Beinahe wäre im Alexandra Palace ein Erdbeben gemessen worden. Gary Andersons siebter Pfeil landete in der Triple-20, der achter Dart in der Triple-19. Nur noch ein Pfeil bis zur Perfektion. Die Fans machten sich für die ultimative Eskalation bereit. Anderson schenkte sie den Zuschauern nicht. Der Schotte verpasste den Neundarter um wenige Millimeter, der Pfeil wollte nicht in die Doppel-12. Selbst sein Gegner Jermaine Wattimena litt im Hintergrund mit.

Der Niederländer hatte noch ein Auge dafür, obwohl das Spiel kurz vor dem Höhepunkt stand. Wattimena hatte bereits mit 1:3 in den Sätzen zurückgelegen, sich in einer Partie mit einem unfassbar hohen Niveau aber noch einmal auf 3:3 zurückgekämpft. Kombiniert warfen beide Spieler 24 180er. Anderson nahm die Rückschläge wie ein Gentleman, lächelte nach den Satzgewinnen seines Gegners und klatschte sogar mit ihm ab.

Auch im entscheidenden siebten Satz begegneten sich beide Spieler auf Augenhöhe, bis Anderson in der Verlängerung beim Stand von 3:3 den Fast-Neundarter auspackte. Es wäre der 17. Neundarter in der Darts-WM-Geschichte gewesen. „„Ich habe den Neun-Dart-Versuch vermasselt. Ich war aufgeregt, und das passiert mir nicht oft“, sagte Anderson. Der zweimalige Weltmeister Anderson hatte selbst einen zur Bilanz beigetragen. Im Halbfinale der WM 2016 gelang ihm gegen den Niederländer Jelle Klaasen das perfekte Spiel.

Andersons Déjà-vu gegen Wattimena

Der Schotte brauchte danach den Umweg über das Madhouse (Doppel-1), sicherte sich aber doch noch die Führung zum 4:3. Diesmal ließ er Wattimena nicht mehr zurückkommen, sondern checkte 54 Punkte zum Achtelfinal-Einzug. Anderson hatte zuvor schon fünf Matchdarts vergeben. Es war ein Déjà-vu. Auch bei der WM 2019 hatte Anderson gegen Wattimena in der dritten Runde mit 4:3 gewonnen. Auch damals gewann er den Entscheidungssatz nach Verlängerung mit 5:3.

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Im Publikum verfolgte Andersons Familie das Drama, darunter sein ambitionierter Sohn Tai. Der Elfjährige spielt bereits Pub-Turniere und bei Nachwuchsveranstaltungen der Junior Darts Corporation. Von WELT auf Tais Potenzial angesprochen, bot Anderson lächelnd eine Wette an. „Ich würde 50 Pfund darauf setzen, dass er Sie schlägt“, sagte Anderson. Eine Annahme, der der Autor dieses Textes nicht widersprechen würde.

Tai spielt laut Angaben seines Vaters bereits seit Jahren. „Er liebt Darts einfach“, sagte Anderson. „Ich dränge ihn dazu nicht. Wir trainieren nicht zu viel.“ Ob es Tai zum Dartsprofi schafft und es noch zu einem Familienduell auf der Tour kommt? „Ich denke, bis dahin bin ich fertig. Ich wäre dann 60. Er muss es schaffen, bis er 16 ist. Aber es wäre schon schön, gegen ihn auf der Bühne zu spielen“, sagte Anderson.

Erstmal könnte auf ihn nun ein Deutscher warten. Arno Merk wäre Andersons nächster Gegner, sollte dieser am Abend überraschend gegen Superstar Michael van Gerwen gewinnen (ca. 22.40 Uhr/Sport 1 und DAZN).

Darts-WM 2026, Ergebnisse 3. Runde

Martin Schindler (D/13) – Ryan Searle (ENG/20) 0:4

Damon Heta (AUS/16) – Rob Cross (ENG/17) 0:4

Gary Anderson (SCO/14) – Jermaine Wattimena (NED/19) 4:3

ab 20.15 Uhr:

Gian van Veen (NED/10) – Madars Razma (LAT)

Luke Humphries (ENG/2) – Gabriel Clemens (D)

Michael van Gerwen (NED/3) – Arno Merk (D)

Luca Wiecek ist Sportredakteur für WELT. Er berichtet bis Silvester in London aus dem Alexandra Palace.

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