Julian Nagelsmann will im kommenden Jahr Weltmeister mit dem DFB-Team werden. Geplant war das an der Seite seines Assistenten Sandro Wagner. Doch dort bricht die Mission vorzeitig ab. Der gemeinsame Weg endet überraschend kühl.

In Stuttgart erlebten der Bundestrainer Julian Nagelsmann und sein Assistent Sandro Wagner ihre vielleicht emotionalste Stunde mit der deutschen Fußball-Nationalmannschaft. Im Viertelfinale der EM im vergangenen Sommer war sie auf denkbar bitterste Weise an Spanien und der Hand von Marc Cucurella gescheitert. Danach flossen Tränen und wurden große Pläne geschmiedet. Nagelsmann rief den Gewinn der Weltmeisterschaft 2026 aus. Deutschlands Fußballer gönnten sich nur kleine Momente der Enttäuschung, der nächste Weg war das Ziel. Zumindest für das Trainer-Duo geht er bereits ein Jahr vorher als verabredet zu Ende.

An diesem Sonntagnachmittag (15 Uhr bei RTL, DAZN und im Liveticker bei ntv.de) kehren das DFB-Team, kehren Nagelsmann und Wagner nach Stuttgart zurück. Dabei wollen sie eigentlich gar nicht hier sein. Viel lieber wären sie in München geblieben. Doch dort hatten sie vor einigen Tagen das Halbfinale in der Nations League gegen Cristiano Ronaldos Portugiesen verloren und sich danach einiges an Kritik gefallen lassen müssen. Nun geht es nur noch um Platz drei, gegen die Franzosen, denen dieses Spiel aber offensichtlich reichlich egal ist.

Nicht viel Platz hinter Nagelsmann

Deutschland will sich nach der schwachen Leistung gegen Portugal rehabilitieren. Aber über diesem Spiel schwebt auch eine andere Geschichte. Denn die Nationalelf nimmt Abschied von Sandro Wagner, der bricht die ausgerufene WM-Mission vorzeitig ab. Das hatte sich über Monate hinweg angedeutet. Als Nagelsmann dem DFB zum 125-jährigen Jubiläum eine Vertragsverlängerung bis zur EM 2028 schenkte, fehlte überraschend der Name von Wagner auf der Grußkarte.

Und jetzt der vorzeitige Abschied schon vor der WM im nächsten Jahr. Der Assistent Wagner hatte sich innerhalb des Teams und darüber hinaus einen extrem guten Ruf erarbeitet. Er selbst merkte, dass er zu groß geworden war für die Rolle des Schattenmanns. Er wurde ungeduldig. Hinter Julian Nagelsmann ist nicht viel Platz, was nicht nur an der Größe des Chefs liegt, sondern auch an dessen Dauerpräsenz im Schlaglicht. In der Gerüchteküche wurde Wagner jede Woche auf eine andere Platte gelegt. Jeder Klub, der suchte, war plötzlich einer für ihn. Am Ende wurde es etwas überraschend der FC Augsburg, seine erste richtige Profistation.

"Öffentlich bewusst im Hintergrund halte"

Für Wagner war die Rolle hinter Nagelsmann der perfekte Job. Vorher war er Trainer beim Regionalligisten Unterhaching und meinungsstarker TV-Experte. Bei der DFB-Elf konnte er ausprobieren und lernen, ohne selbst in der ersten Reihe zu stehen. Er selbst sah sich nicht als klassischer Co-Trainer auf Lebenszeit, wie er zu Beginn des Jahres dem "Spiegel" erklärte. "Ich bringe mich so ein, dass wir größtmöglichen Erfolg als Gruppe haben können. Dazu gehört auch, dass ich mich öffentlich bewusst im Hintergrund halte." Seine Rolle hat einen Vorteil. "Aber derzeit ist das perfekt für mich, ich kann von Top-Leuten um mich herum wahnsinnig viel mitnehmen."

Nagelsmann und Wagner wirkten mit Beginn ihrer Amtszeit schnell als perfekte Einheit. Da schien sich etwas gefunden zu haben, was so gut passte, wie einst Joachim Löw und Hansi Flick. Öffentlich sprachen sie selten über das Binnenverhältnis. Man konnte es aber gut von der Tribüne aus beobachten. Immer wenn es für die DFB-Elf eng wurde, diskutierten Nagelsmann und Wagner eifrig an der Trainerbank. Das war so im EM-Viertelfinale gegen Spanien oder im San Siro gegen Italien, als die DFB-Elf nur schwer ins Spiel fand. Der Co-Trainer wurde dann zum Sparringspartner für den ideenreichen Bundestrainer.

Nach Abpfiff analysierten sie die Spiele meist noch auf dem Feld, mit dem Dritten im Bunde, mit dem Co-Trainer Benjamin Glück. Künftig übernimmt das dann Benjamin Hübner, der Wagner ersetzen wird. Er ist ein Vertrauter Nagelsmanns, er kennt den Bundestrainer. Der Ex-Profi war Kapitän in Hoffenheim, agierte als Nagelsmanns verlängerter Arm auf dem Feld. Er ist sein Wunsch, seine Entscheidung. Anders als Wagner, der damals schon da war. Er war im Sommer 2023 als Assistent von Hannes Wolf bei der U20 zum DFB zurückgekehrt. Nach der Trennung des äußerst glücklosen Bundestrainers Hansi Flick übernahm Wagner die Nationalelf an der Seite von Sportdirektor Rudi Völler und Wolf für das Testspiel gegen Frankreich im September 2023 (2:1). Danach ging's an der Seite von Nagelsmann weiter.

"Er hat einen guten Job gemacht"

"Natürlich wird uns Sandro fehlen. Natürlich werden wir Sandro vermissen", sagte Undav. Wagner war vor allem im Spielerkreis sehr beliebt. Weil er authentisch war und seine Vita viel Glaubhaftes hergibt. "Er weiß, wie wir Spieler ticken. Er war selber Spieler auf hohem Niveau. Er hat immer eine sehr gute Bindung gehabt zu den Spielern", führte Undav aus. "Der Sandro hat sehr viel Ahnung vom Fußball. Er weiß, was er machen muss. Er hat sehr viel gelernt." Deutlich weniger emotional wurde Nagelsmann dann auf der Pressekonferenz vor dem Spiel gegen die Franzosen, auch wenn er zuvor schonmal betont hatte, dass er "Sandros Wunsch, Cheftrainer zu werden, persönlich gut nachvollziehen" könne. Er "respektiere seine Entscheidung".

Am Samstagabend wurde Nagelsmann kaum emotionaler: "Er hat einen guten Job gemacht und hat die Dinge gut erfüllt, die wir gebraucht haben im Trainerteam", sagte der Bundestrainer. Das war überraschend kalt. "Ich wünsche ihm viel Erfolg", sagte Nagelsmann, der Wagners Schritt inhaltlich nicht groß bewerten wollte. "Ich glaube, er fühlt sich gut und wohl damit, das ist das Wichtigste. Damit schafft man gute Voraussetzungen, um erfolgreich zu sein." Sollte Wagner es schaffen, beim FCA attraktiven Fußball spielen zu lassen, "habe ich auch was davon", sagte Nagelsmann, der selbst einst eine Vergangenheit als Spieler und Coach bei den bayerischen Schwaben hatte: "Dann kann ich mir vielleicht mal ein Spiel anschauen, mit Freude. Das wünsche ich ihm."

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