Hätte der DFB Antonio Rüdiger suspendieren müssen?
Antonio Rüdiger muss für seinen Wutausbruch im spanischen Pokalfinale büßen. Der Abwehrspieler von Real Madrid wurde von Spaniens Verband für sechs Partien gesperrt.
Sportlich hält sich der Schaden für den Deutschen aber in Grenzen: Der 32-Jährige muss ohnehin eine Zwangspause einlegen. Wegen eines Teilrisses des Außenmeniskus im linken Bein hatte sich Rüdiger einer Operation unterzogen und könnte daher auch der Nationalmannschaft beim Finalturnier der Nations League Anfang Juni in München und Stuttgart fehlen.
Zuvor hatte sich der DFB aber schon gegen eine Suspendierung Rüdigers ausgesprochen, die ehemalige Nationalspieler wie Lothar Matthäus oder Dietmar Hamann gefordert hatten. Hätte der DFB Rüdiger suspendieren müssen? Ein Pro und Contra.
Pro: Der Schaden ist nicht wiedergutzumachen
Einsicht ist der erste Weg zur Besserung? Bei Antonio Rüdiger offenbar nicht. Immer wieder sorgt der Nationalspieler für Skandale. Seine Kopf-ab-Geste ist erst sieben Wochen her. Da müssen sich die DFB-Bosse langsam mal fragen, ob Rüdiger überhaupt aus seinen Fehlern lernt. Eine zweite Chance hatte er ja längst.
Ein schwammiger Umgang mit dem Ausraster im Pokalfinale ist ein Fehler. Eine klare Strafe, wie eine Sperre für die Nations-League-Spiele, wäre ein Signal gewesen, dass der Verband solche Verhaltensweise nicht duldet.
Dabei ist es unerheblich, ob die DFB-Elf dadurch geschwächt wird. Und es spielt auch keine Rolle, dass der Vorfall nicht bei der Nationalmannschaft, sondern bei Real Madrid passierte. Die Bilder sind längst auch in Deutschlands Kinderstuben angekommen. Was soll der Nachwuchs denken, wenn sich Deutschlands Vize-Kapitän so verhält?
Der Schaden ist nicht wiedergutzumachen.
Achim Stecker
Contra: Einsicht ist der erste Weg zur Besserung
Eines vorneweg: Natürlich ist das Verhalten von Antonio Rüdiger im Pokalfinale gegen den FC Barcelona skandalös, und der Verteidiger gehört dafür hart bestraft. Aber eben in Spanien, und nicht beim DFB! Alles andere wäre widersinnig: Schließlich wird auch kein Profi für eine Tätlichkeit oder ein Foul in der Bundesliga für Länderspiele gesperrt – oder andersrum.
Der spanische Pokal hat nun mal nichts mit der Nations League zu tun. Zumal sich Bundestrainer Julian Nagelsmann mit einer Suspendierung selbst geschwächt hätte: Denn rein sportlich gibt es über den Real-Star keine Diskussionen – die wären aber aufgekommen, wenn Deutschland freiwillig auf Rüdiger verzichtet hätte und ohne ihn mit einer Wackel-Abwehr aus dem Turnier ausscheidet.
Dazu hat sich Rüdiger für seinen Ausraster, der offensichtlich aus der Emotionalität passierte, bereits entschuldigt. Einsicht ist der erste Weg zur Besserung.
Christian Kynast
Der Text wurde für das Sport-Kompetenzcenter (WELT, SPORT BILD, BILD) erstellt und zuerst in SPORT BILD veröffentlicht.
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