Gnadenlos fertigen die Füchse Berlin den Gegner aus Nantes im Halbfinale der Champions League ab. Und das, obwohl Welthandballer Mathias Gidsel nach acht Minuten Rot sieht. Die Entscheidung der Schiedsrichter ist nicht das, was das Team auf die Palme bringt. Die Wut hat einen anderen Grund.

Nach der Partie hüpfte Mathias Gidsel seinem Team wie entfesselt in die Arme. Endlich durfte er den Hallenboden wieder betreten. Der Welthandballer hatte mehr als 50 Minuten lang zusehen müssen, wie die Füchse Berlin ohne ihn den Einzug ins Finale der Champions League klarmachen. Das gelang mehr als eindrucksvoll: 34:24 hieß es am Ende gegen den französischen Vizemeister HBC Nantes. Wieder einmal war der frisch gebackene Deutsche Meister gnadenlos über einen Gegner hinweggefegt. Mit einem Unterschied: ohne Gidsel.

Der Däne hatte nach nur acht Minuten die Rote Karte gesehen. Er war ausgerutscht und hatte seinen Gegner Kauldi Odriozola am Kreis weggegrätscht. Unglücklich, unabsichtlich, aber: "Da muss man auf die Schiedsrichter vertrauen. Das war eine Rote Karte." So wie Gidsel es selbst sagte, war es auch die einhellige Meinung der anderen Füchse. Auch Geschäftsführer Bob Hanning bestätigte, die Entscheidung der Schiedsrichter sei regelkonform gewesen. "Hart, aber vertretbar", so sein Urteil.

Rutsch-Gate wiederholt sich sogar

Wenn also alles richtig gelaufen ist - warum gab es dann trotzdem Aufregung? Weil Gidsel eben ausgerutscht war - nicht das einzige Mal in der Partie, dass ein Spieler auf dem Boden rutschte. "Das war wirklich eine Katastrophe. Man hat schon beim Warm-up und im gesamten Spiel gesehen, dass hier etwas ganz falsch ist", so Gidsel.

Auch Hanning sagte: "Das war kein Champions-League-Boden, auf dem heute gespielt wurde." Er hoffe, dass bis morgen zum Finale und zuvor zum Spiel um Platz drei nachgebessert werde. Seine Begründung für den rutschigen Hallenboden: Das Feuerwerk, das kurz vor Anpfiff als Teil der Eröffnungsshow abgebrannt wurde, hat den Boden glatt gemacht. "Ich bin Gott dankbar, dass es hier nicht mehr Verletzte gegeben hat", so Hanning.

Und das Absurde wiederholte sich sogar. Im zweiten Halbfinale zwischen dem SC Magdeburg und dem FC Barcelona (31:30) liefen die letzten Minuten, als der Katalane Aitor Arino genauso ausrutschte und seinem Gegner zwischen die Beine grätschte. Auch der 32-Jährige, der ab der kommenden Saison bei den Füchsen Berlin spielt, sah Rot.

"Schwerste eineinhalb Stunden meiner Karriere"

Für Gidsel bedeutete die Rote Karte, dass er den Rest des Spiels von der Tribüne aus ansehen musste. Eine völlig ungewohnte Situation für den 26-Jährigen, der anschließend sagte: "Das waren die schwersten eineinhalb Stunden in meiner Karriere für mich. Es ist ein Traum für mich, für den Verein hier zu spielen."

Doch seine Füchse schonten seine Nerven, spielten souverän und glanzvoll weiter. "Wie die Mannschaft das gelöst hat, in welcher Art und Weise jeder Verantwortung übernommen hat, das war schon stark", so Sportvorstand Stefan Kretzschmar. Denn: "Niemand weiß ja, wie wir spielen, wenn wir ohne Gidsel spielen, weil wir in den letzten Wochen und Monaten nie ohne Gidsel spielen mussten."

Nach dem Sieg betonen nun alle Berliner das Positive an der Roten Karte: Gidsel hatte Zeit zum Erholen. "Klar, das ist ein Vorteil für mich, dass ich ein bisschen Energie sparen konnte." Denn am Sonntag darf er im Finale (18 Uhr/Dyn, DAZN, DF1) wieder mitmischen - im Handball geht die Rote Karte nur mit der Sperre fürs laufende Spiel einher. Der MVP der Bundesliga-Saison hofft, dass er dann mehr als zehn Minuten Spielzeit bekommt: "Denn ich will zeigen, dass ich auch dabei war."

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