Mit seinem ersten Luftreiniger AirPursue PM10 gelingt Dreame ein beeindruckendes Debüt. Das Gerät erweist sich im Praxistest als leistungsstark, aber leise und überzeugt mit durchdachten Funktionen und einem effektiven Verfolgungsmodus. Leider muss man dafür einen hohen Preis bezahlen.

Luftreiniger werden immer beliebter, auch nach der Corona-Pandemie steigt laut Market Data Forecast der Absatz stetig an, unter anderem in Deutschland. In Europa soll sich der Markt von 4,84 Milliarden Euro 2024 bis 2032 auf rund 8 Milliarden Euro nahezu verdoppeln.

Oft sind Allergien ein Kaufgrund, in Städten spielt auch eine hohe Belastung durch Feinstaub eine wichtige Rolle. Außerdem können die Geräte Gerüche und Schadstoffe beseitigen, die in den Wohnungen selbst entstehen.

Auch der chinesische Konzern Dreame möchte jetzt einen Teil des stetig wachsenden Kuchens abhaben und hat kürzlich zwei Luftreiniger auf den Markt gebracht. ntv.de hat den AirPursue PM10 ausprobiert, der im Gegensatz zum PM20 keine Heizungsfunktion bietet und etwas leistungsschwächer ist.

Außergewöhnliches Design

Während die meisten Luftreiniger funktional-langweilig aussehen, will der Dreame AirPursue PM10 auffallen. Das knapp 85 Zentimeter hohe Gerät sieht mit einer messingfarbenen Gitter-Säule, auf der eine halbkugelförmige Ventilator-Einheit mit einer schwarzen, nach außen gewölbten glänzenden Fläche nach oben blickt, spektakulär aus. Wobei speziell der Sockel und die gleichfarbige Fernbedienung stark an Geräte von Dyson erinnern.

Das ist vermutlich kein Zufall, vermutlich hat Dreame die Zielgruppe des britischen Konkurrenten im Visier, die unter anderem für ein besonderes Design bereit ist, höhere Preise zu bezahlen. Und das muss man beim AirPursue PM10, der knapp 800 Euro kostet. Zum Vergleich: Der ähnlich leistungsfähige Warentest-Sieger Bosch Air 4000 kostet aktuell etwa 265 Euro.

CADR auf Sieger-Niveau

Der Dreame-Neuling sieht aber nicht nur außergewöhnlich aus, er hat auch technisch einige Extras zu bieten, die den gewaltigen Preisunterschied rechtfertigen sollen. Was die Reinigungsleistung auf dem Papier angeht, liegt er mit dem Bosch Air 4000 gleichauf. Er ist in der Lage, 300 Kubikmeter Luft pro Stunde zu reinigen (CADR 300 m³/h).

Damit ist der AirPursue PM10 auch für größere Räume geeignet. Beispielsweise kann er die Luft in einem etwa 2,5 Meter hohen Zimmer mit 40 Quadratmetern dreimal pro Stunde säubern. In einem entsprechend großen Raum hat ntv.de das Gerät ausprobiert.

Auch Formaldehyd wird herausgefiltert

300 m³/h ist die Höchstleistung des Luftreinigers, im Alltag ist der Luftdurchsatz des Reinigers meistens deutlich niedriger. Was nötig ist, überlässt man dem AirPursue am besten selbst. Im Automatikmodus (intelligente Reinigung) messen die Sensoren des Geräts ständig die Luftqualität im Raum und passen den Durchsatz entsprechend an.

Zu den ermittelten Werten gehören der Anteil von Feinstaub (PM) in der Luft in Größen von weniger als 1 bis 10 Mikrometer (µm), Formaldehyd (HCHO) und andere flüchtige organische Verbindungen (TVOC) wie Benzol. Zusätzlich misst das Gerät Raumtemperatur und Luftfeuchtigkeit.

App bequemer als Display und Fernbedienung

Die gemessenen Werte sieht man in der App oder in einem kleinen Farbdisplay im Zentrum des Kopfes. Über eine Taste neben dem Ein-Aus-Schalter kann man die Anzeige wechseln. Dazu kann man auch die Fernbedienung nutzen. Aber wie bei allen anderen Einstellungen ist es meistens bequemer, das über die App zu erledigen.

Um Schadstoffe aus der Luft zu holen, ist der AirPursue PM10 mit einem Kombinationsfilter für Allergene, einer Kohlenstoffschicht und einem Formaldehyd-Kata-Filter ausgestattet. Größere Partikel wie Tierhaare hält das Gitter-Gehäuse auf.

Geringer Stromverbrauch, teure Filterwechsel

Die Automatik reagiert schnell auf Veränderungen. Schon wenige Sekunden, nachdem eine Testperson eine Zigarette anzünden durfte, arbeitete der Luftreiniger auf Höchstleistung. Dabei betrug die Leistungsaufnahme rund 33 Watt, bei sauberer Luft verbraucht das Gerät knapp 6 Watt, im Stand-by 1 Watt.

