Ballacks schonungslose Abrechnung mit der deutschen Nationalmannschaft
Michael Ballack fand keinen Gefallen an der Vorstellung der deutschen Nationalmannschaft. 1:2 gegen Portugal, das Aus im Halbfinale der Nations League, wieder kein Heim-Titel für die Elf von Bundestrainer Julian Nagelsmann. Ballack machte als Experte des Streamingsenders DAZN keinen Hehl daraus, dass es nach seinem Dafürhalten viel zu wenig war, was da in der Münchener Arena vom DFB-Team angeboten wurde – trotz der Führung durch Florian Wirtz in der 48. Minute.
„Es war bisschen schleppend, bisschen fahrig“, analysierte Ballack, „dann gehen wir in Führung. Danach sind wir passiv geworden. Wir haben die Kontrolle nicht gehabt. Es wurden viele Fehler gemacht. Die nötige Fitness war nicht da – auch die Qualität nicht. Das muss man ganz klar ansprechen.“
Irgendwas „hat gefehlt“, bilanzierte Ballack. Er wolle der Mannschaft nicht unterstellen, „nicht gewinnen zu wollen. Aber das hat sich auf dem Platz nicht widergespiegelt“.
Ausfälle von Musiala, Schlotterbeck und Rüdiger wiegen schwer
Ein klarer Bruch kam aus seiner Sicht dann endgültig nach einer Stunde ins deutsche Spiel. In der 60. Minute wechselte Nagelsmann dreifach durch. Maximilian Mittelstädt, Leroy Sané und Nick Woltemade gingen raus, Niclas Füllkrug, Serge Gnabry und Robin Gosens kamen rein. Kurz danach fielen die zwei portugiesischen Tore. Am Ende war mal wieder Superstar Cristiano Ronaldo mit seinem Tor zum 2:1 (68.) der Mann des Abends. Kurz zuvor hatte der starke Joker Francisco Conceicao (63.) zum Ausgleich getroffen.
Angesprochen darauf, sagt Ballack: „Gefruchtet hat der Wechsel nicht. Er hat keine Qualität und keine Dynamik gebracht. Ein Gosens oder Füllkrug – das ist keine europäische Top-Klasse. Natürlich wechselst du durch, aber das hat unserem Spiel nicht gutgetan. Es ist mit jeder Minute schlechter geworden.“
Für den ehemaligen Nationalmannschaftskapitän wiegen die Ausfälle von Jamal Musiala, Nico Schlotterbeck und Antonio Rüdiger schwer. Im Hinblick auf die kommende WM, die 2026 in den USA, Mexiko und Kanada stattfinden wird, sieht er vor allem eine Position kritisch. „Auf der linken Seite sind wir nur Durchschnitt – wenn überhaupt. Da müssen wir die Seite dicht kriegen, weil nach vorn relativ wenig kommt“, skizzierter er.: „Auch hinten. Mit den Ausfällen von Rüdiger und Schlotterbeck sind wir nicht stabil genug. Da brauchen wir Qualität. Wir sind hinterhergelaufen und können froh sein, dass es nicht noch höher ausgefallen ist.“
Für das DFB-Team war es die erste Niederlage seit dem Viertelfinal-K.o. gegen Spanien bei der Heim-EM 2024. Statt um die Nations-League-Trophäe muss die vorn nicht effektive und hinten wacklige DFB-Elf nun am Sonntag (15.00 Uhr, im Sport-Ticker der WELT) in Stuttgart gegen Europameister Spanien oder den WM-Zweiten Frankreich um Platz drei spielen. Beide stehen sich an diesem Donnerstagabend in Stuttgart gegenüber (21.00 Uhr, ebenfalls im Sport-Ticker der WELT).
Die Niederlage gegen Portugal hat für Nagelsmann negative Auswirkungen auf seine ehrgeizigen WM-Pläne. Die Chancen der deutschen Nationalmannschaft auf einen Platz im besten Lostopf für die Gruppenauslosung für das Turnier im Sommer 2026 in Amerika sind nämlich rapide gesunken. Schon in der WM-Vorrunde drohen Kracher-Spiele gegen Argentinien, Spanien oder Frankreich.
Durch die Niederlage gegen Portugal büßt die DFB-Elf in der für das Setzverfahren maßgeblichen Fifa-Weltrangliste 11,71 Punkte ein. Der Rückstand auf Italien als Neunter des Rankings würde damit bei einem Sieg der Squadra Azzurra in der WM-Qualifikation in Norwegen am Freitag auf mehr als 20 Punkte anwachsen.
Kaum Chancen für Deutschland zum Aufholen in WM-Qualifikation
Deutschland muss für einen Platz im besten Lostopf nach Abschluss der WM-Qualifikation im November mindestens noch einen Platz aufrücken und Neunter in der Weltrangliste sein. Nach jetzigem Stand können in den insgesamt sechs WM-Qualifikationsspielen gegen die Slowakei, Nordirland und Luxemburg aber nur noch knapp 20 Punkte geholt werden. Zudem rücken Kroatien und Marokko auf den Plätzen elf und zwölf im Fifa-Ranking der DFB-Elf immer näher.
Das Spiel um Platz drei in der Nations League gegen Frankreich oder Spanien am Sonntag hat somit eine wichtige sportliche Komponente. Hier kann durch die Prominenz des Gegners in einem Spiel mit etwa 15 Zählern noch einmal zweistellig für das kompliziert berechnete Fifa-Ranking gepunktet werden.
Helfen würde der DFB-Elf, wenn ein besser platziertes Team sich überraschend nicht für die WM qualifiziert. Landet Deutschland bei der Auslosung in Topf 2, wäre in der WM-Gruppenphase auch erneut Portugal mit Cristiano Ronaldo ein möglicher früher Kontrahent. Auch ein unangenehmes Duell mit Co-Gastgeber Mexiko in klimatisch schwierigen Bedingungen wäre möglich.
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