Xabi Alonso wendet unwürdiges Ende im letzten Moment ab
Vom Abstiegsplatz zur ersten Meisterschaft der Klubgeschichte: Xabi Alonso tritt bei Bayer Leverkusen als Ikone ab. Zum Glück verkündet er seinen Entschluss noch vor dem letzten Heimspiel.
Endlich ist es raus. Seit Wochen hat sich überdeutlich abgezeichnet, dass Xabi Alonso nach dieser Saison Bayer Leverkusen verlassen wird. Nur öffentlich aussprechen und bestätigen wollte das niemand. "Jetzt ist der richtige Moment, diese Entscheidung mitzuteilen", sagt Alonso an diesem Freitagmittag, als er vor dem letzten Heimspiel der Saison vor die Kameras und Mikrofone tritt. Der Spanier macht offiziell, woran ohnehin niemand mehr gezweifelt hat: Noch zwei Spiele, dann endet eine besondere Ära unter dem Bayer-Kreuz.
Als Xabi Alonso im Oktober 2022 die Werkself übernimmt, steht sie auf einem Abstiegsplatz. Von dort aus führt er sie erst in die Europa League und dann zu einer Serie für die Ewigkeit. 51 Pflichtspiele in Folge bleibt Leverkusen in der Saison 2023/24 ungeschlagen. Gewinnt haushoch überlegen erstmals die Meisterschaft und ist dabei die erste Mannschaft, die vom ersten bis zum letzten Spieltag kein einziges Mal verliert. Auch im DFB-Pokal kommt kein Gegner an Leverkusen vorbei. 17-mal trifft die Alonso-Elf nach der 90. Minute, erzielt in der Nachspielzeit etliche Ausgleichs- und Siegtreffer. Es ist eine magische Zeit, die auch von der einzigen Saisonniederlage im Finale der Europa League gegen Atalanta Bergamo nicht getrübt wird.
Auch die laufende Saison ist ein Erfolg. Leverkusen wird Vizemeister, erreicht Champions-League-Achtel- und DFB-Pokalhalbfinale. Die sportliche Bilanz wird in den vergangenen Wochen jedoch zunehmend von den Diskussionen um Xabi Alonsos Zukunft überlagert. Die Hängepartie ist für alle Beteiligten ermüdend und anstrengend, und zum Glück ist sie etwas mehr als zwei Tage vor dem letzten Bayer-Heimspiel des Fußballjahres endlich vorbei. So bietet sich am Sonntag gegen Borussia Dortmund (15.30 Uhr/DAZN und im Liveticker bei ntv.de) die Chance, Alonso den Abgang zu bereiten, den er sich verdient hat.
Der Mann, der "Vizekusen" überwunden hat
Es wäre höchst unwürdig gewesen, hätten er und die Führungsriege um Simon Rolfes und Fernando Carro die Öffentlichkeit erst nach diesen 90 Minuten über seinen Abgang informiert. Sportlich bleibt das Spiel bedeutungslos, dafür ist es jetzt die inoffizielle Abschiedsparty von, für und mit Xabi Alonso. Dem Mann, der "Vizekusen" überwunden hat. Dem Mann, dessen Elf phasenweise den besten Fußball Europas gespielt und immer neue Superlative erreicht hat. Dem Mann, an dem jeder neue Bayer-Trainer gemessen werden wird. Es hätte sich schlicht falsch angefühlt, wenn so jemand gehen würde, ohne sich von einem ausverkauften Stadion ausgiebig feiern lassen zu können.
"Unglaubliche drei Jahre" habe er Leverkusen erlebt, sagt Xabi Alonso, nachdem sein Abschied feststeht: "Wir müssen die Momente genießen, es wird natürlich sehr emotional." Schon während der Pressekonferenz scheint er mit den Tränen zu kämpfen. Dass sie am Sonntag fließen werden, nicht nur bei ihm, ist keine allzu gewagte Prognose.
Ebenso wenig wie die Vorhersage, dass es einer Sensation gleichkäme, wenn Alonso nicht bald als neuer Trainer von Real Madrid vorgestellt werden sollte. Die Trennung von Carlo Ancelotti wird längst und immer wieder kolportiert, auch hier geht es wohl nur noch um das Wann. Alonso selbst wollte sich zu all diesen Berichten nicht äußern, sondern seinen Abschied von Bayer 04 genießen.
Dieser Abschied ist trotz laufenden Vertrags bis 2026 möglich, weil Leverkusen und Alonso die Abmachung haben, dass der Trainer für eine Ablöse im niedrigen zweistelligen Millionenbereich gehen darf, wenn sich einer seiner Ex-Klubs aus Madrid, München oder Liverpool meldet. Und letztlich ist es für den Bundesligisten ja auch eine Auszeichnung, den Trainer an einen Klub wie Real Madrid zu verlieren. Wenn auch eine schmerzhafte. Auf die Simon Rolfes und Co. aber vorbereitet sein dürften. Denn auch das zeichnet Leverkusen aus: Alonso wurde damals am selben Tag präsentiert, an dem sein Vorgänger gehen musste. Diesmal will Leverkusen den Nachfolger "zu gegebener Zeit" bekannt geben. Jetzt liegt der Fokus aber erst mal und endlich auf der Abschiedsparty.
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