"Schlimmste Seite des Fußballs" frustet Elversberg
Die märchenhafte Reise endet vorerst: Die SV Elversberg verliert in der letzten Minute ihr Rückspiel in der Relegation gegen den 1. FC Heidenheim denkbar knapp. Beim Fußball-Zweitligisten fließen Tränen, auf der Gegenseite überwiegt die Erleichterung.
Der Stolz war allen Beteiligten anzumerken, und doch überwog bei der SV Elversberg nach dem geplatzten Traum vom Aufstieg in die Fußball-Bundesliga die Trauer. "Es ist wie ein Schlag ins Gesicht. Wir haben die schlimmste Seite des Fußballs erlebt", sagte Topstürmer Fisnik Asllani nach dem 1:2 im Rückspiel der Relegation gegen den 1. FC Heidenheim bei Sky.
Ganz Deutschland hat gesehen, was für einen guten Fußball wir spielen. Aber es sollte nicht sein. Wir sind extrem enttäuscht, extrem traurig", sagte Asllani, der als Leihspieler wohl zur TSG Hoffenheim zurückkehren wird: "Ich wollte der Mannschaft, den Leuten, dem ganzen Saarland etwas zurückgeben. Wir haben 120 Prozent gegeben, aber manchmal reicht das Beste nicht. Danke für alles. Ich habe die Zeit unglaublich genossen."
Der Traum vom Aufstieg in die Bundesliga platzte in der fünften Minute der Nachspielzeit, als Leonardo Scienza für Heidenheim das entscheidende Tor erzielte. Mit dem 2:2-Remis im Hinspiel reichte es für den Bundesligisten, der in dieser Saison noch in der Conference League international spielte, für den Klassenerhalt. Derweil endete vorerst die märchenhafte Reise der Elversberger. Vor vier Jahren kickten die Saarländer noch in der Regionalliga. Dann gelang zweimal der Aufstieg - 2022 in die 3. Liga, 2023 in die 2. Bundesliga. Für den ganz großen Coup fehlte dem Team von Trainer Horst Steffen nicht mehr viel.
"Dass wir so eine Leistung gebracht haben und verlieren, tut weh. Die Jungs haben bravourös gekämpft und haben mehr verdient als den Nicht-Aufstieg", sagte der Erfolgscoach Steffen, dessen Zukunft weiter unklar ist. "Das Thema wollen wir nicht anfassen. Wahrscheinlich wird's ein paar Tage Urlaub geben und dann schauen wir mal weiter", sagte Steffen: "Es gibt von mir weiterhin keine Auskunft dazu. Jetzt bin ich erst mal nur enttäuscht und habe das zu verarbeiten, die Jungs zu trösten und alle aufzumuntern, auch wenn das wahrscheinlich nicht funktionieren wird."
Vor 10.000 Zuschauern erzielten Mathias Honsak in der 9. Minute und schließlich Scienza die Tore für Heidenheim, das die Spielzeit als Tabellen-16. vor den Absteigern VfL Bochum und Holstein Kiel abgeschlossen hatte. Der zwischenzeitliche Ausgleich von Robin Fellhauer (31.) reichte den Elversbergern, die sich als Dritter der 2. Liga für die Relegation qualifiziert hatten, nicht zum Bundesliga-Aufstieg. Den hatten sich auf direktem Weg der 1. FC Köln und der Hamburger SV gesichert.
"Mich braucht keiner mehr anzurufen"
Beim Bundesligisten überwog dagegen nach beiden Spielen die Erleichterung. Trainer Frank Schmidt tanzte vor der Fankurve, Torschütze Scienza und all die anderen Helden des 1. FC Heidenheim zogen für das Jubelfoto ihre Shirts über. "Schaffa, schaffa, drenna bleiba" - der FCH darf eine weitere Saison in der Fußball-Bundesliga spielen.
"Es fällt sehr viel Last ab", sagte Schmidt im Sky-Interview und war völlig fertig. "Natürlich versucht man, eine Lockerheit auszustrahlen, aber die Anspannung war immens. Ich bin megastolz auf die Mannschaft und den Verein - und ich habe wahrscheinlich noch viele andere vergessen." Kraft zum Feiern war absolut nicht mehr vorhanden. "Ich bin mausekaputt, ich kann nicht mehr", sagte der Trainer, "ich bin raus, mich braucht auch keiner mehr anzurufen. Irgendwann komme ich dann mit voller Energie zurück."
Scienza war mit seinem Haken im Strafraum und seinem platzierten Schuss ins Glück in letzter Minute zum Helden geworden. "Ich hatte schon seit 15 Minuten Krämpfe", berichtete er mit einer Bierflasche in der Hand. Schade nur: "Es ist leider ein bisschen warm." Der Brasilianer habe es nicht leicht mit ihm gehabt, es habe "auch mal gerumpelt zwischendurch", betonte Schmidt. "Aber er hat sich die Kritik zu Herzen genommen. Ein Riesenkompliment an ihn, das war ein unfassbar geiler Abschluss."
Wie schon im Hinspiel, als Heidenheim schon 0:2 zurücklag und noch einmal zurückkam, gab es auch im Rückspiel viel Anlass, für Trainer Schmidt seinen Kopf zu schütteln. "Wir hatten in der zweiten Halbzeit eigentlich nur zwei vernünftige Angriffe - und haben es zum bestmöglichen Zeitpunkt dann genutzt. Leo macht das überragend und belohnt sich." Und der FCH bleibt erstklassig.
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