Hunderttausende machen Druck auf die Regierung
In Tel Aviv haben erneut Hunderttausende Menschen die israelische Regierung aufgefordert, einer Geisel-Vereinbarung mit der Hamas zuzustimmen. Bei der Sitzung des Sicherheitskabinetts soll das Abkommen aber kein Thema gewesen sein.
In Israel haben sich Hunderttausende Bürger am landesweiten Protesttag beteiligt, zu dem Angehörige von Hamas-Geiseln aufgerufen hatten. Bei einer Demonstration in der Küstenmetropole Tel Aviv versammelten sich am Abend erneut zahlreiche Menschen auf dem "Platz der Geiseln" - nach Einschätzung der Veranstalter etwa 350.000. Sie forderten lautstark die Freilassung der Geiseln und ein Ende des Kriegs im Gazastreifen, wie die Nachrichtenagentur dpa berichtet.
Das Forum der Geisel-Angehörigen hatte den Aufruf unter das Motto "Israel steht zusammen" gestellt. Es kam bereits tagsüber zu Demonstrationen und Straßenblockaden. Protestaktionen sollten auf die Situation der Geiseln aufmerksam machen. Die Organisatoren des Protests werfen dem israelischen Premierminister Benjamin Netanjahu vor, den Krieg aus politischen Gründen zu verlängern und ein Abkommen für deren Befreiung zu sabotieren.
"Eroberung Gazas ist das Gegenteil unserer Werte"
Bei der Kundgebung im Zentrum von Tel Aviv sagte die Ehefrau des im Gazastreifen getöteten Yossi Sharabi, Nira, laut der israelischen Zeitung Haaretz, es sei die richtige Entscheidung, einem umfassenden Abkommen zur Freilassung aller Geiseln zuzustimmen. "Das ist nicht nur das, was wir, die Familien der Geiseln, fordern - es ist das, was das israelische Volk will. Es entspricht unseren Grundwerten. Die Eroberung Gazas ist das Gegenteil dieser Werte", sagte sie.
Ofir Braslavski, dessen Sohn Rom am 7. Oktober 2023 entführt worden war, sagte: "Ich möchte meinen Sohn nicht in einem Leichensack zurückbekommen, wie die 41 vor ihm und die, die danach kommen werden." Das sei alles unter Aufsicht von Netanjahu geschehen. "Es ist fast so, als geschehe das absichtlich." Terroristen hatten zuletzt ein Propaganda-Video veröffentlicht, in dem Rom, der auch deutscher Staatsbürger ist, abgemagert und ausgezehrt zu sehen war. "Seitdem ist ein Monat vergangen, und nichts wird getan."
Braslavski sagte weiter, er traue niemandem in der Regierung - einzig dem Generalstabschef Eyal Zamir. Dieser hatte sich Berichten zufolge für die Annahme des Geisel-Deals ausgesprochen und soll der Einnahme von Gaza-Stadt kritisch gegenüber stehen.
Geisel-Abkommen wohl kein Thema im Sicherheitskabinett
Die Organisatoren der Demonstration teilten am Abend mit: "Mehr als 350.000 Menschen bei der Kundgebung (...) haben eine klare Botschaft gesendet: Die Regierung muss das derzeit auf dem Tisch liegende Abkommen unterzeichnen. Die ganze Nation fordert ein Ende des Krieges und die Rückkehr aller Geiseln."
Die islamistische Terrororganisation Hamas hatte vor gut einer Woche erklärt, sie habe einem neuen Vorschlag der Vermittlerstaaten Ägypten und Katar für eine Waffenruhe zugestimmt, der auch die Befreiung einiger Geiseln vorsieht. Auf den Vorschlag ist Israels politische Führung bisher nicht eingegangen.
Laut Medien traf sich am Abend das israelische Kabinett. Dabei soll nach Berichten der Times of Israel ein Abkommen mit der Hamas über eine Waffenruhe und die Freilassung der Geiseln nicht diskutiert worden sein. Stattdessen soll es dabei um die Pläne für die nächsten Schritte bei der israelischen Operation in Gaza-Stadt gegangen sein.
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