Nach einer tödlichen Massenpanik bei der Meisterfeier einer Cricket-Mannschaft in Indien hat die Polizei vier mutmaßliche Verantwortliche festgenommen. Der Regierungschef des Bundesstaates Karnataka, Siddaramaiah, erklärte am Freitag, er habe die Polizei angewiesen, Vertreter des Cricket-Clubs Royal Challengers Bangalore (RCB), des Veranstaltungsorganisators DNA und des Cricket-Verbands von Karnataka festzunehmen.

Ein Journalist der Nachrichtenagentur AFP sah, dass der hochrangige RCB-Funktionär Nikhil Sosale und drei DNA-Vertreter zu einem Richter gebracht wurden. Der Sender NDTV berichtete später, für alle vier sei ein 14-tägiger Gewahrsam angeordnet worden. Zunächst hatte das Magazin „India Today“ berichtet, der Leiter der RCB-Marketingabteilung sei am Flughafen von Bangalore festgenommen worden.

Im südindischen Bangalore waren am Mittwoch hunderttausende Fans zusammengeströmt, um den Sieg der Royal Challengers gegen die Punjab Kings in der indischen Cricket-Meisterschaft zu feiern.

Ein Meer von kricketbegeisterten Anhängern drängte sich im Stadion und feierte den lang erwarteten Triumph ihrer Mannschaft. Draußen ballten sich noch mehr Menschen vor den Toren, in der Hoffnung, einen Blick auf ihre geliebten Stars zu erhaschen. Der Andrang der Zuschauer war weitaus größer als erwartet. Zehntausende versuchten, sich einen Weg nach drinnen zu bahnen.

Panik und ein chaotischer Ansturm auf die Stadiontore führte dann zu einem tödlichen Gedränge, bei dem elf Fans im Alter zwischen 14 und 29 Jahren ums Leben kamen und es dutzende Verletzte gab. Die meisten Opfer wurden niedergetrampelt oder erstickten, nachdem sie in die unkontrollierbar anschwellende Menschenmenge geraten waren.

Die Massenpanik war ein weiterer Vorfall in einem Land, in dem ein schlechtes Management von Menschenmengen häufig zu Unfällen führt. Der Vorfall machte auch deutlich, dass die Leidenschaft für die Kricket-Stars in Indien – wo die Fans jeden Schritt der Spieler genau verfolgen – leicht tödlich enden kann, wenn die Menschenmengen nicht richtig geordnet werden.

Nun müssen „Köpfe rollen“

Der Vorfall ereignete sich, als die Menschenmenge vor dem M. Chinnaswamy-Stadion begann, in das Stadion zu strömen, wo die staatlichen Behörden das Royal Challengers Bengaluru Cricket-Team feierten. Das Team hatte am Dienstag nach 18 Jahren endlich das Finale der Indian Premier League, des populärsten T20-Kricket-Turniers der Welt, gewonnen. Die ganze Nacht hindurch strömten jubelnde Menschenmassen auf die Straßen der Stadt.

Kricket wird in Indien von Hunderten von Millionen Menschen verfolgt und erreicht dort Rekordeinschaltquoten im Fernsehen und im Internet. Für viele Fans ist es ein wahr gewordener Traum, einen Blick auf ihren Lieblingsspieler zu erhaschen, selbst wenn sie dafür ihr Leben riskieren müssen.

Laut Karnatakas Ministerpräsident Siddaramaiah seien mindestens 200.000 Kricketfans auf den Straßen der Stadt gewesen, mindestens viermal mehr als die Behörden erwartet hatten. Sein Stellvertreter, D.K. Shivakumar, sagte, dass 5.000 Polizeibeamte eingesetzt worden seien, um für Sicherheit zu sorgen, aber die „junge, lebhafte Menge“ sei „unkontrollierbar“ geworden.

Das Unglück sorgte in Indien für großes Entsetzen. Zwei hochrangige Polizeibeamte, darunter auch der Polizeichef der Stadt, wurden vom Dienst suspendiert.

Der Verein RCB sagte den betroffenen Familien jeweils umgerechnet rund 13.300 Euro Entschädigung zu. Indischen Medien zufolge hatte der Verein allein mit seinem Meistertitel umgerechnet rund 2,6 Millionen Euro verdient. „Das finanzstärkste Cricket-Turnier der Welt darf keine Abstriche bei der Fan-Sicherheit machen“, kommentierte die Zeitung „Indian Express“ in einem Leitartikel. Nach dem Unglück vom Mittwoch müssten bei den Verantwortlichen nun „Köpfe rollen“.

In Indien kommt es während Großveranstaltungen immer wieder zu Unglücken. Im Januar waren während des Hindu-Fests Kumbh Mela im Norden Indiens 30 Menschen ums Leben gekommen.

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