Als der FC Bayern bei einem Transfer extrem ins Risiko ging
Laut Uli Hoeneß ist es der "spektakulärste Transfer", den der FC Bayern in seiner Amtszeit getätigt hat. Als der heutige Rekordmeister 1983 den Dänen Sören Lerby holte, ging es dem Verein finanziell miserabel - und Lerby sollte eine Rekordsumme kosten. Doch die Bayern riskierten den Transfer.
"Wir hatten damals sieben Millionen Mark Schulden und mittags extra noch eine Beiratssitzung gemacht. Weil: Sören kostete zwei Millionen, da mussten wir uns das Go holen", hat Uli Hoeneß einmal über die aufregenden Stunden im Frühjahr 1983 erzählt, als der FC Bayern München nach zwei Jahren ohne Meistertitel unbedingt etwas an seinem Kader verändern musste - das Geld allerdings alles andere als locker beim Klub von der Säbener Straße saß. Doch Trainer Pal Csernai hatte es sich in den Kopf gesetzt, unbedingt diesen jungen Dänen Sören Lerby nach München zu holen, der mit Ajax Amsterdam trotz seiner erst 25 Jahre bereits fünfmal Meister und zweimal Pokalsieger geworden war.
Viele Jahre später hat Uli Hoeneß beim Blick zurück auf seine lange Zeit als Manager des FC Bayern München, auf die Frage nach seinem "spektakulärsten Transfer" in seiner Karriere tatsächlich mit "Sören Lerby" geantwortet. Nicht Lothar Matthäus, Luca Toni, Franck Ribéry oder Stefan Effenberg - sondern der Däne Lerby. Und das hat ganz sicher mit den besonderen Umständen zu tun gehabt, die damals (nicht nur) dem jungen Manager des FC Bayern große Sorgen bereiteten. Denn das Geld war in diesen Tagen Anfang der 80er-Jahre in München mindestens ein so großes Thema wie heute beim möglichen Transfer des Stuttgarter Nationalspielers Nick Woltemade in die bayrische Landeshauptstadt.
Hoeneß blaffte seinen Coach an
Damals hatte sich der ungarische Coach des FC Bayern, Pal Csernai, in Lerby verliebt und sah in ihm genau den Spieler, den er für einen echten Wandel bei seinem Team auf dem Platz brauchte. Doch der Däne sollte eine Stange Geld kosten. Geld, das der FC Bayern in diesen Tagen des Frühjahrs 1983 nicht hatte. Ganz im Gegenteil. Anders als heute plagten den Rekordmeister heftige Schulden. Und doch gab es damals vom Beiratsvorsitzenden grünes Licht, wie Hoeneß im Jahr 2020 der "tz" erzählte: "Dann hat Rudolf Houdek gesagt: 'Ach, auf die zwei Millionen kommt es auch nicht mehr an. Wenn ihr der Meinung seid, dann kauft's ihn halt.'
Nun war eigentlich alles klar, doch dann reisten Trainer Pal Csernai, Präsident Willi O. Hoffmann und Uli Hoeneß nach Amsterdam, um den Deal mit Sören Lerby klarzumachen. Als sie jedoch den Dänen unten auf dem Rasen spielen sahen und er an diesem Tag alles andere als überzeugte, bekam der Bayern-Coach kalte Füße. Nur wenige Sekunden bevor sie Lerby in einem Amsterdamer Restaurant trafen, offenbarte Csernai dem Präsidenten Hoffmann und Manager Hoeneß seine Bedenken:"So wie der heute gespielt hat, können wir das nicht machen!"
Hoeneß reagierte konsterniert und blaffte seinen Coach an: "Wenn Sie den nicht nehmen, dann kriegen Sie gar keinen neuen Spieler, das sage ich Ihnen!" Doch ehe Csernai noch etwas erwidern konnte, kam der lächelnde Lerby um die Ecke und lief direkt auf die drei zu. Und dann passierte etwas Überraschendes. Denn Hoffmann ließ sich durch die Worte seines Trainers nicht beirren und empfing den Dänen mit einem kräftigen Händedruck: "Wie schön, dass Sie da sind, setzen Sie sich doch. Darf ich Sie als Spieler von Bayern München begrüßen?" Und so kam im Sommer 1983 Sören Lerby zum heutigen Rekordmeister.
FC Bayern geht komplett ins Risiko
Trotz sieben Millionen Mark Schulden legte der FC Bayern München weitere zwei Millionen, die er eigentlich nicht hatte, auf den Tisch von Ajax Amsterdam und ging damit komplett ins Risiko. Vor allem auch deshalb, weil nur wenige Tage nach der Verpflichtung des Dänen, Trainer Pal Csernai seinen Hut nehmen musste und der neue Coach Udo Lattek anfangs überhaupt nichts mit dem Mann, den das "Fußball-Magazin" mit der Schlagzeile "Bayern Münchens neuer Millionen-Star Sören Lerby: Ich will kein neuer Breitner sein" empfangen hatte, anfangen konnte und wollte.
Doch am Ende setzte sich der Däne beim FC Bayern durch, holte zweimal die Deutsche Meisterschaft und den DFB-Pokal und trug maßgeblich dazu bei, dass es beim Klub von der Säbener Straße seit diesem Moment "nur noch bergauf" ging, wie sich Uli Hoeneß auch heute noch gerne erinnert.
Vielleicht ist dies sogar ein Wink mit dem Zaunpfahl für die heutige Führungsriege des Rekordmeisters auch einmal etwas "Außergewöhnliches" zu tun, wie es die Stuttgarter selbst im Fall Nick Woltemade nennen. Ob es dann tatsächlich die richtige Tat zur rechten Zeit war, wird ohnehin erst die Zukunft zeigen. So wie im Jahr 1983 beim unvergessenen Bayern-Idol Sören Lerby.
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