TV-Rechte – Der Poker um die Darts-WM läuft, nie saßen mehr Spieler am Tisch
Für deutsche Zuschauer ist dieser Sport unweigerlich mit dem einen Sender verbunden. Darts, insbesondere die Weltmeisterschaft, ist Sport1 ist Darts. Selbst für langjährige Fans ist das so. Seit 21 Jahren fliegen die Pfeile in jedem Winter beim Spartensender, damals zum Start der Übertragung im Dezember 2004 noch unter dem Namen DSF. Eine lange Zeit.
Zur WM 2017 verloren die Münchner die Übertragungsrechte an DAZN, konnten die reichweitenstarke WM und andere ausgewählte Turniere aber im Rahmen einer Kooperation mit dem Streamingdienst weiterhin im Free-TV anbieten. 2021 verlängerte die Professional Darts Corporation (PDC) dann den Vertrag mit den beiden Anbietern für Deutschland, Österreich und Schweiz zu erhöhtem Preis um weitere fünf Jahre.
Die Darts-WM bei Sport1 – so war das, so ist es. Doch bleibt das auch so? Zumindest noch im kommenden Jahr. Die TV-Rechte für die WM 2027 sind Teil der geltenden Vereinbarung.
Was im Anschluss passiert, ist ungewiss und wird gerade während der noch bis zum 3. Januar 2026 im Londoner Alexandra Palace stattfindenden WM entschieden. Der Poker läuft, und es sitzen so viele Spieler am Tisch, wie nie zuvor.
Klar ist, dass DAZN und Sport1 das auslaufende Papier erneut verlängern wollen. Zu erfolgreich ist das bunte Event aus der Nische. Klar ist aber auch, dass die PDC für ihr stark nachgefragtes Produkt einen höheren Preis als bislang erwartet. So wie im Heimatland von Darts und PDC gerade erst geschehen.
Vor einem Jahr verlängerte Matchroom Sport, der hinter der PDC stehende Sportvermarkter, seinen Vertrag für den britischen Markt mit dem langjährigen Partner Sky. Der Pay-TV-Sender ist seit der Gründung der PDC im Jahr 1992 mit dabei und war auf dem Erfolgsweg ein wichtiger Partner bei der Inszenierung und Entwicklung des Darts. Dennoch musste Sky für den Erhalt der Rechte seine Zuwendungen zu Jahresbeginn mehr als verdoppeln. Netflix und Amazon Prime hatten den Preis hochgetrieben. Die PDC erhält bis 2030 nun 30 Millionen Euro pro Jahr.
DAZN Favorit bei TV-Rechten
Ein Ergebnis, das die nachfolgenden Verhandlungen in allen Märkten beeinflusst. Die WM wird weltweit in 107 Länder übertragen. Wer aber greift nun für den deutschsprachigen Raum tiefer in die Tasche? Nach WELT-Informationen will Matchroom Sport – wenn der Preis stimmt – gern mit DAZN um fünf weitere Jahre verlängern. Mit dem kostenpflichtigen Streamingdienst arbeiten die Engländer auch in anderen Sportarten, etwa beim Boxen, zusammen. Chairman Barry Hearn ist ein großer Fan. Mit Warner Brothers Discovery (WBD) ist mindestens ein weiterer Konkurrent mit im Spiel. Zu dem amerikanischen Unternehmen gehört unter anderem Eurosport, das im Erfolgsfall praktischerweise gleich als Plattform für die Inhalte im Free-TV fungieren könnte.
Auch Sky Deutschland dürfte interessiert sein. Und was ist mit MagentaTV, die zuletzt neben den Rechten an Fußball-EM und -WM auch noch Golf an Land zogen? Die PDC möchte sich vor dem neuen Jahr nicht äußern. „Ich bin da ganz entspannt“, sagt PDC-Geschäftsführer Matt Porter.
Ihm und seinem Unternehmen essenziell: Die WM soll in jedem Fall auch weiterhin im frei empfangbaren Fernsehen zu verfolgen sein. Zu wichtig ist der deutsche Markt, als dass das wichtigste Event hinter der Bezahlschranke verschwindet und damit dass Interesse der Zuschauer sinken könnte. Genau diese Erfahrungen machen PDC und Spieler momentan in den Niederlanden, wo sämtliche Turniere inklusive der Weltmeisterschaft nur bei Viaplay zu sehen sind.
Eurosport, RTL oder doch Pro7?
Neben Sport1 und Eurosport kommen einige weitere Sender als Sublizenznehmer infrage. RTL hat sein Portfolio in den vergangenen Jahren um einige Sportrechte erweitert, zeigt vor allem Fußball und American Football. Mit Moderatorin Jana Wosnitza hätte der Kölner Sender zudem bereits Darts-Knowhow und WM-Erfahrung in den eigenen Reihen. Wosnitza berichtete für Sport1 viele Jahre aus London und sprang vor Weihnachten gerade für einige Tage noch mal als Ersatz ein. Das generelle Interesse des Senders am Darts ist bekannt.
Noch stärker und ehrgeiziger wirkt allerdings das Buhlen von ProSiebenSat.1, die bereits bei den vergangenen beiden Rechtevergaben mit am Tisch saßen, aber sowohl vor fünf, als auch vor zehn Jahren das Nachsehen hatten. Die Münchner haben zudem mit der Promi-Darts-WM seit 2017 ein Pfeile-Event im Programm. Nun wollen sie auch die große Weltmeisterschaft.
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Sie werben mit der Perspektive, die ohnehin schon beeindruckenden Reichweitenzahlen der vergangenen Jahre aufgrund ihres prominenteren Namens deutlich steigern zu können und Darts endgültig in den Kreis der Top-Sportarten in Deutschland zu verhelfen.
Sport1 hatte in der Vergangenheit in nahezu jedem Jahr Reichweiten- und Quoten-Rekorde erzielt. Das Endspiel vom 3. Januar 2025 zwischen dem Engländer Luke Littler und Michael van Gerwen aus den Niederlanden verfolgten (ohne DAZN) mehr als drei Millionen Zuschauer. Durchschnittlich schalteten bei den Übertragungen währende der dreiwöchigen WM 700.000 Zuschauer ein.
Die Darts-WM ist ein Premiumprodukt. Innerhalb der Sender muss kein Entscheider mehr von der Strahlkraft und Erfolgsaussicht überzeugt werden. Das Problem bei allen Bietern ist vielmehr die Refinanzierbarkeit. „Quote ist heute nur noch die halbe Miete, wir alle schauen nur noch auf den Deckungsbeitrag“, sagt einer der Bieter. Was er meint: Die Sender haben Schwierigkeiten, finanzstarke Kooperationspartner zu finden. Wer also präsentiert die Darts-WM? Mercedes, Milka oder doch eher Maschinensucher.de?
In welche Richtung das Pendel ausschlägt, dürfte daher am Ende maßgeblich darüber entscheiden, ob die Rechte den Sender wechseln und auf welchem Fernsehprogramm ab der WM 2028 die Pfeile fliegen.
Wenn Lutz Wöckener nicht gerade irgendeinen Sport im Selbstversuch ausprobiert, schreibt er über Darts und Sportpolitik, manchmal aber auch Abseitiges wie Fußball.
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