Der ukrainische Präsident könne den Krieg "fast sofort" beenden - das behauptet US-Präsident Trump. Doch zu welchen Bedingungen? Vor dem Treffen mit Trump betonte der ukrainische Präsident Selenskyj, worauf es ihm ankommt.

Erst das Gespräch mit Kremlchef Wladimir Putin in Alaska, jetzt ein Treffen mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj und anderen europäischen Spitzenpolitikern: US-Präsident Donald Trump will ein Friedensabkommen für die Ukraine aushandeln. Dabei geht er nun deutlich auf Distanz zu Kiew.

So schrieb Trump auf seiner Plattform Truth Social: "Der ukrainische Präsident Selenskyj kann den Krieg mit Russland fast sofort beenden, wenn er will, oder er kann weiterkämpfen." Die Äußerung weckt Erinnerung an frühere Aussagen Trumps. Schon in der Vergangenheit hatte er dem Ukrainer eine Mitschuld - und teils sogar die alleinige Verantwortung - an dem von Russland 2022 begonnenen Angriffskrieg gegeben.

Keine Krim-Rückgabe, kein NATO-Beitritt

Außerdem machte der US-Präsident deutlich, dass er einen NATO-Beitritt der Ukraine und eine Rückgabe der 2014 von Russland annektierten Schwarzmeer-Halbinsel Krim für unrealistisch hält. "Manche Dinge ändern sich nie!!!", schrieb er mit Blick auf entsprechende Forderungen der Ukrainer. Trump verwies auf die vom damaligen US-Präsidenten Barack Obama geduldete Annexion der Krim und fügte hinzu: "Kein NATO-Beitritt der Ukraine."

Damit untermauerte der US-Präsident Forderungen, die Russland mit Blick auf eine mögliche Friedenslösung stellt. Putin hat mehrfach betont, dass eine Rückgabe der Krim und ein NATO-Beitritt der Ukraine für ihn nicht infrage kommen.

Selenskyj: Frieden muss von Dauer sein

Selenskyj reagierte mit einer längeren Nachricht auf der Plattform X. Russland müsse diesen Krieg beenden, den es selbst begonnen habe. "Und ich hoffe, dass unsere gemeinsame Stärke mit Amerika und unseren europäischen Freunden Russland zu einem echten Frieden zwingen wird", schrieb Selenskyj.

Außerdem warnte er vor fragwürdigen Vereinbarungen. Ein Frieden müsse von Dauer sein. "Nicht wie vor Jahren, als die Ukraine gezwungen war, die Krim und einen Teil unseres Ostens - einen Teil des Donbass - aufzugeben, und Putin dies einfach als Sprungbrett für einen neuen Angriff nutzte." Selenskyj verwies auch darauf, dass "Sicherheitsgarantien", die die Ukraine 1994 erhalten habe, nicht funktioniert hätten.

Treffen im Weißen Haus

Trump wird heute - drei Tage nach dem Gipfeltreffen mit Putin in Alaska - Selenskyj sowie mehrere europäische Spitzenpolitiker im Weißen Haus empfangen. An den Gesprächen nehmen unter anderem Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU), Frankreichs Präsident Emmanuel Macron, der britische Premierminister Keir Starmer, EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen und NATO-Generalsekretär Mark Rutte teil.

Ein zentrales Thema wird die Haltung gegenüber russischen Gebietsansprüchen sein. Russland besteht darauf, dass die Ukraine Gebietsverluste anerkennt und fordert angeblich auch den gesamten Donbass. Selenskyj lehnte das kategorisch ab.

Seit dem Alaska-Gipfel zwischen Trump und Putin mehren sich unbestätigte Medienberichte, dass der US-Präsident die Möglichkeit für ein schnelles Friedensabkommen sieht - wenn die Ukraine Russland den gesamten Donbass überlässt. Das würde bedeuten: Kiew gibt Gebiete ab, die bislang noch gar nicht unter russischer Kontrolle sind.

Diskussion über Sicherheitsgarantien

Ein weiteres wichtiges Thema: Sicherheitsgarantien für die Ukraine. Damit sind Maßnahmen zum Schutz vor Angriffen gemeint. Eine Möglichkeit wäre ein ukrainischer Beitritt in die NATO. Den will Moskau aber unbedingt verhindern. Stattdessen wird jetzt über das Szenario eines NATO-ähnlichen Schutzversprechens der USA und europäischer Staaten an die Ukraine diskutiert.

"Wir konnten das sozusagen umgehen und eine Vereinbarung erzielen, dass die Vereinigten Staaten einen Schutz ähnlich dem in Artikel 5 bieten könnten", sagte der US-Sondergesandte Steve Witkoff dem Sender CNN. Die Russen hätten erstmals so einem Szenario zugestimmt.

Artikel 5 des NATO-Vertrags sieht vor, "dass ein bewaffneter Angriff gegen eine oder mehrere von ihnen in Europa oder Nordamerika als ein Angriff gegen sie alle angesehen werden wird". Im Gegensatz zum ursprünglichen Artikel 5 würde im diskutierten Szenario aber nicht das gesamte atlantische Bündnis einspringen. Stattdessen stünden die Vereinigten Staaten und europäische Länder in der Pflicht.

Von europäischer Seite sind die Erwartungen aber nicht all zu hoch. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron äußerte sich skeptisch über mögliche Friedenspläne Russlands. Er glaube nicht, dass Putin nach Frieden strebt. "Denke ich, dass Präsident Putin Frieden will? Die Antwort ist Nein", sagte Macron. "Ich glaube, dass er die Kapitulation der Ukraine will."

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