Der norddeutsche Bundesligist reagiert auf die Vertragsabsage von Trainer Ole Werner und trennt sich sofort vom 37-Jährigen. Ein Nachfolger soll offenbar schon in dieser Woche präsentiert werden. Aber es bleiben dennoch wichtige Fragen ungeklärt.

Ole Werner will nicht mehr. Er will nicht mehr Trainer von Werder Bremen sein. Zwar hatte er offenbar erst vor, den Fußball-Bundesligisten im Sommer 2026 zu verlassen, aber weil er seinen dann auslaufenden Vertrag nicht vorzeitig verlängern wollte, muss er nun schon gehen. Das findet er womöglich selbst nicht ganz so gelungen, in der Konsequenz wird er aber damit leben können. Weil er das Szenario einer sofortigen Trennung einkalkuliert haben musste. Das "Lame Duck"-Szenario ist bekannt und gefürchtet. Und für Werder nicht erstrebenswert.

Werner und Werder, das wirkte in den vergangenen Jahren wie ein gutes Match, wie eine stabile Partnerschaft. In der darf es auch mal knallen, in der darf man auch mal anderer Meinung sein, aber sie funktioniert nur dann, wenn es eine Übereinkunft gibt, wie man den Weg gemeinsam gehen will. Bei Werner und Werder war das nun offenbar nicht mehr der Fall, beziehungsweise schon längst nicht mehr. Die gut informierte "Deichstube" meldet, dass der 37-jährige Trainer mit dem Transfervorgehen des Klubs nicht einverstanden sei. Werner hatte immer wieder Zugänge gefordert und war dadurch mit dem Kaderplaner und auch der Mannschaft aneinandergeraten.

Auf der anderen Seite sieht es aber so aus: Das vorhandene Potenzial bei jungen Spielern konnte er nur selten heben. Mit Eren Dinkci (SC Freiburg), Illa Gruev (Leeds United) und vor allem Nick Woltemade (VfB Stuttgart) spielen Talente anderswo groß auf. Dinkci und Woltemade hatte Werner sogar relativ viel spielen lassen, aber entweder hatte er sie falsch eingesetzt oder sie passten nicht ins System. Ein anderes Beispiel war dagegen Justin Njinmah, der unter Werner eingeschlagen ist - dann allerdings den nächsten Schritt auch nicht mehr gemacht hat und jetzt wohl auch an Abgang denkt.

"Wir haben in den letzten Jahren einen Kader zusammengestellt, der absolut konkurrenzfähig ist", verteidigte Fußball-Geschäftsführer Clemens Fritz die Arbeit im Klub. "Ole war jederzeit in all unsere Personal-Entscheidungen eingebunden. Es war alles miteinander abgestimmt", sagte der 44-Jährige der "Bild".

Viele Transferflops im vergangenen Sommer

"Wir bedauern Oles Entscheidung sehr, weil wir uns eine langfristige Zusammenarbeit mit ihm hätten vorstellen können. Da wir aber auf der Position des Cheftrainers Kontinuität und Klarheit für die Zukunft brauchen, haben wir uns entschieden, Ole freizustellen", wurde Fußball-Geschäftsführer Clemens Fritz in einer Mitteilung zitiert. Die Entscheidung fiel offenbar nach einer Krisensitzung am späten gestrigen Montagabend. Neben Werner stellten die Bremer auch die Co-Trainer Patrick Kohlmann, Tom Cichon und Hannes Drews frei.

In diesem Sommer steht den Bremern nun ein größerer Umbruch ins Haus. Sieben Abgänge stehen lauf dem Portal transfermarkt.de schon fest, darunter Stürmer Oliver Burke, der sich nach ganz schweren Jahren an der Weser zuletzt beeindruckend durchgebissen hatte. Werner hatte diesen Umbruch verhindern wollen, er hätte den Kader, so heißt es, gerne weniger radikal umbauen müssen. Mit Transfers bereits in der Vergangenheit. Zudem soll er mit dem Scouting unzufrieden gewesen sein, es habe zu wenig interessante Spieler gegeben. Und zu viele "Flops", wie der im Sommer 2024 für knapp fünf Millionen Euro verpflichtete Skelly Alvero, der gerade einmal 231 Minuten in der Bundesliga spielte. In der abgelaufenen Saison kamen auch die ausgeliehenen Spieler Issa Kaboré (Manchester City) und André Silva (RB Leipzig) nur wenig zum Zug.

