„So etwas haben wir alle noch nicht gesehen“ – Match für die Geschichtsbücher von Sinner und Alcaraz
Es war im entscheidenden fünften Satz dieses vielleicht denkwürdigsten Endspiels, das es je bei den French Open gegeben hat. Jannik Sinner hatte sich gegen Carlos Alcaraz noch einmal zwei Breakbälle gegen den drohenden Matchverlust herausgearbeitet, als Eurosport-Kommentator Matthias Stach noch mal ein Superlativ bemühte, um der Besonderheit der finalen Tennis-Schlacht auf Sand Ausdruck zu verleihen: „Eines der krassesten Matches, das ich je gesehen habe.“
Und das eigentlich keinen Verlierer verdient hatte. Passenderweise wurde es nach 5:29 Stunden erstmals in einem Match Tie-Break entschieden – und Alcaraz hatte das bessere Ende für sich. Der 22-jährige Spanier rang in einem hochklassigen und dramatischen Endspiel den Weltranglisten-Ersten aus Italien mit 4:6, 6:7 (4:7), 6:4, 7:6 (7:3), 7:6 (10:2) nieder und feierte bereits den fünften Grand-Slam-Titel seiner Karriere. Im vergangenen Jahr hatte sich Alcaraz im Finale von Paris in fünf Sätzen gegen Alexander Zverev durchgesetzt.
„Carlos, meinen Glückwunsch. Eine unglaubliche Leistung, ein unglaublicher Kampf. Du verdienst das“, gratulierte Sinner fair: „Danke auch an mein Team. Wir haben alles versucht, alles gegeben, was wir haben. Es ist schwer, aber ich bin auch glücklich mit diesem zweiten Platz zufrieden.
Sinner hatte im vierten Satz beim Stand von 5:3 und 40:0 beim Aufschlag von Alcaraz drei Matchbälle hintereinander vergeben und anschließend auch sein Service nicht zum dritten Grand-Slam-Titel nutzen können. Nach seinen Triumphen bei den US Open in New York und den Australian Open in Melbourne musste er sich damit erstmals in einem Grand-Slam-Finale geschlagen geben. Es war das längste und wohl auch mitreißendste Finale in der Historie des Profitennis bei den French Open.
Nowitzki und Spike Lee im Publikum
„Ein Finale für die Geschichte“, hatte Co-Kommentator Boris Becker bereits während des Matches am Eurosport-Mikrofon eingeordnet und die Exklusivität dieses Spektakels unterstrichen: „Wer sich ein bisschen im Tennis auskennt: So etwas haben wir alle noch nicht gesehen.“
Passend dazu die Reaktionen des Publikums. Über das gesamte Match fingen die Kameras Zuschauer mit den Händen vor dem Gesicht oder verschränkt hinter dem Kopf ein. Ungläubig, staunend und gespannt, was die beiden Athleten auf der roten Asche als nächstes bereithalten würden.
Neben zahlreichen Tennis-Legenden waren auch Regisseur Spike Lee, Schauspieler Dustin Hoffmann, Football-Star Odell Beckham jr., Rugbyspieler Antoine Dupont, Stabhochsprung-Weltrekordler Armand Duplantis oder die Basketball-Ikonen Dirk Nowitzki und Tony Parker unter den begeisterten Zuschauern.
Große Fairness von Alcaraz und Sinner
„Ich bin mir ziemlich sicher, dass du noch viele große Titel gewinnen willst. Es ist ein Privileg mit dir gemeinsam Geschichte zu schreiben. Danke, dass du so eine große Inspiration bist. Für die Jugend bist du ohnehin ein Vorbild“, sagte Alcaraz später bei der Siegerehrung in Richtung seines geschlagenen Kontrahenten
Was Sinner, aber auch Alcaraz während des Finals erneut unter Beweis stellten. Beide Spieler korrigierten im Verlauf des Matches Linienrichterentscheidungen zu ihren Ungunsten. Das Finale war nicht nur sportlich hochklassig.
Ein paar letzte Besonderheiten: Alcaraz gewann erstmals ein Spiel über fünf Sätze, in dem er die ersten beiden Durchgänge verloren hatte. Er ist erst der sechste Spieler, der in Paris in der modernen Tennis-Geschichte nach einem 0:2-Satzrückstand im Finale noch den Titel gewinnen konnte. Sinner, für den es nach seiner dreimonatigen Doping-Sperre erst das zweite Turnier war, hatte bis zum Finale in Paris keinen einzigen Satz verloren und 47 der vorangegangenen 49 Spiele gewonnen. Er verlor lediglich die Endspiele von Peking und Rom, nun auch in Paris – alle drei gegen Alcaraz.
Wenn Lutz Wöckener nicht gerade irgendeinen Sport im Selbstversuch ausprobiert, schreibt er über Darts und Sportpolitik, manchmal aber auch Abseitiges wie Fußball.
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