteidiger. Die Marschroute gegen die Nummer eins der Welt scheint bereits klar. „Littler schmeiße ich von der Bühne runter“, sagte er im Interview bei DAZN.

Darts-WM 2026, Ergebnisse 2. Runde

  • Ryan Joyce (ENG/24) – Krzysztof Ratajski (POL) 1:3 (1:3, 1:3, 3:0, 0:3)
  • Joe Cullen (ENG/32) – Mensur Suljovic (AUT) 1:3 (3:0, 1:3, 2:3, 2:3)
  • Luke Woodhouse (ENG/25) – Max Hopp (D) 3:0 (3:0, 3:0, 3:1)
  • Rob Cross (ENG/17) – Ian White (ENG)

ab 20.15 Uhr:

  • Martin Schindler (D/13) – Keane Barry (IRL)
  • Gerwyn Price (WAL/9) – Wesley Plaisier (NED)
  • Luke Littler (ENG/1) – David Davies (WAL)
  • Damon Heta (AUS/16) – Stefan Bellmont (SUI)

Wenn Lutz Wöckener nicht gerade irgendeinen Sport im Selbstversuch ausprobiert, schreibt er über Darts und Sportpolitik, manchmal aber auch über Abseitiges wie Fußball.

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