McLaren führt die WM-Wertungen in der Formel 1 souverän an. Das schnellste Auto und zwei starke Fahrer sind ein Pfund. Oder doch ein Nachteil? Red Bull und Max Verstappen versuchen, es so zu interpretieren.

Am Flughafen von Nizza stehen sie einträchtig nebeneinander. Oscar Piastri und Lando Norris im McLaren-Overall, als lebensgroße Figuren empfangen sie die Reisenden auf dem Weg nach Monaco. Zwei Piloten, ein Team. Aber auch ein gemeinsames Ziel?

Das zumindest ist etwas komplizierter, und vor dem Grand Prix im Fürstentum ist es ein Thema in der Formel 1: McLaren hat das beste Auto und zwei starke Fahrer, und irgendwie wird gerade das zum Vorteil für Max Verstappen, den Einzelkämpfer bei Red Bull. "Offensichtlich haben sie zwei Fahrer, die um den WM-Titel kämpfen", sagt Red Bulls Teamchef Christian Horner, "und ab einem gewissen Punkt wird das Eigeninteresse immer das Teaminteresse überlagern. Das ist der Konflikt."

Natürlich ist Red Bull in diesem Fall das Gegenteil von einem neutralen Beobachter, und bislang ist das interne Duell zwischen WM-Spitzenreiter Piastri und dem zweitplatzierten Norris auch nicht übergekocht. Ein Faktor im Mehrkampf um die WM ist es aber zweifellos. McLaren will zu einem derart frühen Zeitpunkt der Saison keinen der Fahrer zur Nummer eins erheben, und so nehmen sie sich gegenseitig die Punkte weg - Piastri und Norris dürfen sich auf der Strecke weitgehend wie das verhalten, was sie sind: Gegner im Rennen um die Krone.

Kommt es zum teaminternen Crash?

Und so kommt es, dass Weltmeister Verstappen mittendrin ist im Titelkampf, obwohl er mit dem Red Bull nur auf bestimmten Strecken konkurrenzfähig ist. Fast ein Drittel der Saison ist absolviert, nur 22 Punkte trennen das Trio an der Spitze des Klassements. Zudem kann ein anfangs recht harmonisches Teamduell im Laufe einer Saison durchaus ruppiger werden, wenn es um den Titel geht - und keine klaren Grenzen gezogen sind.

Ein Crash zwischen den beiden McLaren-Piloten, der ultimative Vorteil für Verstappen also, ist daher auch intern längst einkalkuliert. "Es ist definitiv die Frage, wann es passiert, nicht ob es passiert", sagt CEO Zak Brown, das sei "unvermeidbar" bei einer solchen Ausgangslage. Er habe allerdings keine "Hitzköpfe" in den Autos sitzen und sei nicht sonderlich besorgt angesichts der möglichen Folgen. Es sei zudem "eigentlich doch ein angenehmes Problem", sagte Norris: "Das bekommt man eben, wenn man zwei gute Fahrer hat. Wir müssen damit umgehen."

Den lachenden Dritten, der ein heißes Teamduell zum WM-Triumph nutzt, hat es in der Formel 1 aber durchaus schon gegeben. Und für ein mahnendes Beispiel muss McLaren bloß in der eigenen Geschichte kramen, es ist der wohl eindrücklichste Fall. 2007 lieferten sich ein junger Lewis Hamilton und der damals amtierende Weltmeister Fernando Alonso in den starken McLaren-Boliden ein monatelanges Duell. Aus ungleichen Kollegen wurden erbitterte Rivalen - und am Ende hieß der Weltmeister Kimi Räikkönen, er saß im Ferrari.

Auch 2025 soll es bis auf Weiteres aber keine Teamorder geben bei McLaren. Nur dann, "wenn einer von ihnen schon früh mathematisch keine Chance mehr auf den Titel hat", sagt Brown: "Und ich glaube nicht, dass das passieren wird."

Haftungsausschluss: Das Urheberrecht dieses Artikels liegt bei seinem ursprünglichen Autor. Der Zweck dieses Artikels besteht in der erneuten Veröffentlichung zu ausschließlich Informationszwecken und stellt keine Anlageberatung dar. Sollten dennoch Verstöße vorliegen, nehmen Sie bitte umgehend Kontakt mit uns auf. Korrektur Oder wir werden Maßnahmen zur Löschung ergreifen. Danke