Das große WM-Drama droht: Deutschland frisst - oder stirbt
Das deutsche Eishockey-Nationalteam darf sich zum Abschluss der Gruppenphase im dänischen Herning keinen Patzer mehr erlauben. Die Heimreise droht erstmals seit sieben Jahren schon vor der K.-o.-Phase. EIne nachgerückter Spieler übt deutliche Kritik.
Fressen oder gefressen werden. Es ist die einfachste Form des Überlebenskampfs. Für die deutsche Eishockey-Nationalmannschaft geht es an diesem Dienstagabend um alles. Bei der Weltmeisterschaft wartet am Abend (20.20 Uhr bei ProSieben und MagentaSport sowie im Liveticker bei ntv.de) Co-Gastgeber Dänemark und wer gewinnt, der steht im Viertelfinale. Der gehört zu den besten acht Nationalmannschaften der Welt. Das ist der Anspruch der Deutschen. "Wir spielen um alles", sagt Angreifer Marcel Noebels.
Allerdings schleppen die Cracks von Bundestrainer Harold Kreis einen schweren Rucksack mit aufs Eis in Herning, denn in den vergangenen drei Spielen wurde die Nationalmannschaft tüchtig hergespielt. Gegen die Schweiz (1:5), gegen die USA (3:6) und gegen den amtierenden Weltmeister Tschechien (0:5) gab es Klatschen in Serie. Der gute Start mit drei Siegen, gegen die allerdings auch drei schwächsten Gegner, ist längst vergessen. Es geht nun in den ultimativen Showdown. Und das mit reichlich Kritik und Selbstkritik.
"Ein, zwei arbeiten, drei gucken zu"
"Wir müssen eiskalt sein. Uns fehlt derzeit etwas die Leichtigkeit. Wir müssen keine zehn Dinger machen, eines würde reichen", klagte etwa Noebels, der als Nachrücker für den verletzten und bis dato so formstarken NHL-Profi Lukas Reichel erst zur Klatsche gegen Tschechien wieder zum Team gestoßen war. Er war auch beim letzten Vorrunden-Aus Deutschlands vor sieben Jahren - ebenfalls in Herning - dabei. Damals verlor die DEB-Auswahl gleich zum Turnierauftakt gegen Dänemark mit 2:3. Geschichte soll sich nun nicht wiederholen.
Der erfahrene Stürmer der Eisbären Berlin forderte eine bessere Abstimmung untereinander. "Momentan haben wir das Problem, dass zwei Spieler mit der Scheibe arbeiten, drei gucken nur zu. Wenn einer die Scheibe hat, verlässt er sich darauf, dass er der andere etwas Besonderes macht und zwei Leute stehen lässt. Unsere Stärke ist es zu laufen. Die Unterstützung für den anderen muss gegen Dänemark von Anfang an da sein."
Die Gastgeber erleben einen gegensätzlichen Turnierverlauf. Dänemark kommt nämlich mit den drei Siegen gegen die "kleineren" Nationen zum Gruppenfinale. Dazu gibt es womöglich einen mächtigen Boost aus der NHL, aus der stärksten Liga der Welt. Nikolaj Ehlers von den Winnipeg Jets hatte sich direkt nach dem Aus seines Teams in den NHL-Playoffs nach Herning aufgemacht und soll am Abend auf dem Eis stehen.
"Wir bestrafen uns selber"
"Es ist völlig egal, was heute passiert ist", sagte Kapitän Moritz Seider nach der zumindest im Ergebnis herben Abreibung gegen den Titelverteidiger bei MagentaSport: "Morgen wird das wichtigste Spiel bei der WM." Aber es war eben auch so: Tatsächlich machte das Spiel lange Zeit Mut. Die gegen die Schweiz und die USA häufig vermisste Aggressivität zeigte das Team von Beginn an. "Kämpferisch und emotional sind wir für dieses Endspiel gut gewappnet", sagt Bundestrainer Kreis. Die spielerisch besseren Tschechen nutzten die Patzer der Deutschen und die eigenen Chancen eiskalt. Gegen die Effizienz des Titelverteidigers um NHL-Starstürmer David Pastrnak war die DEB-Auswahl machtlos. Hinzu kamen in entscheidenden Momenten individuelle Patzer selbst von Leistungsträgern wie Seider vor dem vierten Gegentor.
Wie gegen die USA kassierte die DEB-Auswahl auch eine frühe Strafzeit - und schnell das 0:1. Manuel Wiederer, der Hager im vierten Sturm ersetzte, saß nach einem Foul weit weg vom Puck in der Kühlbox, als Superstar Pastrnak Torhüter Mathias Niederberger keine Chance ließ. Auf die Anzahl der Strafen wird es auch gegen die Dänen ankommen. Denn in Unterzahl sind die Deutschen bislang ganz schwach unterwegs bei der WM. Der Treffer der Tschechen war schon das sechste deutsche Gegentor mit einem Spieler weniger auf dem Eis.
NHL-Stürmer Tim Stützle, der noch immer auf sein erster Tor für Deutschland wartet, übte im Gegensatz zum Bundestrainer deutliche Kritik. "Wir bestrafen uns selber. Gegen Kasachstan und Ungarn kommt man damit noch weg. Aber gegen die Top-Nationen dann nicht mehr", sagte der Star der Ottawa Senators. "Wir machen dumme Fehler, jeder aus der Mannschaft, nicht nur einer. Wir müssen auf jeden Fall Dinge aufarbeiten." Auch mit sich selbst ist der 23-Jährige unzufrieden, obwohl er gegen die Tschechen sein bislang bestes Spiel bei dieser WM machte. «Ich habe genug Chancen. Jetzt muss halt mal einer rein", sagte Stützle.
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