Oliver Zeidler gewinnt bei den Olympischen Sommerspielen von Paris die Goldmedaille - ein Jahr später führt ein anderes Leben. Plötzlich steht für Deutschlands Sportler des Jahres die Uni im Vordergrund. Das Rudern hat er aber nicht vergessen.

Eine vollgepackte Klausuren-Woche? Ein Auslandsaufenthalt in Asien? Dazu Vorlesungen mit Anwesenheitspflicht? All das klingt nicht unbedingt nach dem Alltag eines Mannes, der kürzlich noch zum Sportler des Jahres gekürt wurde. Das Leben des Ruder-Olympiasiegers Oliver Zeidler richtet sich derzeit allerdings vollends nach den Verpflichtungen abseits des Wassers. Ganz nach dem Motto: Hörsaal statt Regattastrecke.

Während die Konkurrenz ab Donnerstag bei der Europameisterschaft in Plowdiw/Bulgarien um die Medaillen kämpft, ist Zeidler im Prüfungsstress. Zwei Klausuren schreibt der Ausnahmeathlet in dieser Woche, es folgen Gruppenarbeiten mit Kommilitonen, eine verpflichtende Studienreise nach Singapur. Nach der erfolgreichsten Saison seiner Karriere tritt der 28-Jährige vorerst kürzer.

"Mein Ziel war, kein Pausenjahr einzulegen, und ich bin ja auch durchgehend im Training", sagt Zeidler. Seit Januar lebt er in Lausanne gemeinsam mit seiner Freundin Sofia Meakin, die selbst Ruderin ist. Und in nur einem Jahr will er dort seinen Master in Business Administration erwerben - auf Kosten des Sports. Mehr als die Weltmeisterschaft im September in Shanghai und die prestigeträchtige Henley-Regatta in London, sagt Zeidler, "geht leider nicht".

Ein völlig anderes Leben seit dem Triumph in Paris

Dennoch soll das Rudertraining nicht darunter leiden, obwohl es dieser Tage unter erschwerten Bedingungen stattfindet. Zeidler und Vater Heino, der zugleich sein Coach ist, pendeln zueinander, um den Trainingsbetrieb trotz der Distanz und des zeitintensiven Studiums aufrechtzuerhalten. "Ich habe ja auch gezeigt", sagte Zeidler der "Frankfurter Rundschau", "dass man das gut kombinieren kann, wenn man das richtige Umfeld hat".

Und: Die Pause an der Hochschule im Sommer kommt Zeidler gelegen, um vier Wochen durchgehend in München zu trainieren. "Ich bin guter Dinge, wenn es Richtung WM geht", sagt Zeidler. Dass er sich womöglich im Vorfeld den WM-Startplatz intern verdienen muss, ist ihm bewusst: "Sollte eine Ausscheidung angesetzt werden, hätte ich damit kein Problem."

Zeidler hat auch mal "Motivationsprobleme"

Vieles hat sich in Zeidlers Leben verändert, weniger als ein Jahr liegt die Triumphfahrt von Paris zurück. Bei Pflichtterminen für die Nationalmannschaft etwa habe er nach der Krönung der beispiellosen Karriere aber auch schonmal "Motivationsprobleme", gab Zeidler jüngst zu. Umso wichtiger ist es ihm deshalb, die Zeit zu nutzen, die er in den "intensiven zwei Jahren der Vorbereitung auf Los Angeles" nicht mehr habe.

Denn für 2028 plant Zeidler, der erst 2016 ins Ruderboot wechselte, nachdem er als Schwimmer die Olympia-Qualifikation verpasst hatte, einen weiteren Goldangriff. Dass er bis dahin sogar wieder mit dem Deutschen Ruderverband (DRV) zusammenfinden könnte, schloss Zeidler nicht aus. Die Zusammenarbeit habe sich "deutlich verbessert, seitdem der Sportdirektor ausgewechselt wurde". Es sei möglich, "dass wir davor wieder zusammen trainieren", sagte er.

Die Sommerspiele in Los Angeles 2028, kündigte Zeidler aber auch an, "werden meine letzten sein". Auf die Zeit danach bereitet er sich derzeit intensiv vor.

Haftungsausschluss: Das Urheberrecht dieses Artikels liegt bei seinem ursprünglichen Autor. Der Zweck dieses Artikels besteht in der erneuten Veröffentlichung zu ausschließlich Informationszwecken und stellt keine Anlageberatung dar. Sollten dennoch Verstöße vorliegen, nehmen Sie bitte umgehend Kontakt mit uns auf. Korrektur Oder wir werden Maßnahmen zur Löschung ergreifen. Danke