Auch wenn jetzt wieder Hilfe nach Gaza kommt, gibt es noch keine Entwarnung. Ganz im Gegenteil: Hilfsorganisationen sehen den "schlimmsten Fall einer Hungersnot". Israels Außenminister weist das als "Lüge" zurück.

Auch nachdem Israel die Lieferung von Hilfsgütern erlaubt hat, reißt die Kritik nicht ab. Das Welternährungsprogramm (WFP) bezeichnete den Transport der Güter per Luftabwurf als "nicht praktikabel". In dicht besiedelten Gebieten wie dem Gazastreifen gefährdeten die schweren Pakete die Bevölkerung, sagte WFP-Direktor für Notsituationen Ross Smith in Genf. Zudem seien Abwürfe teuer und könnten den Bedarf nicht decken.

Israel müsse stattdessen alle Grenzübergänge öffnen und den Helfern erlauben, humanitäre Güter per Lastkraftwagen zu liefern, betonte Smith. Nötig seien 500 Lkw-Ladungen pro Tag. Derzeit kämen aufgrund der Blockade Israels nur wenige in die Region.

Auch die Initiative Integrated Food Security Phase Classification (IPC) schlägt Alarm. Die globale Initiative analysiert die Versorgungssicherheit und erhöhte zuletzt die Warnstufe für eine Hungersnot im Gazastreifen. In dem Küstengebiet entwickle sich gerade "der schlimmste Fall einer Hungersnot", hieß es. Die jüngsten Entwicklungen, darunter die Blockade durch Israel, hätten die Lage "dramatisch verschlechtert". In der IPC arbeiten mehr als ein Dutzend UN-Organisationen, Hilfsorganisationen, Regierungen und andere Einrichtungen zusammen.

Laut Israel kommen weitere Lkw im Gazastreifen an

Der israelische Außenminister Gideon Saar wies Berichte über eine Hungersnot im Gazastreifen als Lüge zurück. Er räumte aber ein, die Lage dort sei "hart". Saar sagte weiter, der "militärische Druck" sei wirksam, aber nicht die einzige Option. Israel sei auch bereit, auf Diplomatie zu setzen.

Israel selbst meldete, dass weitere Lkw mit Hilfsgütern den Gazastreifen erreicht hätten. 260 Lastwagen seien in den abgeriegelten Küstenstreifen eingefahren und warteten derzeit auf ihre Abholung und die Verteilung der Güter, teilte die israelische Militärbehörde Cogat auf X mit. Bereits am Montag seien mehr als 200 Lastwagenladungen in den Gazastreifen gelangt. Sie seien von UN- und anderen Organisationen übernommen worden, um die humanitäre Hilfe zu verteilen. 

Philip Kuntschner, ARD Tel Aviv, zu den Hilfslieferungen in den Gazastreifen und über die UN-Konferenz zur Zweistaaten-Lösung

tagesschau24, 29.07.2025 10:00 Uhr

Monatelange Blockade

Wie weit die Bevölkerung jedoch tatsächlich erreicht wird, bleibt laut ARD-Korrespondent Philip Kuntschner bislang unklar. "Dementsprechend ist die humanitäre Lage auch weiterhin so katastrophal, wie wir sie auch schon seit mittlerweile Monaten - beinahe Jahren - beschreiben müssen", so Kuntschner.

Im März hatte Israel eine Totalblockade für Hilfsgüter verhängt. Ab Mai ließ es nur kleine Mengen an Hilfslieferungen durch. Nach wachsendem internationalen Druck hatte Israel am Sonntag schließlich wieder Hilfslieferungen in größerem Stil zugelassen. Dafür wurden Feuerpausen verhängt, sowie sichere Korridore für den Transport eingerichtet.

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