Trump verordnet US-Museen Patriotismus
Er hält ihre Geschichtsdarstellung für zu "woke" und "anti-amerikanisch": US-Präsident Trump lässt die Nationalen Museen der Smithsonian Institution überprüfen. Historiker sind in großer Sorge.
Im Februar 2017 ist der neue Präsident der USA gerade zwei Wochen im Amt. Mit interessiertem Blick spaziert Donald Trump damals durch das kürzlich eröffnete Museum für Afroamerikanische Geschichte und Kultur in Washington. Die Ausstellung zeigt den Kampf um die Freiheit aus der Sklaverei, um Bürgerrechte in den USA und den Einfluss auf Kunst, Musik und Literatur. Trump zeigt sich begeistert: In seiner Rede lobt er das Museum als bedeutsamen Ort im Kampf gegen Bigotterie, Intoleranz und Hass.
Acht Jahre später gehört das Museum noch immer zu den meistbesuchten auf der National Mall in der Hauptstadt der USA. Donald Trump jedoch hat seine Meinung seither grundlegend geändert: Die Nationalen Museen in Washington seien "außer Kontrolle" und sollten "anständig" und "positiver" über die Geschichte des Landes sprechen, fordert er auf seiner Online-Plattform.
Trump will keine "anti-amerikanischen" Narrative
Bevor im kommenden Jahr die USA ihren 250. Geburtstag feiern, sollen die Nationalen Museen des Landes auf Linie gebracht werden. Auf Anordnung aus dem Weißen Haus soll die unabhängige, aber staatlich finanzierte Smithsonian Institution die Programme und Konzepte ihrer Museen zur Kontrolle vorlegen - sonst würden Bundesmittel vorenthalten.
Bereits im März forderte Trump in einer präsidialen Anordnung die Nationalen Museen und deren Betreiber wie die Smithsonian Institution dazu auf, in ihrer Darstellung der US-Geschichte die Einheit, den Fortschritt der USA sowie amerikanischen Patriotismus zu betonen. Künftige Mittel für das Smithsonian sollen nur noch an Ausstellungen fließen, die keine "spaltenden" oder "anti-amerikanischen" Narrative verbreiten. Im August präzisiert der Präsident, die Museen sollten die Landeshistorie vor allem nicht auf "woke oder rassistische Weise" darstellen.
Trump-Anhänger halten Sklaverei für Randnotiz
Die historische Betrachtung von Rassismus, Sklaverei und nationaler Identität in den USA ist ein wiederkehrendes Motiv der Bewegung "Make America Great Again": 200 Jahre Sklaverei in Amerika, so eine verbreitete Ansicht unter Trump-Wählern, seien in der großartigen US-Geschichte allenfalls ein Randphänomen gewesen und dessen kritische historische Aufarbeitung mindestens unpatriotisch. Die "pro-amerikanische Überarbeitung" von Schulbüchern und Museen war ein populäres Wahlversprechen des Präsidenten.
Nach welchen Kriterien die Ausstellungsinhalte genau überprüft werden sollen, ist offen. Experten der American Historical Association fürchten, das Geschichtsbild eines einzelnen Bundesbeamten könnte dabei mehr zählen als die wissenschaftliche Arbeit von Historikern nach professionellen Standards. Würden politische Beamte in die kuratorische Praxis von Museumsfachleuten eingreifen, befürchtet AHA-Geschäftsführerin Sarah Weicksel im ARD-Interview, würden die Integrität und Genauigkeit historischer Interpretation untergraben und öffentliches Vertrauen in die Museen des Landes verloren gehen.
Schon der Anschein politischer Einflussnahme schadet
Der Druck der Regierung Trump entfaltet eine abschreckende Wirkung auch auf Universitäten, Schulen und andere öffentliche Stellen in den USA. Mitarbeiter der National Parks und im Verteidigungsministerium sichteten bereits zu Jahresbeginn historisches Material auf ihren Webseiten und entfernten eigenständig Material, um den Anordnungen der Exekutive nachzukommen.
Die Smithsonian Institution beteuert, im Laufe der Überprüfung die Wissenschaftlichkeit und Überparteilichkeit ihrer Museen schützen zu wollen. Doch allein der Anschein politischer Einflussnahme schadet den Museen bereits: Als Anfang August das Nationalmuseum für Amerikanische Geschichte einen Hinweis auf das Amtsenthebungsverfahren gegen Donald Trump entfernte, war der Aufschrei groß. Die Erklärung des Museums, es habe sich lediglich um eine routinemäßige Überarbeitung von Exponaten gehandelt und keinerlei Einfluss der Regierung gegeben, bekam hingegen kaum jemand mit.
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