Nun muss es also in diesem Sommer gelingen, die Mannschaft so neu zu gestalten, dass sie erneut eine gute Rolle in der Bundesliga spielen kann. Werner war in den vergangenen dreieinhalb Jahren dafür verantwortlich, dass sich der Verein aus 2. Bundesliga ins sichere Mittelfeld des Oberhauses gekämpft hatte. Mehr Spiele an der Seitenlinie haben für die Hanseaten nur die Trainerlegenden Otto Rehhagel und Thomas Schaaf und der am Ende geschasste Florian Kohfeldt absolviert.

In der abgelaufenen Saison war Werder zwischenzeitlich mal ganz nah dran, sich für den Europapokal zu qualifizieren, obwohl "wir hier drei Jahre bezahlen wie ein Abstiegskandidat", sagte Werner vor ein paar Wochen. Den Finanzen hätte das Erreichen der europäischen Ränge sehr gut getan. Auch wenn es nach schwierigen Jahren wieder bergauf geht. "Wir waren auf der Intensivstation und hatten Long Covid - jetzt sind wir wieder komplett genesen und performant", sagte etwa Geschäftsführer Klaus Filbry im vergangenen Herbst bei der Mitgliederversammlung.

Werder erspart nervtötende Debatten

Die Ablehnung des neuen Vertrags begründete Werner gewohnt nüchtern: "Ich habe schon häufig gesagt, dass es mir in meiner Arbeit darum geht, einen Verein zu entwickeln. Wenn ein gewisser Punkt erreicht ist, gibt es in der Regel zwei Möglichkeiten: Entweder man sorgt für Veränderungen um einen Trainer herum oder man ändert etwas an der Trainerposition." Das ist nun passiert. Dabei schien doch alles so passend mit diesem unterkühlten Charakter, der mit seinem trockenen Humor die Menschen aber begeistern konnte.

Werder Bremen hatte keine Wahl. Nach der Ablehnung musste das Aus kommen. Werder wäre ständig Gefahr gelaufen, die Werner-Debatte nicht mehr loszuwerden, vor allem bei Misserfolg. Folgen die Spieler dem Trainer noch? Ist er überhaupt noch bei der Sache? So eine Begleitmusik kann einen ganzen Verein ins Dilemma reißen. Dieses nervtötende Theater erspart sich der Klub nun.

Und dennoch muss er sich hinterfragen, ob die eigene Strategie, bei all den begrenzten finanziellen Möglichkeiten, die richtige ist. Werner war erfolgreich, unter ihm ging es immer weiter nach oben. Der nächste Schritt wäre dann tatsächlich der Angriff auf Europa gewesen. Dafür bräuchte es Investitionen in den Kader.

Gibt es einen Top-Kandidaten?

Aber scheut Werder weiter das Risiko, mit Transfers aus dem höheren Regal eine Bruchlandung zu erleben? In jüngster Vergangenheit gab es ja einen prominenten Fall: Naby Keita. Der Mittelfeldspieler kam vom FC Liverpool, war ständig verletzt und provozierte den Klub dann auch noch mit arrogantem Verhalten. Auch da blieb der Verein konsequent. Wie nun bei Werner. Aber was ist das für ein Weg, der nicht nach oben geht? Der so devot ist, dass ein großes Trainertalent freiwillig Platz macht, wenn auch geplant erst im Sommer 2026.

Für Werder kommt der Knockout zur Unzeit. Der Umbruch muss gestaltet werden, aber welcher Spieler kommt denn, wenn er nicht weiß, auf welchen Trainer, auf welches System er sich einlässt. Wenn er nicht weiß, wie mit ihm geplant wird. Angeblich hat Werder bereits mehrere Gespräche geführt: Mit Marco Rose (zuletzt RB), mit Lukas Kwasniok (zuletzt Paderborn), der allerdings erstmal eine Pause einlegen will, oder auch mit Horst Steffen, der gerade auf bittere Weise mit dem SV Elversberg an der Bundesliga-Aufstiegssensation gescheitert ist. Der Elversberger, der unter anderem Woltemade in die Spur geholfen hatte, soll der Top-Kandidat sein. Mit ihm gebe es eine Beinahe-Einigung, berichtete die "Bild"-Zeitung wenige Stunden nach dem Werner-Rauswurf.

Steffen soll Werder sogar schon seine Zusage gegeben haben. Würden die Gespräche wie geplant laufen, könnte Steffen schon am Donnerstag an der Weser vorgestellt werden, hieß es weiter. Und das so nur kurz nach dem bitteren Relegations-Knockout. Eine durchaus fragwürdige Verhandlungsstrategie.

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