Israels Pläne für eine Einnahme von Gaza-Stadt werden konkreter: Die Armee berief dafür bis zu 60.000 zusätzliche Reservisten ein. Die Hamas griff inzwischen einen Militärposten an.

Der israelische Verteidigungsminister Israel Katz hat nach Medienberichten einen Einsatzplan der Armee zur Einnahme der Stadt Gaza gebilligt. Dafür sollen bis zu 60.000 Reservisten einberufen werden, sagte ein Vertreter des israelischen Militärs. Zudem würde man den Dienst von 20.000 bereits im Einsatz befindlichen Reservisten verlängern.

Die Einberufungsbescheide könnten in den kommenden Tagen verschickt werden, hieß es weiter. Die Reservisten sollen im September zum Dienst antreten. Insgesamt würden dann rund 120.000 Reservisten im Einsatz sein. Der Großteil der Truppen für den Einsatz in dem größten städtischen Zentrum des Gazastreifens werde jedoch aus aktiven Soldaten bestehen.

Medien: Gaza-Stadt soll geräumt werden

Nach Medienberichten sieht der Plan die Räumung der Stadt vor, in der sich nach Schätzungen rund eine Million Menschen aufhalten. Das Nachrichtenportal ynet berichtete, Katz habe auch Vorbereitungen für eine Aufnahme von Zivilisten aus der Stadt Gaza an einem Ort weiter südlich in dem Küstenstreifen genehmigt.

Dort solle ihre Versorgung mit humanitären Hilfsgütern gewährleistet werden. Es wird befürchtet, dass die Offensive die ohnehin katastrophale Lage der Zivilbevölkerung im Gazastreifen noch verschlimmern wird.

Hamas greift israelischen Militärposten an

Mehr als 15 bewaffnete Palästinenser haben israelischen Militärangaben zufolge eine Stellung der Armee im Süden des Gazastreifens angegriffen. Sie hätten im Bereich der Stadt Chan Junis auf die israelischen Soldaten geschossen und Panzerabwehrraketen eingesetzt, teilte ein Militärvertreter mit. Einige seien in den Posten eingedrungen. Die Truppen hätten das Feuer erwidert und in Zusammenarbeit mit der Luftwaffe zehn der Angreifer getötet, die aus mehreren Tunnelschächten gekommen seien. 

Der militärische Hamas-Arm reklamierte den Angriff für sich. Man habe feindliche Panzer und Gebäude mit Sprengsätzen, Panzerabwehrraketen und Handgranaten angegriffen, hieß es in der Mitteilung der islamistischen Terrororganisation.

Israelische Medien berichteten, man gehe davon aus, dass sie beabsichtigten, Soldaten zu entführen. Drei Soldaten seien verletzt worden, einer davon schwer, teilte die Armee mit. Der Vorfall dauere noch an, die Soldaten seien im Einsatz, "um die Terroristen aufzuspüren und auszuschalten", hieß es weiter.

Tote bei Angriffen auf Gaza-Stadt

Die israelische Armee hatte ihre seit mehr als einer Woche verstärkten Angriffe auf die Stadt Gaza fortgesetzt. Eine neue Phase der Gefechte soll nach Angaben eines israelischen Militärvertreters "eine schrittweise, präzise und gezielte Operation in und um die Stadt Gaza" beinhalten, darunter auch in Gebieten, in denen die Armee bislang noch nicht im Einsatz war. Die Truppen führten derzeit Angriffe in den Stadtteilen Seitun und Dschabalia aus, erklärte der Militärvertreter.

Der von der radikalislamischen Palästinenserorganisation Hamas kontrollierte Zivilschutz im Gazastreifen warf der israelischen Armee vor, bei Angriffen mindestens 21 Menschen getötet zu haben. Anwohner des Stadtteils Sabra berichteten ebenfalls von vermehrten israelischen Angriffen. Zivilschutz-Sprecher Mahmud Bassal sprach von einer "sehr gefährlichen und unerträglichen" Situation in Seitun und Sabra.

Bisher keine israelische Antwort auf Waffenruhe-Vorschlag

Die Genehmigung für den Einsatz erfolgte, obwohl die islamistische Hamas am Vortag nach eigener Darstellung internationalen Vermittlern eine "positive Antwort" auf einen neuen Vorschlag für eine Waffenruhe im Gazastreifen vorgelegt hatte.

Bisher hat Israel auf den Vorschlag nicht geantwortet. Ministerpräsident Benjamin Netanjahu sagte bisher nur, er habe Berichte über eine "positive Antwort" der Hamas auf den von Ägypten und Katar unterbreiteten Vorschlag für eine Waffenruhe vernommen. "Die Hamas steht unter enormem Druck", sagte er.

Mit einer offiziellen Reaktion Israels wird bis Ende der Woche gerechnet. Nach Medienberichten soll das Sicherheitskabinett am Donnerstag zusammenkommen. 

Israel bleibt bei Forderungen

Israels Forderungen für eine Beendigung des Krieges sind die Entwaffnung der Hamas, die Rückführung aller Geiseln, die Entmilitarisierung des Gazastreifens, israelische Sicherheitskontrolle und eine alternative Zivilverwaltung, die weder von Hamas noch der Palästinensischen Autonomiebehörde ausgeübt wird.

Haftungsausschluss: Das Urheberrecht dieses Artikels liegt bei seinem ursprünglichen Autor. Der Zweck dieses Artikels besteht in der erneuten Veröffentlichung zu ausschließlich Informationszwecken und stellt keine Anlageberatung dar. Sollten dennoch Verstöße vorliegen, nehmen Sie bitte umgehend Kontakt mit uns auf. Korrektur Oder wir werden Maßnahmen zur Löschung ergreifen. Danke