Matthäus lobt Gehaltsstruktur von PSG – „Vorbild für den FC Bayern“
Für die Stars des FC Bayern wird das Champions-League-Finale an diesem Samstagabend ein bitterer Tag. Beim Finale in München (21.00 Uhr, im Sport-Ticker der WELT)sitzen sie nur dahoam auf dem Sofa. Stattdessen trifft Inter Mailand, das Bayern im Viertelfinale ausschaltete, auf Paris St. Germain. Die Franzosen könnten zum ersten Mal den Titel gewinnen, nachdem es 2020 noch ein 0:1 im Endspiel gegen den deutschen Rekordmeister gegeben hatte.
„Mein Herz schlägt klar für meinen Ex-Klub Inter Mailand. Mein Verstand sagt aber: Paris Saint-Germain wird gewinnen“, sagt Lothar Matthäus: „Paris verfügt über eine individuelle Qualität, wie sie auch der FC Bayern oder Barcelona besitzen. Dazu kommt die neue mannschaftliche Geschlossenheit, die nun die Stärke dieses neuen PSG ist.“
Kurios: Ohne Mbappé, Neymar und Messi läuft es besser. Matthäus sagt: „Ich habe meinem Freund Nasser (PSG-Boss Al-Khelaifi, die Redaktion) seit Jahren gesagt: Euer Prinzip mit vielen Superstars wie Mbappé, Messi und Neymar mag gut für Trikotverkäufe und Merchandising sein, aber damit Titel zu gewinnen, das ist ein Ding der Unmöglichkeit.“
„Es war klug von PSG, die Gehaltsstruktur zu ändern“
Matthäus hat es in seiner Karriere selbst erlebt, wie es ist, wenn es in einer Mannschaft zu viele Häuptlinge gibt. „Da gibt es zu viele Eitelkeiten, die sich negativ auf das Mannschaftsgefüge auswirken. Das war auch bei den Teams von PSG in der Vergangenheit der Fall. Für einen Messi mögen andere Spieler gerne laufen, nicht aber zusätzlich noch für einen Mbappé und einen Neymar. Das konnte nicht funktionieren. Geschweige denn Mbappé oder Neymar für Messi.“
Durch die Trennung von den Superstars hat sich bei PSG auch das Gehaltsgefüge stark verändert. Top-Verdiener ist jetzt Ousmane Dembélé mit 18 Millionen Euro im Jahr. „Es war klug von PSG, die Gehaltsstruktur zu ändern“, erklärt der Sky-Experte – und wird deutlich: „Mit Ousmane Dembélé hat der absolute Spitzenverdiener ein Gehalt, das bei Bayern mehr als ein halbes Dutzend Spieler wie Gnabry, Goretzka & Co bekommen. Die nächsten Besserverdiener bei Paris nach Dembélé bekommen nicht mehr als in München die Profis, die schon zum hinteren Drittel des Gehälter-Rankings wie ein Upamecano zählen. Bayern muss bei Vertragsverlängerungen daher nun Härte zeigen. Da können sie von Paris lernen, PSG ist da ein Vorbild. Sie haben ihre Finanzpolitik in den vergangenen Jahren geändert.“
Die Franzosen sorgten bereits im Achtelfinale mit dem Ausschalten des FC Liverpool für Aufsehen. Im Halbfinale setzte sich das Team von Trainer Luis Enrique gegen Arsenal durch. Matthäus: „Das aktuelle Team ist das stärkste Paris, das ich bisher gesehen habe. Auch, weil ein Dembélé oder Kvaratskhelia sich trotz ihrer individuellen Qualität einordnen und auch mal für Defensivarbeit mit nach hinten laufen. Dazu kommt ein Donnarumma, der aktuell in der Form seines Lebens hält.“
Matthäus drückt Inter die Daumen gegen Paris
Inter schätzt Matthäus von der Qualität her weniger stark ein: „Mit Lautaro Martínez gibt es nur einen wirklichen Ausnahmespieler, der mit seinen Toren den Unterschied machen kann. Wenn man ehrlich ist, hat sich Inter gegen den FC Barcelona und den FC Bayern etwas durchgemogelt. Ihren Einzug ins Finale haben sich meine Mailänder ohne Frage aufgrund ihres hohen Einsatzes und Aufwandes, den sie betrieben haben, verdient. Das bessere Team waren sie aber weder im Halbfinale noch im Viertelfinale.“
Dennoch würde Deutschlands Rekordnationalspieler den Italienern, die ihren vierten Titel in der Champions League bzw. dem Europapokal der Landesmeister holen können, den Triumph wünschen. „Ich habe in Mailand die glücklichste Zeit meiner Karriere erlebt“, sagt Matthäus. „Wenn ich in Italien bin, werde ich noch heute mit meinem Spitznamen ,Il Grande‘ angesprochen. Zusammen haben wir dort Momente erlebt, die unvergesslich bleiben werden. Ich sehe noch den weinenden Diego Maradona im San-Siro-Stadion vor mir, weil wir ihm gerade die Meisterschaft entrissen haben. Das entscheidende Tor zum Sieg über Diegos Napoli hatte ich geschossen. Das haben sie mir in Mailand nie vergessen. Darum drücke ich Inter natürlich die Daumen.“
Das Interview wurde für das Sport-Kompetenzcenter (WELT, „Bild“, „Sport Bild“) erstellt und zuerst in der „Bild“ veröffentlicht.
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