„Sie waren erbärmlich. Absolut erbärmlich“
Als es vollbracht war, sendete Tottenhams Stürmer Heung-min Son eine Botschaft nach München an Harry Kane. „Harry, wir haben auch den Pokal gewonnen!“ Tottenhams ehemaliger Starstürmer Kane hatte ja mit dem FC Bayern die deutsche Meisterschaft geholt und endlich seinen persönlichen Titel-Fluch beendet, Son mit seinem Team an diesem Abend die Europa League mit einem glücklichen 1:0 gegen den Ligarivalen Manchester United gewonnen. „Ich bin der glücklichste Mensch der Welt. Ich bin so, so dankbar und sehr, sehr glücklich“, sagte Son am RTL-Mikrofon.
In einer Partie, in der keine der beiden Mannschaften so richtig wusste, wie man sich Chancen erspielt, brachte eine Mischung aus Zufall und Wille das entscheidende Tor zum 1:0. In der 42. Minute flankt Pape Sarr scharf von links, Brennan Johnson läuft ein, trifft den Ball kaum, Luke Shaw wird angeschossen, und irgendwie landet der Ball über Umwege im Netz. Ein sinnbildlicher Treffer für dieses Spiel.
Tottenham hatte letztmals 2008 mit dem Gewinn des relativ unbedeutenden Liga-Pokals einen Titel geholt. Auf europäischer Ebene musste der Klub sogar 41 Jahre auf eine Trophäe warten. 1984 gewann das Team den Uefa-Cup, den Vorgänger-Wettbewerb der Europa League. Durch den Triumph gegen Manchester sind die Spurs trotz Platz 17 in der Liga für die nächste Champions League qualifiziert.
Für Manchester United ist dagegen das Fiasko perfekt. Der stolze englische Rekordmeister, als 16. in der Premier League nur unwesentlich besser, wird in der kommenden Saison erstmals seit elf Jahren gar nicht international vertreten sein. Damit dürfte auch der erst im November teuer eingekaufte Trainer Ruben Amorim gehörig unter Druck geraten. Der bot noch in der Nacht seinen Rücktritt an. Die internationalen Kommentatoren gingen deswegen nicht eben pfleglich mit Team um. Der Überblick.
England
The Sun: „Kein Wunder, dass in einem Europapokal-Finale zwischen dem 16. und 17. der Premier League das ultimative Rumpeltor den Unterschied macht. Es könnte ein Eigentor von Luke Shaw gewesen sein, es könnte ein Schubser über die Linie von Brennan Johnson gewesen sein.“
Daily Mail: „Die Fans von Tottenham wurden jahrelang geneckt und jetzt ist ihre Zeit für eine Party gekommen. Und Junge, Junge, es ist eine Party. Und Manchester? Sie waren erbärmlich. Absolut erbärmlich. Ihre Leistung hatte nichts Gutes. Sie waren eine Schande für sich selbst und ihre Fans, für Sir Alex Ferguson, der auf der Tribüne zusah, für ihre glorreiche Geschichte und für den englischen Fußball.“
The Times: „Nach 6297 Tagen, acht Trainern und vier herzzerreißenden Finales sichern sich die Spurs den ersten Europapokal seit 1984 durch den Treffer von Brennan Johnson.“
The Mirror: „Die 17 Jahre währende Trophäen-Dürre der Tottenham Spur ist vorbei, nachdem die Spurs aus dem Kampf der Enttäuschten aus der Premier League in Bilbao siegreich hervorgehen. Brennan Johnson schmuggelte den Ball drei Minuten vor der Halbzeit über die Linie in einem verzweifelt schlechten Finale der Europa League, in dem Manchester United es nicht schaffte, zu inspirieren.“
Spanien
AS: „Ruben Amorims Manchester United musste bis zum Finale in Bilbao warten, um sein erstes Spiel im Wettbewerb zu verlieren. Die Niederlage ist der letzte Nagel im Sarg der schlechtesten Saison der Red Devils im 21. Jahrhundert.“
Marca: „Tottenhams Trainer Ange Postecoglou erfüllte sein Versprechen. In seinem zweiten Jahr wollte er einen Titel gewinnen, sich für die nächste Champions League qualifizieren und ein United-Team ausschalten, das in einer dramatischen Comeback-Saison am Boden lag. Und das alles zwei Jahre nach Harry Kanes Abgang aus London. Die Ironie des Fußballs.“
Italien
La Gazzetta dello Sport: „Am Ende eines hässlichen Spiels zwischen zwei Teams in den unteren Rängen der Premier League feiern die Spurs.“
Frankreich
Ouest France: „Tottenham gewinnt ein langweiliges Finale, eine dunkle Saison für Manchester United. In einem Duell zweier Teams, die um jeden Preis darum kämpfen, ihre Saison zu retten, waren die Spurs solider und geschlossener gegen die Red Devils, die auf Brennan Johnsons Führungstreffer nicht reagieren konnten.“
Schweiz
Blick: „Mehr Krisen-Duell kann ein Final eines europäischen Wettbewerbs kaum sein.“
Niederlande
De Telegraaf: „Micky van de Vens heldenhafte Rolle hilft den Spurs, die Europa League gegen Manchester United zu gewinnen.“
De Volkskrant: „Das lange Warten hat ein Ende. Das Gelächter der Gegner verstummte. Das Murren von Trainer Ange Postecoglou hat sich gelegt. Tränen der Freude konnten frei fließen. Tottenham Hotspur, der große Name, hat endlich einen weiteren großen Pokal gewonnen.“
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