Das ist erfreulich effizient, selbst bei einer ununterbrochenen Nutzung auf maximaler Lüfterstufe liegt der tägliche Stromverbrauch bei nur 0,8 Kilowattstunden. Bei einem Preis von 30 Cent pro kWh würde der Dauerbetrieb nur 24 Cent pro Tag kosten. Im Monat wären es 7,20 Euro, im Jahr 86,40 Euro.

Allerdings sind die Wechsel-Filter recht teuer. Der Aktivkohlefilter kostet knapp 100 Euro und soll ein Jahr halten. Der rund 120 Euro teure Kombi-Filter soll alle zwei Jahre gewechselt werden. Das bezieht sich allerdings auf Durchschnittswerte, acht bis zehn Stunden Nutzung bei mittlerer Lüfterstufe und normaler Raumluftbelastung.

Der Wechsel kann also deutlich früher, aber auch wesentlich später fällig sein. Wann es so weit ist, sieht man in der App, die die voraussichtlich verbleibende Nutzungsdauer in Tagen anzeigt.

Leise und weitreichend

Neben dem Automatikmodus kann man in der Anwendung neben manuellen Einstellungen zwei weitere Modi auswählen. Im Haustiermodus läuft der Lüfter auf Hochtüren, um Tierhaare und -gerüche zu entfernen. Im Komfortmodus steht die Lüfter-Geschwindigkeit auf Stufe 1. Dann ist der Dreame AirPursue PM10 mit am Gerät gemessenen 30 Dezibel kaum zu hören, was speziell nachts im Schlafzimmer gut ist.

Auf höchster Stufe ist er mit 60 Dezibel so laut, dass er beispielsweise beim Fernsehen stört, aber man kann ihn problemlos weiter entfernt platzieren. Das ist einfach, denn er hat an der Unterseite versteckte, leichtgängige Rollen.

Weitere Entfernungen sind für das Gerät auch kein Problem, weil es die Luft aus der Halbkugel bis zu zehn Meter weit pustet. Zusätzlich wird die Zirkulation verstärkt, indem auch aus der Oberseite des Sockels Luft ausströmt und seitlich abgelenkt wird. Laut Dreame werden so auch effektiv Bereiche gereinigt, in denen sich verschmutzte Luft ansammelt. "Ein hoher CAD-Wert reicht nicht aus, wenn diese Bereiche nicht erreicht werden", schreibt der Hersteller.

Effektive Personenerkennung

Damit die Luft überall hinkommt, kann man auch die Richtung des Stroms einstellen. Der PM10 kann um 45, 90 oder 180 Grad hin und her schwenken. Außerdem hat das Gerät als außergewöhnliches Extra einen Verfolgungsmodus. Dabei erkennen Bewegungssensoren eine Person im Raum und richten den Luftstrom automatisch in ihre Richtung. Erkennt das Gerät zwei, versucht es zwischen deren Positionen zu wechseln.

Der Verfolgungsmodus hat im Praxistest fast zu akkurat funktioniert. Denn der Luftreiniger reagiert auch auf kleinere Bewegungen, wenn er nicht weit entfernt steht, etwa, wenn man sich nach vorn beugt. Das kann etwas nervig werden. Ebenso exakt funktioniert das automatische Aufwecken aus dem Stand-by, wenn man den Raum betritt, in dem der Dreame AirPursue PM10 steht. Beide Funktionen kann man nutzen, muss es aber nicht. Obendrein kann man das Gerät über einen Timer zu oder nach bestimmten Zeiten ein- und ausschalten.

Die schicken Extras bringen wenig, wenn die Luft nicht effektiv gereinigt wird. Dies ohne Laborausrüstung nachzuprüfen, ist schwer möglich. Im Praxistest diente ein Dyson-Luftreiniger mit deaktiviertem Lüfter als Kontrollgerät. Er bestätigte weitgehend die vom AirPursue PM10 ermittelten Werte.

Offenbar schnell und gründlich

Und die sanken bei Versuchen mit Zigarettenrauch bei leicht geöffneten Fenstern erstaunlich schnell aus dem roten in den grünen Bereich. Rund fünf Minuten nachdem die Kippe ausgedrückt war, schaltete das Gebläse schon von der höchsten auf die mittlere Stufe, nach etwa zehn weiteren Minuten war die Sache erledigt.

Ein weiteres Indiz für eine effektive Reinigung ist, dass nach 15 bis 20 Minuten kaum noch etwas vom Zigarettenqualm zu riechen war. Das gilt allerdings nur für frische Filter. Wie Stiftung Warentest festgestellt hat, nimmt die Reinigungsleistung mit der Zeit teilweise deutlich ab. Wie sehr das bei diesem Gerät der Fall ist, muss sich noch zeigen.

Fazit

Der Dreame AirPursue PM10 ist ein leistungsfähiger und effektiver Luftreiniger, der einige tolle Tricks auf Lager hat. Interessant ist dabei vor allem seine weitreichende Zirkulation, die den Unterschied zu auf dem Papier ähnlich starken Konkurrenten machen könnte. 800 Euro gibt man für den Neuling aber nur aus, wenn man das Design und die speziellen Extras mag, die man nicht unbedingt benötigt, die aber Spaß machen.

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