Infantino verkündet aberwitzige Fußball-Pläne für die USA
Gianni Infantino berauscht sich an der ersten XXL-Klub-WM. Das ist kein Wunder, schließlich ist das Turnier sein Prestige-Projekt. Und auch wenn sich das Interesse bei vielen Spielen arg in Grenzen hält, vor allem beim US-Publikum, hat der FIFA-Boss neue große Ziele.
Gianni Infantino wäre nicht Gianni Infantino, wenn er nicht schon neue, gigantische Pläne für den Fußball hätte. Im Rausch der Gefühle bei seiner XXL-Klub-WM formuliert der FIFA-Boss sein nächstes Projekt. Er möchte den Fußball in den USA zur Sportart Nummer eins machen. Das sagte Infantino bei einem Gespräch mit dem Sender Fox News, berichtet das Portal "The Athletic". Noch verstecken sich das Spiel und die heimische Liga, die Major League Soccer (MLS) im Schatten der großen Giganten NFL, NHL, NBA und MLB. Aber die Sonne grüßt schon, findet Infantino. Schon bald werden die USA eine Fußball-Nation sein, sagt er.
Aber warum eigentlich? Die gerade in glühender Hitze laufende Klub-WM in den Vereinigten Staaten liefert nicht so wahnsinnig viele Indizien, dass sich derzeit im amerikanischen Schatten ein gigantischer Hype aufbaut, der den Sport schon in Bälde an die Spitze des nationalen Interesses spülen wird. Die von Infantino als "neue Ära des Fußballs" angepriesene Klub-WM steckt noch im Stau der Visionen fest. Viele Stadien bleiben leer, angesichts der Größe der Arenen liefert das viele trostlose Bilder. Richtig stimmungsvoll, so wie Infantino seine WM trotz allem fast durchgängig verkauft, wurde es bisher selten. Und wenn, dann wenn die Südamerikaner am Ball waren.
FIFA feiert "einzigartige Atmosphäre"
Aber das ist eben der Unterschied: In Südamerika sind die Fans historisch fußballverrückt. Und sie genießen es, sich bei der ersten XXL-Version mit den großen Teams aus Europa zu messen. In Brasilien ist die Begeisterung für das Turnier so groß, dass sich der nationale Fußballverband bereits in Stellung für die zweite Auflage 2029 bringt. Es wäre, bei aller Kritik, mal wieder eine gute Nachricht für den Fußball, der immer häufiger von autokratischen Einschlägen bedroht wird. Von Deals mit zweifelhaften Geld- und Gastgebern.
Man sei "stolz auf die einzigartige und multikulturelle Atmosphäre und die Unterstützung, die dieser neue Wettbewerb bereits erzeugt habe", schwärmte die FIFA vor wenigen Tagen etwas überraschend in einem ersten Zwischenfazit. Doch die Eindrücke aus den Stadien sprechen oft eine andere Sprache. Die Auslastung liegt im Schnitt bei gerade einmal 56 Prozent, von den von Infantino für das Turnier angekündigten "zwei, drei oder vier Millionen" Fans ist noch wenig zu sehen.
"Das ganze Umfeld war ein bisschen eigenartig. Das Stadion war fast leer", sagte Chelseas Trainer Enzo Maresca nach dem Auftaktspiel der Londoner. Bayerns Joshua Kimmich bekannte, dass er vor Ort "nicht so eine Euphorie" spüre. Und das, obwohl sich die FIFA alle Mühe gibt, Tickets unter anderem auf den letzten Drücker für billige Preise verkauft. Laut der britischen "Daily Mail" sollen Fans innerhalb der Stadien gar schon in andere Bereiche umgesetzt worden sein, damit es im Kamerabild besser gefüllt aussieht.
Geheimrezept: Auf- und Abstieg
Infantinos Pläne für die Fußball-Explosion der USA könnte dennoch kaum ambitionierter sein. Die MLS werde in "drei bis vier, maximal fünf Jahren ganz oben stehen" und zu den Top-Ligen der Welt gehören. "Und ich kann Ihnen sagen, warum – weil ich jetzt hier bin", tönte der 55 Jahre alte Schweizer. Understatement ist nicht so ganz so seine Sache. Das haben er und seine FIFA reichlich bewiesen, unter anderem mit der Trophäe für die WM, mit der sich vor allem Infantino selbst ein Denkmal in der Fußballgeschichte erschaffen will.
Tiffany, ein Juwelier aus New York, hat den neuen Klub-WM-Pokal hergestellt. Die Aluminium-Trophäe ist mit 24 Karat Gold überzogen. Auf der Seite der FIFA heißt es dazu unter anderem euphorisch: "Inspiriert von großen Entdeckern, dem Periodensystem, Astronomie und den ins All gesendeten Voyager Golden Records, spiegelt die Trophäe [...] das unermüdliche Streben nach Großem wider."
Der Weg des Fußballs an die US-Spitze ist für den FIFA-Boss gar nicht so kompliziert, wie nicht FIFA-Bosse denken würden. Auch wenn sich laut einer Umfrage von S&P Global aus diesem Jahr Erwachsene in den USA eher für Baseball, Basketball, Football, Hockey, Olympische Sommer- und Winterspiele interessieren, denn für Fußball. Infantinos Ansicht nach müssten nur einige Dinge verändert werden wie zum Beispiel die Einführung von Auf- und Abstieg. Weil die MLS, wie auch die großen Sportligen in die USA, eine geschlossene Gesellschaft sei, gebe es auch keine märchenhaften Überraschungen wie anderswo. "Das lässt sich auch in die amerikanische Kultur einbringen, wo es das Konzept von Auf- und Abstieg nicht gibt", sagte Infantino.
Dass die drei absoluten Elite-Ligen ihrer Sportart, die MLB, die NFL und die NBA, dennoch hunderte Millionen von Menschen in den USA wie auch außerhalb begeistern, scheint der FIFA-Boss geschickt zu ignorieren. Der Vorteil dieser Ligen: Sie vereinen die Besten der Allerbesten, nahezu konkurrenzlos. Das im Fußball, an einem Standort ohne große Tradition zu schaffen, scheint unmöglich. Das musste jüngst auch das Milliardenprojekt Saudi-Arabien lernen.
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